Im Schatten der Akazie
Mischung aus Brutalität und nie gestilltem Verlangen.
»Weiter«, flehte sie.
Hemmungslos genoß der Hethiter den ihm bereitwillig dargebotenen Leib der schönen Phönizierin. In den Festungen seiner rauhen Heimat hatte er gelernt, Frauen so zu benutzen, wie sie es verdienten.
Einen Augenblick lang wurde Tanit von Entsetzen gepackt.
Zum erstenmal fühlte sie sich nicht mehr als Herrin der Lage.
Dieser barbarische Mann mit der unerschöpflichen Kraft machte ihr beinahe angst. Doch nie mehr würde sie einen solchen Liebhaber finden, der imstande war, ihre ausschweifendsten Laster zu teilen.
Mitten in der Nacht gebot sie ihm dennoch Einhalt.
»Genug … Ich kann nicht mehr.«
»Jetzt schon?«
»Du bist ein Ungeheuer!«
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»Und du hast bisher nur kleine Jungen gekannt, meine Schöne, ich bin ein Mann.«
Sie schmiegte sich an ihn.
»Du bist wundervoll … Ich wollte, der Tag bräche nie an.«
»Was kümmert uns das schon?«
»Aber … Du mußt gehen! Wir sehen uns morgen abend wieder.«
»Ich bleibe hier.«
»Weißt du, was das in Ägypten bedeutet?«
»Wenn ein Mann und eine Frau vor aller Augen unter demselben Dach leben, sind sie verheiratet. Also sind wir verheiratet.«
Empört setzte sie sich auf.
»Wir sehen uns wieder, aber jetzt …«
Uriteschup zwang sie erneut auf den Rücken und legte sich auf sie.
»Du tust, was ich sage, Weib! Ich bin der Sohn des verstorbenen Königs von Hatti und der rechtmäßige Thronerbe.
Du bist nur eine phönizische Metze, die mir Vergnügen bereitet und all meine Bedürfnisse befriedigen wird. Machst du dir überhaupt klar, welche Ehre ich dir erweise, wenn ich dich zur Frau nehme?«
Tanit wollte aufbegehren, doch keinen Widerspruch duldend fiel Uriteschup wie ein Bock über sie her, und sie versank in einem Taumel der Lust.
»Wenn du mich hintergehst«, murmelte der Hethiter mit rauher Stimme, »dann bringe ich dich um.«
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ZEHN
ETAOU HOLTE AUS einem Binsenkorb ein dreieckig g
S eformtes Brot heraus, dann eine Schale mit Hafersuppe, gedörrten Fisch, eine geschmorte Taube, eine gebratene Wachtel, zwei in Wein gedünstete Nieren, eine Scheibe Rinderrücken auf gerösteten Zwiebeln, Feigen und Käse mit Kräutern. Nach und nach baute er die Speisen langsam auf dem Tisch vor Ameni auf, der die Papyrusrollen wegräumen mußte, in denen er eben noch gelesen hatte.
»Was bringst du denn da?«
»Bist du vielleicht blind? Eine angemessene Mahlzeit, um für zwei oder drei Stunden deinen Hunger zu stillen.«
»Ich habe es nicht nötig …«
»O doch, nötiger denn je! Dein Hirn arbeitet nämlich nicht richtig, wenn du keinen vollen Bauch hast.«
Der Schreiber mit dem bleichen Gesicht entrüstete sich.
»Willst du mich beleidigen?«
»Das ist das einzige, womit man deine Aufmerksamkeit erregen kann.«
»Du erzählst mir aber nicht schon wieder, daß …«
»Doch, genau das! Ich möchte mehr Geld für Nubien, und ich werde meine Zeit nicht damit vergeuden, fünfzig Bittgesuche und Begründungen zu schreiben wie irgendein kleiner Beamter.«
»Du hast einen unmittelbaren Vorgesetzten, den Vizekönig.«
»Der ist dumm und faul! Er denkt nur an seine Laufbahn und kümmert sich nicht im geringsten um die Provinz, die ich zur Geltung bringen soll. Wenn Ramses wünscht, daß ich Tempel und Kapellen errichte und das Fruchtland ausdehne, brauche 73
ich Arbeitskräfte, Werkzeuge, Steine, Ziegel …«
»Gewisse Vorschriften müssen trotzdem eingehalten werden.«
»Ach, diese Vorschriften! Sie ersticken das Leben. Vergiß sie, Ameni!«
»Ich bin nicht allmächtig, Setaou. Der Wesir Paser und der König selbst verlangen Rechenschaft von mir.«
»Gib mir, worum ich dich bitte, rechnen kannst du später.«
»Mit anderen Worten: Du bürdest mir die Verantwortung für deine künftigen Fehler auf.«
Setaou gab sich verwundert.
»Aber … selbstverständlich! Du, mit deiner unergründlichen Sprache der Schreiber, du wirst uns schon rechtfertigen.«
Die geschmorte Taube schmeckte köstlich. Ameni verbarg sein Entzücken nicht.
»Die hat Lotos zubereitet, nicht wahr?«
»Ja, meine Frau ist eine wahre Zauberin.«
»Das grenzt an Beamtenbestechung.«
»Erfüllst du mir meinen Wunsch, Ameni?«
»Wenn Ramses nicht so an Nubien hinge …«
»Ich werde diese Provinz innerhalb weniger Jahre zu einer der reichsten von Ägypten machen.«
Ameni nahm die gebratene Wachtel in Angriff.
»Nachdem unsere kleinen Probleme endlich gelöst sind«, sagte Setaou, »kann ich
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