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Im Schatten der Akazie

Im Schatten der Akazie

Titel: Im Schatten der Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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dachte nur noch an die mit ihm geteilte Lust, die sie trunken machte.

    Die unvermutete Besucherin hielt inne. Als sie in das Haus hineingeschlichen war, hatte sie gehofft, das Paar wäre nicht da. Aber wenn Setaou und Lotos in Pi-Ramses weilten, entfernten sie sich nicht gern von den Behältern mit dem Gift ihrer Kobras oder Vipern. Im Einvernehmen mit dem Obersten Arzt des Königreiches setzten sie ihre Forschungen fort, stets darum bemüht, neue Heilmittel zu entwickeln oder alte zu verbessern. Festmähler und sonstige Geselligkeiten langweilten sie. Wieso sollten sie lieber endlos lange Stunden mit hohlem Geschwätz vergeuden, anstatt diese Stoffe zu ergründen, die den Tod brachten, aber auch Leben retten konnten?
    Seufzen und Keuchen beruhigten die heimliche Besucherin.
    Die beiden Liebenden waren zu sehr beschäftigt, um ihre Anwesenheit zu merken. Es lag nun an ihr, keine Ungeschicklichkeit zu begehen und still und leise einen Flakon mit Gift an sich zu nehmen. Aber welchen? Eine überflüssige Frage. Waren sie nicht alle gleich gut? Im Rohzustand, vor ihrer Verarbeitung, waren sie in ihrer Wirkung alle fürchterlich.
    Ein erster Schritt, ein zweiter, dann ein dritter … Die nackten Füße tasteten über den Steinboden. Noch ein kleines Stück, und die ungebeten hier Eingedrungene würde im Herzen dieses verbotenen Reiches stehen.
    Da bäumte sich unversehens vor ihr etwas auf.
    Zutiefst erschrocken hielt die Frau inne. Im Dämmerlicht erkannte sie eine Königskobra, deren Kopf vor und zurück schwang. Vor Angst konnte die Diebin nicht einmal schreien.
    Eine innere Stimme riet ihr, sich äußerst langsam, nahezu unmerklich zurückzuziehen.
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    Sie hatte das Gefühl, daß ihre Flucht Stunden dauerte. Als sie endlich außer Sichtweite war, legte sich die wachsame Kobra wieder schlafen.

    Noch einmal zählte Ameni die Papyrusrollen: zweiundvierzig, eine für jede Provinz. Die Ergebnisse würden je nach Anzahl der Kanäle und Teiche unterschiedlich ausfallen. Dank des Großen Sees, den die Pharaonen des Mittleren Reiches hatten anlegen lassen, würde das Fayum, das bereits zahlreiche Baumarten aufwies, begünstigt sein. Die Schriftrollen enthielten Ramses’ Anweisungen, in ganz Ägypten Weiden zu pflanzen. Später sollten die Arzneikundigen der Tempel aus der Rinde dieser Bäume die schmerzstillende Substanz gewinnen und sie reichlicher als bisher den Ärzten zur Verfügung stellen.
    Diese zusätzliche Arbeit hatte bei Ameni einen Wutanfall ausgelöst, den seine Untergebenen büßen mußten, gleichwohl duldeten die Befehle des Pharaos keinen Widerspruch. Zum Glück brauchte sich der Sandalenträger des Königs wenigstens nicht um die Vorbereitungen für den Krieg zu kümmern.
    Merenptah kam seiner Pflicht aufs beste nach und behelligte ihn nicht mit Klagen.
    Als Ramses sich in den Tempel des Amun begab, um die abendlichen Rituale abzuhalten, versperrte ihm Ameni, die Arme voller Papyrusrollen, den Weg.
    »Majestät, hast du einen Augenblick Zeit für mich?«
    »Nur für eine sehr dringende Angelegenheit.«
    »Gut, dann lasse ich es …«
    »Daß du mir hier begegnest, ist doch kein Zufall: Was treibt dich um?«
    »Iset die Schöne war bei mir.«
    »Nimmt sie neuerdings Anteil an den Staatsgeschäften?«
    113

    »Sie möchte nicht der Anlaß für einen Zwist mit Hatti sein.
    Ich muß dir gestehen, daß mich ihre Offenheit gerührt hat.«
    »Wenn Isets Liebreiz sogar auf dich wirkt, ist dann nicht das Königreich in Gefahr?«
    »Im Ernst, Majestät, die Große königliche Gemahlin befürchtet wirklich, sie könnte die Ursache für einen erneuten Krieg sein.«
    »Diese Frage ist geklärt, Ameni. Wenn wir den Hethitern auch nur einen Zollbreit Boden überlassen, dann wären die Kämpfe, die wir ausgetragen haben, vergebens gewesen. Eine Große Königsgemahlin zu verstoßen würde der Barbarei Tür und Tor öffnen. Iset trifft keinerlei Schuld an dieser traurigen Entwicklung, dafür ist allein Hattuschili verantwortlich.«
    114

    SECHZEHN
    ISKALTER REGEN FIEL über Hattuscha. Der Geleitzug d
    E es ägyptischen Gesandten war bereit zum Aufbruch.
    Elegant und vornehm in ihrem roten, mit Fransen besetzten Kleid und unempfindlich gegenüber der Kälte, kam die Königin, um Acha zu verabschieden.
    »Der Herrscher muß das Bett hüten«, erklärte sie.
    »Ich hoffe, es ist nichts Ernstes!«
    »Ein leichtes Fieber, das sicher schnell vergeht.«
    »Wünsche ihm in meinem Namen baldige Genesung, Majestät.«
    »Es

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