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Im Schatten der Akazie

Im Schatten der Akazie

Titel: Im Schatten der Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Arme in anbetender Haltung der Sonne entgegen. Der König tat es ihm gleich, er, dessen Augen das Licht ertrugen, ohne geblendet zu werden.
    Die Stimme des Gottes Thot erscholl vom Himmel, von der Dumpalme und aus der Kehle des Pavians. Der Pharao nahm sie in seinem Herzen auf.
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    SIEBZEHN
    s REGNETE SEIT mehreren Tagen, und Nebel hinderte A
    E chas Karawane daran, zügig voranzukommen. Der Gesandte bewunderte die Esel, die trotz ihrer schweren Lasten und vom schlechten Wetter unbeirrt mit sicherem Schritt dahintrotteten. Ägypten sah in ihnen eine der Verkörperungen des Gottes Seth mit unerschöpflicher Kraft. Ohne Esel kein Wohlstand.
    Acha wollte so schnell wie möglich den Norden Syriens hinter sich lassen, Phönizien durchqueren und die ägyptischen Schutzgebiete erreichen. Für gewöhnlich bereiteten ihm Reisen Vergnügen, doch diese erschien ihm wie eine Bürde, die er nur mit Mühe zu tragen vermochte. Die Ebenen ödeten ihn an, die Berge verursachten ihm Unbehagen, und aus den Flüssen stiegen dunkle Gedanken auf.
    Der für die Sicherheit der Karawane verantwortliche Offizier war ein Altgedienter, ein Krieger jener Truppen, die Ramses zu Hilfe gekommen waren, als er bei Kadesch allein gegen die Hethiter gekämpft hatte. Der Mann kannte Acha gut und schätzte ihn; seine Heldentaten als Kundschafter und seine Kenntnis der Ostländer rangen ihm Achtung ab. Der Oberste Gesandte stand auch in dem Ruf, ein liebenswürdiger und überaus redegewandter Mann zu sein, doch seit sie in Hattuscha aufgebrochen waren, wirkte er bedrückt und traurig.
    Während der Rast in einer Karawanserei, in der Menschen und Tiere sich aufwärmten, setzte sich der Altgediente neben Acha.
    »Bist du etwa krank?«
    »Nur müde, weiter nichts.«
    »Du überbringst schlechte Nachrichten, nicht wahr?«
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    »Sie könnten besser sein, aber solange Ramses regiert, wird die Lage nie hoffnungslos werden.«
    »Ich kenne die Hethiter gut: Sie sind Rohlinge und Eroberer.
    Einige Jahre der Waffenruhe haben sie nur um so rachsüchtiger werden lassen.«
    »Du irrst dich, unsere Welt gerät vielleicht wegen einer Frau aus den Fugen. Freilich ist es eine, die sich von allen anderen unterscheidet, nämlich die Große königliche Gemahlin.
    Ramses hat recht: Wir dürfen keine Zugeständnisse machen, wenn die grundlegenden Werte unserer Kultur auf dem Spiel stehen.«
    »Welch befremdliche Sprache aus dem Munde eines Gesandten!«
    »Allmählich naht die Zeit, mich zur Ruhe zu setzen. Ich habe mir gelobt, aus meinem Amt zu scheiden, sobald mir Reisen anstrengend und reizlos erscheinen. Dieser Tag ist gekommen.«
    »Der König wird nicht willens sein, sich von dir zu trennen.«
    »Ich bin ebenso dickköpfig wie er und werde mir Mühe geben, diese Verhandlung erfolgreich zu führen. Einen Nachfolger für mich zu finden wird leichter sein, als er es sich vorstellt. Nicht alle ‹Söhne des Königs› sind bloß Hofschranzen, manche sind sogar vortreffliche Diener Ägyptens. In meinem Beruf muß man aufhören, sobald die Neugierde erlischt. Und mich zieht die Welt draußen nicht mehr an, ich wünsche mir nur noch, im Schatten von Palmen zu sitzen und den Nil fließen zu sehen.«
    »Vermeinst du das nicht nur in einem Augenblick der Müdigkeit?« fragte der Altgediente.
    »Es lockt mich nicht mehr, zu unterhandeln und stundenlang zu reden. Meine Entscheidung ist unumstößlich.«
    »Für mich ist das auch die letzte Reise. Endlich Ruhe!«
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    »Wo wohnst du?«
    »In einem Dorf bei Karnak. Meine Mutter ist schon sehr betagt, und ich freue mich darauf, ihr ein sorgenfreies Alter zu bieten.«
    »Bist du verheiratet?«
    »Dazu habe ich nie Zeit gehabt.«
    »Ich auch nicht«, sagte Acha nachdenklich.
    »Du bist noch jung.«
    »Ich warte lieber darauf, daß das hohe Alter meine Leidenschaft für die Frauen erlöschen läßt. Bis dahin werde ich diese Schwäche tapfer auf mich nehmen. Hoffen wir, daß das Gericht des großen Gottes sie mir vergeben wird.«
    Der Altgediente schlug aus einem Feuerstein Funken und zündete getrocknetes Holz an.
    »Wir haben ausgezeichnetes gedörrtes Fleisch und ganz guten Wem.«
    »Ich begnüge mich mit einer Schale Wein.«
    »Verlierst du etwa den Appetit?«
    »Mancherlei Appetit ist mir in der Tat vergangen. Ob das vielleicht der Beginn der Weisheit ist?«
    Der Regen hatte endlich aufgehört.
    »Wir könnten unseren Weg fortsetzen.«
    »Tiere und Menschen sind müde«, wandte der Altgediente ein.
    »Wenn sie sich ausgeruht

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