Im Rhythmus der Leidneschaft
fand, der zu dem kleinen Holzhaus von Mama Ambrosia mitten in den Sümpfen führte. Endlich entdeckte sie die Hütte auf einer kleinen Lichtung und stellte den Wagen ab.
Langsam stieg sie aus. Eine schwarze Katze sprang von der Veranda auf und verschwand im Unterholz. Als Susannah die Wagentür zuschlug, kam ihr das Dröhnen unnatürlich laut vor.
Laub raschelte, als sie auf das Haus zuging, und sie fühlte sich sehr einsam.
Die Sonne schien strahlend, dennoch bekam sie eine Gänsehaut. „Mama Ambrosia wird mir glauben“, sagte sie, nur um ihre eigene Stimme zu hören.
Als sie die Tür erreichte, entdeckte sie die Notiz über dem Türknauf. Bin im Urlaub, stand dort.
„Im Urlaub?“ Susannah konnte es nicht fassen.
„Zumindest wollte ich gerade los“, ertönte eine volle Stimme hinter ihr.
Susannah fuhr herum. „Mama Ambrosia!“
Die Frau stand nur wenige Schritte entfernt. Susannah legte eine Hand an ihren Hals. „Wie haben Sie es geschafft, sich so lautlos anzuschleichen?“
„Da kenne ich Mittel und Wege.“
Mama Ambrosia sah so geheimnisvoll wie immer aus. Sie hatte sich bunte Bänder ins Haar geflochten und trug ein ausladendes weites Hauskleid. Ihre Sandalen waren mit Perlen besetzt, an einem ihrer Knöchel glitzerte ein Fußkettchen.
Mit schweren Schritten kam die übergewichtige Frau näher und blinzelte ins Sonnenlicht. „Wieso schreist du meinen Namen? Wen hast du denn erwartet?“
„Niemanden, ich … Kann ich Sie einen Moment sprechen?“
„Ich warne dich, wenn du einen Ratschlag willst, vergiss nicht, dass ich im Urlaub bin. Jeder braucht schließlich mal eine Auszeit, auch eine Hellseherin.“
„Das bestreite ich ja gar nicht, aber bevor Sie abreisen, würde ich gern kurz mit Ihnen über unser Telefonat sprechen. Sie sagten, J. D. würde mir einen Besuch abstatten.“
„Hatte ich recht oder nicht?“
So schwer es ihr auch fiel, sie konnte es nicht leugnen. „Sie hatten, glaube ich, recht.“
„Dem Herrn sei’s gedankt.“ Mama Ambrosia lächelte zufrieden.
„Können Sie mir noch mehr sagen?“
Die Hellseherin blickte über ihre Schulter zu einer Lichtung, und erst jetzt bemerkte Susannah den modernen Kombi, der dort mit beladenem Dachgepäckträger stand.
„Ich will Sie nicht aufhalten“, fuhr sie rasch fort, „es dauert nur einen Moment. Wo ist J. D.? Geht es ihm gut? Ist er …“ Wie sollte sie das ausdrücken? „… ein Geist? Kann er zurückkommen?“
Mama Ambrosia nickte bedeutsam. „Dies ist ein Notfall.“ Damit holte sie ihren Schlüssel aus der Tasche, trat an Susannah vorbei und schloss die Haustür auf.
Susannah folgte ihr ins Innere. Die Vorhänge waren zugezogen, und es duftete nach den Kräutern und Gewürzen, die aufgereiht in Gläsern in Regalen standen.
Mama Ambrosia deutete auf einen Stuhl am Fenster. „Setz dich.“
Als Susannah Platz nahm, bekam sie eine Gänsehaut. „Es war so real. Er war in unserem Schlafzimmer. Er …“
Leise lachend setzte Mama Ambrosia sich ihr gegenüber, breitete ein schwarzes Samttuch auf dem Tisch aus und legte eine durchsichtige Kugel darauf. Dann umfasste sie die Kugel mit beiden Händen und spähte hinein. „Du glaubst nicht daran, stimmt’s?“
„Woran?“ Susannah richtete sich auf.
„An Magie.“
Fast hätte sie Nein gesagt, aber dann hörte sie wieder J. D.s Stimme im Ohr, wie er sie fragte, ob sie Lust hatte, ein bisschen Magie mit ihm zu machen. „Nur an bestimmte Arten von Magie.“
„Was für Arten?“
Es fiel ihr schwer, darüber zu sprechen. „J. D.s und meine Magie, die Magie zwischen Menschen.“ Ihre Stimme klang belegt. „An Liebe.“ Sie schwieg. „Das ist eine Art von Magie, oder?“
„Die beste, die es gibt, Kindchen.“ Mama Ambrosia ließ die Hände über der Kugel schweben. „Du sagst, er war bei dir. Inwiefern?“
Susannah wurde rot. „Er hat mit mir geschlafen.“
„Hm. Er scheint sehr nahe zu sein. Fast so, als wäre er überhaupt kein Geist.“
Susannahs Herz setzte einen Schlag lang aus. „Sehe ich ihn wieder?“
„Schon bald.“ Mama Ambrosia seufzte. „Vielleicht heute Nacht oder morgen. Ich sehe einen goldenen Schlüssel in deiner Zukunft. Da ist ein Saal voller Menschen. Die Männer tragen Smokings, die Frauen schöne Abendkleider.“
„Das ist die Preisverleihung!“ Aufgeregt beugte Susannah sich vor. Offenbar konnte Mama Ambrosia tatsächlich in die Zukunft sehen. „Morgen früh fliege ich nach New York. J. D.s letzte CD ist für einen
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