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Im Schatten der Akazie

Im Schatten der Akazie

Titel: Im Schatten der Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Gewand mit den Heilmitteln.«
    »Hegst du einen Verdacht?«
    »Es muß ein mißgünstiger Arzt gewesen sein. Dabei kann er nicht einmal etwas damit anfangen.«
    »Weißt du Genaueres?«
    »Leider nein.«
    »Da hat dir irgend jemand einen üblen Streich spielen wollen, weil du dich in Nubien zu breit machst. Bei Hof liebt man dich nicht besonders.«
    »Wir müssen den Palast durchsuchen, die Häuser der Adligen, die Werkstätten, die …«
    »Immer mit der Ruhe, Setaou! Ich werde zwei Männer anweisen, der Sache nachzugehen, aber wir befinden uns in einer Zeit, in der sich unsere Truppen auf einen Krieg vorbereiten, da ist dein ledernes Gewand nicht das Wichtigste.«
    »Weißt du, wie vielen Menschen es schon das Leben gerettet hat?«
    »Das weiß ich wohl, aber du besorgst dir besser ein neues.«
    »Du hast leicht reden. Ich habe mich an dieses gewöhnt.«
    »Laß es gut sein, Setaou! Mach nicht solche Umstände und 118

    trink etwas mit mir. Danach gehen wir gemeinsam zum besten Gerber der Stadt. Deine Schlangen streifen doch auch hin und wieder ihre alte Haut ab.«
    »Ich möchte wissen, wer diesen Diebstahl begangen hat.«

    Ramses las Merenptahs neuesten Bericht; er war klar und knapp. Sein jüngerer Sohn bewies großen Scharfsinn. Sobald Acha aus Hatti zurückkehrte, wollte der Pharao allerletzte Verhandlungen mit Hattuschili beginnen. Der würde jedoch nicht darauf hereinfallen und wie der König von Ägypten diese Frist nutzen, um seine Heerscharen ebenfalls auf den Kampf vorzubereiten.
    Die ägyptischen Elitetruppen befanden sich in besserem Zustand, als Ramses vermutet hatte. Es würde leicht sein, kampferprobte Söldner anzuwerben und die Ausbildung der Jungkrieger zu beschleunigen. Auch die Bewaffnung ließ sich schnell vervollständigen. Die mit Ramses’ Zustimmung von Merenptah ernannten Offiziere würden Soldaten befehligen, die imstande waren, es mit den Hethitern aufzunehmen und sie zu besiegen.
    Sobald der Pharao an der Spitze seiner Streitkräfte gen Norden zog, würde in der Armee die Gewißheit aufflammen, daß er sie dem Triumph entgegenführte.
    Hattuschili beging einen Fehler, wenn er dem Frieden abschwor. Die Ägypter würden nicht nur erbittert um ihr Überleben kämpfen, sondern sogar als erste einen Vorstoß wagen, um die feindlichen Krieger zu überrumpeln. Und diesmal würde Ramses sich der Festung von Kadesch bemächtigen.
    Dennoch schnürte eine ungewohnte Angst dem König das Herz zusammen, als ob er unschlüssig wäre, wie er sich verhalten sollte. Weil Nefertari nicht mehr da war, ihm den rechten Weg aufzuzeigen, mußte er eine Gottheit zu Rate 119

    ziehen.
    Deshalb wies er Serramanna an, ein Schnellboot auszurüsten, mit dem er sich nach Hermopolis in Mittelägypten begeben ’
    wollte, an den Wohnsitz der acht Urgötter. Als der Herrscher die Laufplanke betrat, flehte Iset die Schöne ihn an, sie mitzunehmen.
    »Nein, ich muß allein sein.«
    »Hast du etwas von Acha gehört?«
    »Er wird bald zurückkehren.«
    »Du kennst meine Ansichten, Majestät. Erteile einen Befehl, und ich gehorche. Das Glück Ägyptens zählt mehr als meines.«
    »Ich danke dir, Iset, aber dieses Glück würde zerbrechen, wenn Ägypten sich der Ungerechtigkeit beugte.«
    Das weiße Segel entschwand gen Süden.

    Am Rande der Wüste, nahe der Gräberstadt, in der die Oberpriester des Thot bestattet waren, wuchs eine sehr hohe Dumpalme, viel höher als die anderen. Der Legende zufolge zeigte sich Thot, das »Herz des Re« und der Herr der Hieroglyphen, hier jenen seiner Getreuen, die ihre Zunge vor unnützen Worten gehütet hatten. Ramses wußte, daß der Schutzgott der Schreiber dem Schweigsamen ein frischer Quell war, der dem Geschwätzigen verwehrt blieb. Deshalb hielt der König einen Tag und eine Nacht lang am Fuße dieser Dumpalme innere Einkehr, um die tosende Flut seiner Gedanken zu besänftigen.
    Im Morgengrauen begrüßte ein lauter Schrei die zu neuem Leben erwachende Sonne.
    Kaum sechs Ellen von Ramses entfernt saß ein riesiger Pavian mit kräftigen Kiefern und gefährlichen Zähnen. Der Pharao hielt seinem Blick stand.
    »Öffne mir den Weg, Thot, du, der die Geheimnisse des 120

    Himmels und der Erde kennt. Du hast Göttern und Menschen die heiligen Gesetze offenbart, du hast mit deinem Wort das Weltall erschaffen. Führe mich auf den rechten Weg, auf den Weg, der Ägypten nützt.«
    Der Affe richtete sich auf seinen Hinterbeinen auf. Er war größer als Ramses und hob die Vorderbeine wie

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