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Im Reich der Löwin

Im Reich der Löwin

Titel: Im Reich der Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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zu seiner Linken wurden FitzOsbern die Kleider vom Leib gerissen. Als der in seiner Nacktheit bemitleidenswert alt wirkende ehemalige Steuerbeamte und Kaufmann auf das am Boden liegende Andreaskreuz gebunden wurde, explodierte die Menge in Pfiffen und Applaus.
    Mit geübten Handgriffen zurrten die Folterer die groben Stricke um Hand- und Fußgelenke des Verurteilten fest. Dann drehten sie die Räder der Spannungsvorrichtung bis zum Anschlag, sodass sich der derart Festgebundene keinen Zoll mehr rühren konnte. Sie betrachteten ihr Werk zufrieden, während sie darauf warteten, dass zwei Handvoll Knechte ein bis zum Rand gefülltes Kohlebecken auf das Schafott hievten. Die Kohlen darin waren bereits weißglühend und die Schäfte der unter ihnen vergrabenen Eisenzangen glommen in einem warmen Dunkelorange. Offensichtlich noch nicht zufrieden mit dem Zustand des Foltergerätes, wandte sich der Henker, der den Wächtern auf die Plattform gefolgt war, dem entsetzt aufkeuchenden Guillaume zu und machte eine kurze Peitsche von seinem Gürtel los. »Ihr sollt auch nicht leer ausgehen«, höhnte er und befahl einem seiner Gehilfen mit einem Wink, Guillaume die Kutte über die Schultern zu streifen. Bevor der Junker sich auf das Urteil des Königs berufen konnte, grub sich der geflochtene Lederriemen bereits in das weiche Fleisch seines Rückens. Ein schriller Schrei entrang sich seiner Kehle, doch bevor dieser verhallt war, gesellte sich bereits ein zweiter blutiger Striemen zu dem ersten und ließ die Haut des jungen Mannes aufplatzen. Dem zweiten Hieb folgte ein dritter, und gerade als Guillaume nach einem vollen Dutzend vermeinte, den Schmerz nicht mehr auszuhalten und das Bewusstsein zu verlieren, senkte der Henker die Geißel und trat mit einem hässlichen Lächeln vor ihn. »Das genügt erst einmal«, stellte er mit leisem Bedauern fest. »Auf Euch wartet in Frankreich sicherlich noch Besseres.« Guillaume schluckte mühsam und schloss die Augen, um den Anblick der immer wilder grölenden Menge und das Gefühl der Demütigung auszublenden, das beinahe noch brennender schmerzte als seine blutige Rückseite.
    Ein gellender Schrei ließ seinen Kopf zu FitzOsbern herumfahren. Diesem durchtrennte soeben eine der glühenden Zangen die Sehnen, mit denen sein rechtes Bein am Rumpf befestigt war. Kaum erfüllte der beißende Gestank von verbranntem Fleisch die Luft, griff der Folterer nach einer weiteren Zange und grub diese in die bis zum Zerreißen gespannten Achselhöhlen des Gefangenen, um auch dessen Armsehnen zu durchtrennen. Diese Prozedur wiederholte er mit den übrigen Extremitäten des zum Tode Verurteilten, dessen Brüllen in einem Blubbern erstickte, ehe er mit demselben Werkzeug nach einem kleinen, ebenfalls in dem Kohlebecken zum Glühen gebrachten Tiegel angelte, um aus diesem ein Gemisch aus siedendem Öl, geschmolzenem Schwefel und brennendem Pechharz in die weit aufklaffenden Wunden träufeln zu lassen. Der Laut, der sich dabei der Kehle des halb ohnmächtigen FitzOsbern entrang, war kaum mehr menschlich. Und als Blut und Harz sich mit dessen Exkrementen vermischten, drehte Guillaume of Huntingdon den Kopf zur Seite und erbrach sich über die eigenen Füße. Johlend und brüllend kommentierten die Zuschauer dieses Zeichen seiner Schwäche, wurden jedoch augenblicklich wieder von den weiteren Vorgängen um ihren ehemaligen Helden abgelenkt. Mit klirrendem Geschirr wurden vier kräftige Kaltblüter an die Plattform geführt, wo inzwischen FitzOsberns Glieder von dem blutbesudelten Andreaskreuz losgeschnallt und in Schlaufen gesteckt worden waren. Diese wurden nun an speziell dafür vorgesehenen Haken an den Sätteln der Tiere befestigt. Klatschend trafen die Peitschen ihrer Führer auf den Flanken der Rösser auf, die sich daraufhin in vier entgegengesetzte Richtungen in Bewegung setzten. Obschon sich dieser Teil der Hinrichtung zuweilen zum Entzücken der Zuschauer in die Länge zog, meinte es das Schicksal gut mit dem ohnehin schon halb toten FitzOsbern. Innerhalb weniger Augenblicke riss erst der rechte, dann der linke Arm von seinem Körper ab. Dann folgte auch eines der Beine mit einem beinahe komisch wirkenden Satz den unbeirrt weiter ziehenden Wallachen. Drei mächtige Blutfontänen ergossen sich aus den furchtbaren Wunden, besudelten Henker wie Schaulustige, und als die Axt des Richters schließlich das zweite Bein und das graumelierte Haupt von den Schultern des Verurteilten trennte, lief ein halb

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