Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten der Akazie

Im Schatten der Akazie

Titel: Im Schatten der Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
Vom Netzwerk:
nicht zu sagen, ich wäre gern als Ägypter geboren.«
    »Jede neue Auseinandersetzung zwischen Ägypten und Hatti wäre ein großes Unglück, das unsere beiden Völker schwächen und nur Assyrien nutzen würde. Nimm es hin, daß deine Tochter Nebenfrau wird und Iset die Schöne Große Königsgemahlin bleibt.«
    »Ich kann nicht mehr zurück, Acha.«
    Der Oberste Gesandte Ramses’ des Großen betrachtete die Unterstadt von Hattuscha, in deren Mitte der Tempel des Wettergottes und der Sonnengöttin lag.
    »Die Menschen sind abartige und gefährliche Tiere«, erklärte er. »Letzten Endes werden sie die Erde schänden und ihre eigene Gattung ausrotten. Stecken sie erst einmal mitten in dem Ablauf der Zerstörung, den sie selbst in Gang gesetzt haben, kann sie da nichts mehr herausholen. Warum rennen sie mit solchem Starrsinn in ihr eigenes Verderben?«
    »Weil sie sich immer weiter von den Göttern entfernen«, antwortete Hattuschili. »Sobald das letzte Band zerschnitten ist, wird es nur noch Besessene geben, die gleich einem riesigen Ameisenvolk von Tyrannen beliebig gelenkt und beherrscht werden.«
    »Wie seltsam, Majestät … Ich muß dir gestehen, daß ich 109

    mein Leben lang für die Maat gekämpft habe, für die Harmonie zwischen Himmel und Erde, als ob alles übrige keinerlei Bedeutung hätte.«
    »Wärest du denn sonst Ramses’ Freund?«
    Der Wind wurde stärker, die Kälte noch schneidender.
    »Wir gehen besser zurück, Acha.«
    »Das ist alles so sinnlos, Majestät.«
    »Der Meinung bin ich auch, aber wir können nichts mehr daran ändern, weder du noch ich. Hoffen wir, daß die Götter Hattis und Ägyptens Zeugen unseres guten Willens sind und ein Wunder geschehen lassen.«

    Am Kai des Hafens von Pi-Ramses drängten sich die Menschen in heller Aufregung. An ein und demselben Tag waren mehrere Schiffe aus Memphis, Theben und anderen Städten des Südens entladen worden. Das Treiben auf dem Markt, für gewöhnlich schon sehr lebhaft, hatte ein noch nie dagewesenes Ausmaß erreicht. Die Mieter der Läden in bester Lage, zu denen viele Frauen gehörten, die sich in der Kunst des Handelns hervortaten, waren fest entschlossen, ansehnliche Gewinne einzustreichen.
    Hand in Hand schlenderten Uriteschup und Tanit zwischen anderen Schaulustigen umher, besahen sich Stoffe, Sandalen, kostbare Truhen aus Holz und sonstige Wunderwerke. Wer in Pi-Ramses Rang und Namen hatte, war herbeigeeilt, und die schöne Phönizierin zwang sich, ihren unzähligen Freundinnen und Bekannten zuzulächeln, die von der männlichen Ausstrahlung des hethitischen Prinzen hingerissen waren.
    Dieser hatte überaus zufrieden festgestellt, daß die Schergen Serramannas ihm nicht mehr folgten. Einen ehrbaren Bewohner der Stadt zu behelligen war strafbar, und Uriteschup hätte gewiß Anklage erhoben.
    110

    »Darf ich etwas kaufen?« bat die Phönizierin flehentlich.
    »Aber, mein Liebling, das steht dir doch ganz und gar frei.«
    Wie in einem Taumel erwarb Tanit dies und das, um ihr Gemüt zu besänftigen. Auf dem Weg von Marktstand zu Marktstand gelangte das Paar zu Raia. Der Syrer bot nicht nur Zinnschalen feil, sondern auch schlanke Alabastervasen und bunte Glasgefäße für Duftöle, die sich die Schönen der Stadt buchstäblich aus den Händen rissen. Während Tanit mit einem von Raias Gehilfen hartnäckig um Preise feilschte, stellte sich dessen Herr neben Uriteschup.
    »Ich habe vortreffliche Kunde aus Hattuscha. Achas Verhandlungen sind gescheitert. Der König weigert sich, von seinen Forderungen abzugehen.«
    »Sind die Gespräche endgültig abgebrochen?«
    »Acha hat bereits den Rückweg nach Ägypten angetreten.
    Hattuschilis Botschaft an Ramses ist ein eiserner Dolch, von dem er gelobt hat, ihn nach dem Sieg dem Kadaver des Pharaos wieder abzunehmen.«
    Uriteschup schwieg eine Weile.
    »Bring uns heute abend selbst die Waren, die meine Gemahlin bei dir kauft«, sagte er schließlich.

    Setaou wunderte sich jeden Tag mehr.
    Wie stellte Lotos, seine hübsche nubische Frau, es nur an, daß sie nicht älter wurde? Da sie weder Salben noch Pomaden benutzte, konnte ihr nur Zauberei diese Verführungskunst bewahren, der ihr Mann nicht zu widerstehen vermochte. Mit ihr war die Liebe ein reizendes Spiel voll nie versiegender Einfälle.
    Er liebkoste ihre Brüste.
    Plötzlich zuckte sie zusammen.
    »Hast du auch ein Geräusch gehört?«
    111

    »Ja, dein Herz schlägt ein bißchen lauter …«
    Setaous Glut entflammte auch Lotos, und sie

Weitere Kostenlose Bücher