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Im Schatten der Akazie

Im Schatten der Akazie

Titel: Im Schatten der Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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daß dieser Kerl gewalttätig geworden ist, nehme ich ihn auf der Stelle fest, und dir kann nichts mehr geschehen. Ich bringe ihn unverzüglich vor Gericht, und die Strafe wird nicht gerade milde ausfallen. Eine Frau zu mißhandeln gilt als 77

    Verbrechen.«
    »Verlasse sofort mein Haus!«
    »Ich bin sehr verwundert«, fügte Uriteschup hämisch hinzu.
    »Da dachte ich, uns besucht ein Freund, und nun stelle ich fest, daß wir von einem streitsüchtigen Ordnungshüter verhört werden. Hast du überhaupt eine amtliche Genehmigung, in ein Privathaus einzudringen, Serramanna?«
    »Sei auf der Hut, Herrin Tanit. Du setzt dich großem Verdruß aus.«
    »Meine Gemahlin und ich könnten Anklage gegen dich erheben«, fuhr der Hethiter fort. »Aber dieses Mal wollen wir es noch hinnehmen. Verschwinde, Serramanna, und laß ein rechtschaffenes Paar in Ruhe, das nichts anderes im Sinn hat, als sich seines Glücks zu erfreuen.«
    Uriteschup küßte die Phönizierin stürmisch, indes sie die Anwesenheit des Sarden vergaß und ihren Gatten ohne die geringste Zurückhaltung zu liebkosen anfing.

    Die Wandbretter in Amenis Amtsstube drohten unter der Last der Papyrusrollen und Schrifttafeln zusammenzubrechen. Noch nie hatte sich der Oberste Schreiber des Königs um so viele wichtige Dinge zugleich kümmern müssen. Da er jede Einzelheit selbst zu überprüfen pflegte, schlief er nur noch zwei Stunden pro Nacht, und trotz der Einwände, die seine Gehilfen erhoben, hatte er für die bevorstehenden drei Monate alle Gesuche um Urlaub abgelehnt. Nur hohe Sonderzulagen hatten die Gemüter zu beschwichtigen vermocht.
    Ameni beschäftigte sich mit Setaous Forderungen für Nubien und überlegte bereits, wie er die zu erwartenden Bedenken des Vizekönigs ausräumen konnte, der jedweder Veränderung abhold war. Mit seinem Rat stand er auch dem Wesir Paser zur Seite, der allen Sachkundigen mißtraute, die nur Handel und 78

    Wandel im Auge hatten. Außerdem erschien er jeden Tag vor dem Pharao und erbat von ihm tausenderlei Entscheidungen, nachdem er zuvor sorgsam alle Auskünfte zusammengetragen hatte, die der Herrscher verlangte. Aber er mußte noch mehr bewältigen, viel mehr, weil Ägypten ein großes, unvergleichliches Land bleiben sollte, dem es zu dienen galt, ohne an das eigene Wohlergehen zu denken.
    Als jedoch Serramanna in seine Amtsstube gestürmt kam, fragte sich der Schreiber mit dem bleichen, zerfurchten Gesicht gleichwohl, ob seine Schultern imstande sein würden, eine weitere Last zu tragen.
    »Was denn noch alles?«
    »Dieser Uriteschup ist doch tatsächlich mit der Phönizierin Tanit verheiratet!«
    »Da hat er es nicht schlecht getroffen. Das Vermögen ist ebenso ansehnlich wie seine Besitzerin.«
    »Das verheißt Unheil, Ameni!«
    »Weshalb denn? Unser ehemaliger Oberbefehlshaber wird seine Kräfte in Wollust und Müßiggang erschöpfen.«
    »Ich habe keine Möglichkeit mehr, ihn richtig zu überwachen. Wenn er meine Männer entdeckt, wird er Anklage erheben und bekommt auch noch recht. Er befindet sich jetzt auf freiem Fuß. Von Amts wegen kann ich ihm nichts zur Last legen, und dabei heckt er bestimmt Übles aus.«
    »Hast du mit Tanit gesprochen?«
    »Er hat sie geschlagen und bedroht, dessen bin ich mir ganz sicher. Aber sie hat sich in ihn verliebt.«
    »Wenn ich mir vorstelle, daß es Leute gibt, die nichts zu tun und genug Zeit haben, an Liebe zu denken! Mach dir keine Sorgen, Serramanna! Uriteschup ist letzten Endes eine Eroberung gelungen, aber die wird ihn für immer vom Kriegspfad fernhalten.«
    79

    ELF
    ATTUSCHA, DIE HAUPTSTADT des Hethiterreiches, h
    H atte sich nicht verändert. Auf einer Hochebene im Landesinneren errichtet, glühendheißen Sommern sowie eiskalten Wintern preisgegeben, bestand sie aus einer Unterstadt, deren auffälligstes Bauwerk der Große Tempel des Wettergottes und der Sonnengöttin war, und aus einer Oberstadt, die vom schmucklosen Königspalast überragt wurde. Unablässig bewachten Soldaten die mehrere Meilen lange, von Türmen und Zinnen gekrönte Stadtmauer.
    Acha konnte sich einer gewissen Erregung nicht erwehren, als er Hattuscha wiedersah, dieses steinerne Symbol für die Kampfkraft der hethitischen Streitmacht. Hätte er hier nicht beinahe sein Leben verloren, als er vor der Schlacht bei Kadesch einen besonders gefährlichen Auftrag als Kundschafter ausführte?
    Die Karawane des Obersten Gesandten Ägyptens hatte karges Grasland überqueren und durch unwirtliche Schluchten

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