Im Rausch dieser Nacht
total Verrücktes machen.“
„Fein. Zieh dich an. Wir müssen noch unsere Papiere zusammenkramen. Deine Geburtsurkunde haben wir ja einigermaßen wohlbehalten aus dem Chaos in deiner Wohnung herausfischen können.“
„Und was ist mit der Familie? Ich für meinen Teil habe ja keine, aber sagtest du nicht …?“
„Ich ruf Millie an. Bestimmt lässt sie uns die Zeremonie in ihrem Haus abhalten. Es wird sowieso höchste Zeit, dass du sie kennenlernst.“
9. KAPITEL
Zurück in der Gegenwart
Sherri schlug die Augen auf und hatte zunächst einige Mühe, sich zurechtzufinden. Sie hatte geträumt. Von ihrer gemeinsamen Zeit mit Greg. Meine Güte, wie ahnungslos sie damals in diese Ehe gegangen war. Dabei hatte sie sich alle Mühe gegeben, damit sie funktionierte. In Ermangelung anderer Vorbilder hatte sie versucht, ihr Zusammenleben mit Greg nach dem Muster zu gestalten, das ihre Eltern ihr vorgelebt hatten. Aber das funktionierte nicht. Ihr Vater war ein biederer Angestellter mit Familiensinn und geregelten Arbeitszeiten gewesen. Im Sommer fuhr man gemeinsam zwei Wochen in den Urlaub und an den Wochenenden manchmal zum Picknick. Der Unterschied zu Greg hätte größer nicht sein können.
Sie blickte sich im Zimmer um. Dies war Millies Schlafzimmer gewesen. Sie hatte diese Frau verehrt. Fast all ihre freien Tage hatten Greg und Sherri in diesem Haus verbracht. Wie herzlich sie hier aufgenommen worden war. Als Sherri und Millie sich zum ersten Mal begegneten und Greg seiner Großtante eröffnete, dass er und Sherri heiraten wollten, hatte die alte Dame keinen Moment gezögert, einen Pastor anzurufen, mit dem sie befreundet war, und ihn zu bitten, die Trauung in ihrem Haus vorzunehmen. Und Greg hatte ihr, Sherri, zu ihrem zweiten Hochzeitstag tatsächlich das kleine Krönchen geschenkt, ein mit Diamanten besetztes Diadem.
Trotzdem hatte es ungefähr zu dieser Zeit angefangen, in ihrer Ehe zu kriseln.
Es war Zeit aufzustehen. Sherri quälte sich aus dem Bett und hüpfte auf ihrem gesunden Bein ins Badezimmer, indem sie die Möbelstücke auf dem Weg dorthin als Stütze benutzte. Sie merkte, dass diese Art der Fortbewegung ihrer Operationsnarbe nicht guttat, und ließ sich deshalb auf dem Rückweg mehr Zeit. Mit einiger Mühe gelang es ihr, sich anzukleiden. Sie sehnte sich danach, wenigstens den Gips an ihrem Arm loszuwerden. Dann konnte sie Krücken benutzen. Außerdem hatte der Arzt im Krankenhaus in Aussicht gestellt, dass sie schon in wenigen Wochen auf einen Gehgips hoffen konnte.
Spätestens dann, nahm Sherri sich vor, musste sie darangehen, einen neuen Job und eine Wohnung zu suchen. Es ging nicht an, dass sie länger von Greg abhängig war. Ihr fiel auf, dass die momentane Situation der ähnelte, in der sie zusammengekommen waren. Auch da hatte er sie, ohne lange zu fragen, bei sich einquartiert. Aus ihrer Beziehung, die daraus folgte, war nichts geworden. Dieses Mal standen die Zeichen gewiss nicht günstiger.
Sie kam in die große Küche, wo Hannah geschäftig hantierte. Ein köstlicher Duft empfing Sherri schon auf dem Weg dorthin.
„Guten Morgen“, begrüßte sie Hannah.
„Oh, guten Morgen. Du hättest nach mir klingeln sollen, damit ich dir beim Anziehen helfe.“
„Danke, das ist nett. Aber ich muss lernen, wieder allein zurechtzukommen.“
„Das kann ich verstehen. Trotzdem helfe ich gern, jederzeit.“
„Was duftet denn hier so gut?“
„Ich backe Zimtschnecken. Möchtest du welche?“
„Sehr gern.“
„Kaffee, Orangensaft und Wasser stehen schon auf dem Frühstückstisch nebenan. Ich komme sofort mit dem Rest.“
Auf dem Weg zum Esszimmer sah Sherri Greg in die Morgenzeitung vertieft am Tisch sitzen. Es war ein vertrautes Bild. Sie musste daran denken, wie gut sie seine Gewohnheiten noch immer kannte.
Er saß mit dem Rücken zu ihr, aber als er Sherri kommen hörte, drehte er sich zu ihr um. „Guten Morgen. Gut geschlafen?“
„Sehr gut, danke“, antwortete sie höflich.
Wenige Augenblicke später erschien Hannah mit dem Frühstück. Sherri schenkte sich Kaffee ein und kostete von den Zimtschnecken. Sie stellte fest, dass sie selten ein so köstliches Gebäck gegessen hatte.
„Du bist schon auf?“, bemerkte Greg. „Du bist doch sonst nicht gerade der Frühaufsteher.“
„Ich habe keine Ahnung, wie spät es ist. Aber ich habe das Gefühl, dass ich ausgeschlafen habe.“
„Und? Geht es dir besser?“
„Viel besser. Ich bin heilfroh, aus dem Krankenhaus raus zu
Weitere Kostenlose Bücher