Im Rausch dieser Nacht
sein.“
Greg blickte zur Uhr und stand auf. „Ich muss los. Wenn du etwas brauchst, ruf mich an. Ich kann es dir dann auf dem Rückweg mitbringen.“
Sherri fiel auf, dass ihre Unterhaltung am Frühstückstisch nicht anders klang als die eines alten Ehepaars. Vielleicht war diese in Alltagsroutine verpackte höfliche Distanziertheit für ihre Situation nicht das Schlechteste. Durch das Fenster blickte sie ihm nach, bevor er auf dem Weg zur Garage hinter der großen Hecke verschwand. Bis zum Abend würde sie allein sein. Bei diesem Gedanken entspannte sie sich ein wenig.
Auch Greg merkte, wie er sich langsam entspannte, als er auf dem Revier an seinem Schreibtisch Platz nahm. Das hier war seine Welt, hier kannte er sich aus. Nichts konnte ihn hier aus der Fassung bringen.
„Wie ist es gegangen?“, fragte Pete, der gleich zu ihm gekommen war und sich auf die Schreibtischkante setzte.
„Morgen, Pete“, brummte Greg, ohne auf seine Frage zu antworten.
„Und? Wohnt sie jetzt bei dir? Wie läuft es?“
„Gar nichts läuft. Ja, sie wohnt bei mir. Aber sie erträgt mich mit knapper Not. Das ist auch schon alles.“
„Tut mir leid, das zu hören. Dabei wart ihr in meinen Augen das ideale Paar.“
„Pete, tu mir den Gefallen, und spar dir die Eheberatung, ja?“
Der Angesprochene stand auf und zuckte die Achseln. „Ich meine ja nur. Jedenfalls bist du ziemlich mies drauf, seit ihr auseinander seid“, erwiderte er und beobachtete dabei genauestens Gregs Reaktion.
Greg machte dieser Blick nervös. Er nahm sich die erstbeste Akte vor und blätterte darin.
„Ich denke, es hatte schon seinen Grund, warum du sie zu dir genommen hast“, setzte Pete nach. „Schließlich hättest du ihr genauso gut ein Apartment und eine Pflegerin besorgen können.“
„Lass mich. Ich hab zu tun“, murrte Greg unwillig.
„Es tut mir leid um dich, Hogan. Du bist ein guter Mann.“
„Sag das dem Captain. Der Alte hat mich sowieso schon wieder auf dem Kieker.“
„Vielleicht hat er Angst, dass du auf seinen Job scharf bist.“
Greg verdrehte die Augen. „Ich als Schreibtischhengst? Das fehlte mir gerade noch.“
Pete winkte lachend ab und machte sich auf den Weg zurück an seinen Platz. Greg blieb nachdenklich zurück. Stimmte es wirklich, was Pete gesagt hatte? Greg weigerte sich, einzugestehen, dass ihn die Trennung von Sherri derart getroffen hatte, wie Pete es darstellte. Sicher war ihm das Leben anfangs ziemlich öde vorgekommen, nachdem sie ausgezogen war. Solange sie da war, war alles heller und freundlicher erschienen.
Aber wollte er sie jetzt zurückhaben? Auf jeden Fall wollte er endlich Gewissheit haben, warum sie ihn damals verlassen hatte. Er hatte gehofft, sich in Ruhe mit ihr zusammensetzen und darüber sprechen zu können. Leider hatte sich diese Hoffnung nicht erfüllt. Sherri hatte unmissverständlich klargemacht, dass sie keinen Wert auf seine Gesellschaft legte und so bald wie möglich den alten Abstand zwischen ihnen wiederherstellen wollte. Er würde wohl nie erfahren, was er damals falsch gemacht hatte.
Vielleicht hatte Pete recht, und es war wirklich die bessere Lösung, eine Wohnung für Sherri zu finden, sie zu kaufen und dann zum Schein eine Miete von Sherri einziehen zu lassen, die sie sich leisten konnte, ohne dass sie wusste, dass es seine Wohnung war. Denn solch eine Unterstützung würde sie nie im Leben annehmen. Das konnte er sich schon vorher ausrechnen.
Fürs Erste aber musste Sherri wieder richtig hergestellt sein. Und Greg fühlte sich verantwortlich, dafür zu sorgen.
Es war zwei Wochen später, als Greg von der Arbeit nach Hause zurückkehrte, die Gartenpforte öffnete und vergnügte Stimmen und fröhliches Planschen vernahm, die aus Richtung des Swimmingpools kamen. Dort entdeckte er Sven, Hannah und Sherri sowie einen auffallend gut gebauten jungen Mann, den er noch nie gesehen hatte. Der Anblick dieses Fremden löste bei Greg ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend aus, das Greg sich aber sogleich versuchte auszureden. Sherri konnte doch am Pool sitzen, mit wem sie wollte, oder?
Hannah entdeckte Greg und winkte. „Komm zu uns“, rief sie. „Wir haben etwas zu feiern.“
Greg trat näher. Sven und Hannah waren noch ganz nass. Offensichtlich waren sie gerade aus dem Wasser gekommen. Keine schlechte Idee an einem so heißen Tag wie heute.
„Was gibt es denn zu feiern?“
Der fremde junge Mann erhob sich von seinem Liegestuhl und streckte Greg die Hand entgegen.
Weitere Kostenlose Bücher