Im Rausch dieser Nacht
mir, dass du ihre Katze in Pflege nehmen wolltest, während sie auf Reisen ist. Da haben wir beschlossen, gleich beide hierherzubringen, damit sie nicht getrennt sind.“ Er hatte ein Glas Wasser und zwei Tabletten gebracht. Es waren die Schmerzmittel, die Sherri schon im Krankenhaus bekommen hatte.
„Woher weißt du, dass ich die nehme?“, fragte sie.
„Der Doktor hat mir eine Liste der Medikamente mitgegeben, die du die nächste Zeit nehmen sollst.“
Sherri nahm die Pillen ein und spülte sie mit dem Wasser herunter. Sie war dankbar dafür, denn sie wusste, dass sie schnell wirkten.
„Eines habe ich aber vergessen“, sagte Greg dann. „Ich habe Joan gar nicht danach gefragt, wie die Katzen heißen.“
„Das ist Lucifer“, stellte Sherri vor, während sie ihrem Kater den Kopf kraulte.
„Und der andere? Satan?“
„Nein.“ Sherri musste lachen. Sie zeigte auf die Katze, die sich gerade genüsslich putzte. „Das ist Angel.“ Sie sah Greg einen Moment lang an, dann sagte sie: „Ich dachte, du hasst Katzen? Und trotzdem hast du dich bereit erklärt, die beiden aufzunehmen?“
Er stand mit den Händen in den Hosentaschen am Fußende des Betts und beobachtete, wie Lucifer ausgiebig mit Sherri schmuste. „Der scheint sich ja richtig zu freuen, dass du wieder da bist.“ Damit ging er zur Tür. „Ruh dich ein bisschen aus“, sagte er und verließ das Zimmer.
Als Sherri die Augen wieder aufschlug, war es im Zimmer fast dunkel. Die Sonne war hinter den Baumwipfeln verschwunden. Sie musste den ganzen Tag lang geschlafen haben. Es dauerte ein wenig, bis sie wusste, wo sie sich befand. Die beiden Katzen waren noch bei ihr, Lucifer lag lang hingestreckt eng an sie geschmiegt und Angel zusammengerollt auf ihrer anderen Seite. Von der Tür her fiel ein schwacher Lichtschein ins Zimmer. Erst jetzt bemerkte Sherri, dass Hannah dort stand.
„Es tut mir leid, wenn ich störe. Aber wir dachten, du müsstest vielleicht mal etwas essen. Wenn du aufstehen willst, helfe ich dir in den Rollstuhl.“
Sherri richtete sich halb auf und stützte sich auf die Ellbogen. Hannah war eine attraktive Frau. Sie war groß, fast so groß wie Greg, hatte eine feine, helle Haut und strohblondes Haar. Dem Typ nach könnte sie Schwedin sein, tippte Sherri. Auf jeden Fall waren sie und Greg ein attraktives Paar.
Mit vereinten Kräften schafften sie es, Sherri in den Rollstuhl zu bugsieren. Hannah zeigte ihr das angrenzende Badezimmer, und Sherri probierte die Steuerung des Rollstuhls aus. Sie hatte schnell heraus, wie man damit umging, und das Gefährt glitt ihren Befehlen gehorchend lautlos über das Parkett. Das Angebot, ihr im Bad zu helfen, lehnte Sherri höflich ab.
Nachdem Hannah sie allein gelassen hatte, machte sich Sherri im Bad frisch und wusch sich, so gut es ging, mit einem Waschlappen. Das Badezimmer hatte Ausmaße wie das eines Fünfsternehotels. Alles, was sie brauchte, war vorhanden.
Unter einigen Mühen beendete Sherri ihre Körperpflege und kehrte ins Zimmer zurück. Auch hier fand sie alles vor. In der Frisierkommode und in einem begehbaren – in ihrem Fall befahrbaren – Kleiderschrank fand sie ihre Sachen wieder, dazu einige neue, an denen noch die Etiketten aus dem Laden hingen. Greg musste sich seiner Sache ziemlich sicher gewesen sein, dass sie bei ihm einziehen würde. Selbst an die Katzen hatte er gedacht. Dabei hatte er früher sogar behauptet, gegen Katzen allergisch zu sein.
Alles in allem konnte sie Greg unter den gegebenen Umständen kaum böse sein, auch wenn er sie mit seiner Fürsorge überrollt und ihren Wunsch, sie in Ruhe zu lassen, ignoriert hatte.
4. KAPITEL
Im Rollstuhl durchquerte Sherri die Halle und das Wohnzimmer. Vor der großen Fensterfront, die zur Terrasse und zum Garten hinausführte, blieb sie stehen und genoss den Ausblick. Er war herrlich. Kaum vorstellbar, dass es so nahe der City eine solche Idylle gab.
Einen solchen Wohnsitz sein Eigen zu nennen war schon ein außerordentliches Privileg. Dabei war sich Sherri sicher, dass Greg Millie sehr vermisste. Sie selbst wünschte sich, sie hätte den Kontakt zu Millie unabhängig von der Trennung von Greg aufrechterhalten. Als sie ihre Gedanken weiter schweifen ließ, merkte sie, dass sie sich allmählich etwas entspannte.
„Ach, hier steckst du“, hörte sie nach einer Weile Gregs Stimme hinter sich. Sherri wendete den Rollstuhl. „Ich habe einen schönen Ausblick, nicht wahr?“
Sie sah ihm ins Gesicht. „Greg, ich
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