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Im Reich des Vampirs

Im Reich des Vampirs

Titel: Im Reich des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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übersinnlichen Fähigkeiten Teile des Gehirns zu nutzen wissen, die bei anderen schlummern.
    Ãœber den Wahrheitsgehalt dieser Aussage machte ich mir Gedanken, während ich meinen Speer berührte und versuchte, mein eigenes Gehirn zu erforschen.
    Es war nicht schwer, den Teil von mir zu finden, der anders war, und da ich jetzt wusste, dass er da war, rätselte ich, wie ich ihn zweiundzwanzig Jahre nicht wahrgenommenhaben konnte. Es gab eine Stelle in meinem Kopf, die sich so alt anfühlte wie die Erde selbst, immer hellwach und aufmerksam war. Als ich mich darauf konzentrierte, fühlte ich ein heißes Pulsieren, als glühte mein Gehirn. Neugierig spielte ich ein wenig herum. Ich konnte die Glut zu einem Feuer entfachen, sie ausweiten, bis sie den ganzen Schädel erfasste und weit darüber hinaus reichte. Wie das Feuer selbst kannte dieser Bereich keine Moral, verstand nicht einmal die Bedeutung dieses Wortes. Erde, Feuer, Luft und Wasser – das war der Kern dieser Fähigkeit. Naturgewalten. Bestenfalls unvoreingenommen. Schlimmstenfalls destruktiv. Ich konnte sie formen. Kontrollieren. Oder ich ließ ihr freien Lauf.
    Feuer ist weder gut noch schlecht. Es brennt einfach.
    Jetzt lenkte ich es in eine gewisse Bahn – ließ es wie einen Stein über eine Wasseroberfläche hüpfen – über einen tiefen, dunklen See, den ich nicht aufwühlen wollte. Nichts rührte sich.
    Ich öffnete die Augen. »Falls es hier ist, kann ich nichts fühlen.«
    Â»Könnte es im Haus sein und Sie sind ihm nur nicht nahe genug?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht, Barrons«, erwiderte ich bedauernd. »Es ist ein riesiges Anwesen. Wie viele Räume gibt es hier? Wie dick sind die Mauern?«
    Â»Einhundertneun und sehr dick.« Ein Muskel zuckte in seiner Wange. »Ich muss wissen, ob es noch da ist, Miss Lane.«
    Â»Wie stehen die Chancen dafür?«
    Â»Es sind schon seltsamere Dinge geschehen. Vielleicht war dieses Massaker das Ergebnis eines Einbruchversuchs.«
    Es glich eher einem rachsüchtigen Überfall. Dem Ergebnis von ungezähmter menschlicher Wut.
    Ich sagte ihm die Wahrheit, obwohl ich wusste, dass das mein Schicksal besiegeln würde, und das Letzte, was ich mir wünschte, war, weiter in dieses Haus vorzudringen. »Ich konnte Mallucés Stein erst spüren, als ich im selben Raum stand. Den Speer hab ich erst bemerkt, als ich in unmittelbarer Nähe war, das Amulett fühlte ich, als ich den Bunker betrat.« Ich schloss wieder die Augen.
    Â»Tut mir leid, Miss Lane, aber  …«
    Â»Â â€¦ ich weiß, ich muss das Haus abgehen«, beendete ich den Satz für ihn. Ich machte die Augen auf und reckte das Kinn ein wenig nach vorn. Wenn auch nur die geringste Chance bestand, dass das Amulett noch hier war, dann mussten wir überall nachsehen.
    Und ich hatte gedacht, der Friedhof wäre schlimm. Wenigstens waren die Leichen dort blutleer, einbalsamiert und begraben gewesen.

    Barrons machte mir den Rundgang erträglicher, indem er vorauslief und die Leichen mit Tüchern oder Decken zudeckte, und wenn nichts verfügbar war, zog er sie hinter Möbel. Erst nachdem er einen Raum »gesichert« hatte, kam er heraus und schickte mich allein hinein – damit wollte er es mir, wie er sagte, erleichtern, mich zu konzentrieren.
    Zwar wusste ich seine Bemühungen zu schätzen, aber ich hatte bereits zu viel gesehen, und es fiel mir echt schwer, nicht hinter ein Sofa oder einen Sessel zu spähen. Die Leichen hatten mich genauso in ihrem grausamen Griff wie die pergamentartigen Häufchen, die die Schatten hinterließen; es war, als glaubte ein irrationaler Teil von mir, mich gegen dieses Schicksal besser schützen zu können, wenn ich sie mir nur lange und genau genug ansah.
    Â»Sie scheinen sich nicht verteidigt zu haben, Barrons«, sagte ich, als ich eins der Zimmer verließ.
    Er lehnte mit verschränkten Armen neben einer Tür an der Wand. Er hatte sich mit Blut beschmiert, als er die Toten aus dem Weg geschafft hatte. Ich richtete den Blick auf sein Gesicht, um die Flecken an den Händen oder die dunklen feuchten Stellen an seiner Kleidung nicht ansehen zu müssen. Seine Augen leuchteten intensiv. Er erschien mir kraftvoller, größer und energiegeladener denn je. Ich nahm das Blut an ihm wahr, hatte den metallischen Geruch alter Münzen in der

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