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Im Schatten der Akazie

Im Schatten der Akazie

Titel: Im Schatten der Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Noch nie hatte sie ein so ungebärdiges Tier gesehen, das solche Sinnlichkeit ausstrahlte. Das Festmahl war vergessen, sie hatte nur noch einen Gedanken im Kopf: von diesem Hengst begattet zu werden, und zwar so bald wie möglich.
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    NEUN
    AMSES SAH DEM Kampf zwischen Serramanna und M
    R erenptah zu. In metallenem Harnisch, einen mit Hörnern und einer Bronzescheibe verzierten Helm auf dem Kopf und mit einem runden Schild bewehrt, hieb der Sarde mit seinem Schwert auf den rechteckigen Schild des jüngeren Königssohnes ein, der zurückweichen mußte. Der Pharao hatte dem Vorsteher seiner Leibwache aufgetragen, den jungen Mann nicht zu schonen. Da Merenptah seine Kampfestüchtigkeit unter Beweis stellen wollte, hätte er sich keinen geeigneteren Gegner wünschen können.
    Mit siebenundzwanzig Jahren war Merenptah, »der von Ptah geliebt wird«, eine stattliche Erscheinung, mutig, sehr schnell, aber dennoch besonnen, und der Sarde, obgleich schon über fünfzig, hatte nichts von seiner Kraft und Behendigkeit eingebüßt. Ihm standhalten zu können war bereits eine stramme Leistung.
    Merenptah verlor an Boden, griff erneut an, wehrte Schläge ab, bewegte sich seitwärts, und ganz allmählich rieb er Serramanna auf.
    Da hielt der Riese plötzlich inne und warf sein langes Schwert sowie den Schild auf den Boden.
    »Schluß mit dem Geplänkel! Wir machen mit Fäusten weiter.«
    Merenptah zögerte kurz, dann tat er es dem Sarden gleich.
    Ramses fiel wieder der Kampf ein, in dessen Verlauf er einst an der Küste des Mittelländischen Meeres den Seeräuber Serramanna besiegt und ihn dann zum Vorsteher seiner Leibwache erhoben hatte.
    Der Sohn des Königs wurde von dem Angriff des Hünen 66

    überrascht, der mit gesenktem Kopf auf ihn losstürmte. Bei seiner Ausbildung für die Armee hatte Merenptah nicht gelernt, sich wie ein Raubtier zu balgen. Er lag im Staub der Kaserne auf dem Rücken und meinte unter der Last des ehemaligen Seeräubers zu ersticken.
    »Die Unterweisung ist beendet«, erklärte Ramses.
    Beide Männer standen auf. Merenptah war wütend.
    »Er hat mich überrumpelt!«
    »So verhält sich der Feind immer, mein Sohn.«
    »Ich möchte den Kampf noch einmal beginnen.«
    »Das ist unnötig, ich habe gesehen, was ich sehen wollte. Da dir eine nützliche Lehre erteilt worden ist, ernenne ich dich zum Oberbefehlshaber der Armee Ägyptens.«
    Serramanna nickte beifällig.
    »Vor Ablauf eines Monats legst du mir einen ausführlichen und vollständigen Bericht über den Zustand unserer Truppen und ihrer Bewaffnung vor.«
    Während Merenptah noch nach Atem rang, entfernte sich Ramses auf seinem Streitwagen, den er selbst lenkte. Wem sollte er das Schicksal Ägyptens anvertrauen: dem Gelehrten Kha oder dem Krieger Merenptah? Wären ihre jeweiligen Fähigkeiten in ein und demselben Wesen vereint, fiele ihm die Wahl leicht. Und Nefertari war nicht mehr da, um ihm mit ihrem Rat zur Seite zu stehen! Von den zahlreichen »Söhnen des Königs«, denen es durchaus nicht an guten Eigenschaften mangelte, besaß jedoch keiner eine so starke Persönlichkeit wie die beiden Söhne Isets der Schönen. Und Merit-Amun, Nefertaris Tochter, hatte sich dafür entschieden, zurückgezogen in einem Tempel zu leben.
    So mußte Ramses die Meinung beherzigen, die Ameni erst an diesem Morgen geäußert hatte: »Möge sich die Kraft Deiner Majestät in den Riten erneuern, damit du weiterhin herrschen 67

    kannst, bis sie sich vollständig erschöpft. Für einen Pharao hat es nie einen anderen Weg gegeben und wird es nie einen anderen Weg geben.«

    Raia verließ sein Warenlager, durchquerte das Viertel der Handwerker, ging am Königspalast vorbei und bog in die breite Allee ein, die zu den Tempeln von Pi-Ramses führte. Von schattenspendenden Akazien und Sykomoren gesäumt, spiegelte sie wider, was Ramses’ Hauptstadt kennzeichnete: Erhabenheit und Zuversicht.
    Der Kaufmann ließ das Heiligtum des Amun links liegen, das des Re rechts und strebte mit scheinbar bedächtigen Schritten dem Tempel des Ptah zu. Kurz vor dem Bauwerk wäre er beinahe umgekehrt, denn in die Umfassungsmauer waren Stelen mit eingemeißelten Ohren und Augen eingelassen. Hörte der Gott nicht die geheimsten Worte mit und nahm er nicht die verborgensten Absichten wahr?
    »Alles Aberglaube«, dachte Raia und fühlte sich dennoch unbehaglich. Er machte einen Bogen um die Ecke, an der eine Mauernische ein Standbild der Göttin Maat barg, damit das Volk jederzeit die

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