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Im Schatten der Akazie

Im Schatten der Akazie

Titel: Im Schatten der Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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betrübt mich, daß die Verhandlungen gescheitert sind«, bekannte Puducheba.
    »Mich auch, Majestät.«
    »Ob Ramses vielleicht doch noch einlenkt?«
    »Geben wir uns keinem trügerischen Wunschdenken hin.«
    »So mutlos habe ich dich noch nie erlebt, Acha.«
    »Uns bleiben nur zwei Hoffnungen: ein Wunder und … du selbst. Könntest du nicht deinen Gemahl zur Nachgiebigkeit bewegen?«
    »Bisher habe ich damit keinen Erfolg gehabt, aber ich werde es weiterhin versuchen.«
    »Majestät, ich möchte dir sagen … Nein, das ist nicht wichtig.«
    »Sag es dennoch.«
    »Es ist wirklich nicht wichtig.«
    Wie könnte Acha der Königin von Hatti gestehen, daß unter all den Frauen, die er kennengelernt hatte, sie die einzige war, 115

    die er gerne zu seiner Gemahlin gemacht hätte? Das wäre eine unverzeihliche Geschmacklosigkeit gewesen.
    Acha sah Puducheba eindringlich an, als wollte er das Antlitz dieser unerreichbaren Frau für immer seinem Gedächtnis einprägen. Dann verneigte er sich.
    »Ziehe nicht traurig von dannen, Acha, ich werde alles tun, um das Schlimmste zu verhindern.«
    »Ich auch, Majestät.«
    Als sich der Zug gen Süden in Bewegung setzte, wandte sich der ägyptische Gesandte nicht mehr um.

    Setaou fühlte sich außerordentlich wohl. Er verließ das Schlafgemach, ohne Lotos zu wecken, deren nackter Körper unablässig seine Begierde erregte. Das am letzten Abend gewonnene Gift der Hornviper mußte im Laufe des Tages verarbeitet werden, denn trotz seiner Aufgaben als Verwalter einer nubischen Provinz hatte der Schlangenkundige die Regeln seines Handwerks nicht verlernt.
    Eine junge Dienerin, die ein Tablett mit Früchten trug, blieb wie angewurzelt stehen. Von Setaous ungeschlachtem Aussehen erschreckt, wagte sie gleichwohl nicht, wegzulaufen.
    War dieser Mann nicht der Magier, der giftige Schlangen anfaßte, ohne Angst zu haben, daß sie ihn beißen könnten?
    »Ich habe Hunger, Kleine. Hole mir gedörrten Fisch, Milch und frisches Brot.«
    Zitternd gehorchte die Dienerin. Setaou trat in den Garten hinaus und legte sich ins Gras, um den würzigen Duft der Erde besser in sich aufzunehmen. Dann aß er mit Appetit und begab sich danach, den Kehrreim eines nicht für jedermanns Ohren bestimmten Liedes summend, in den Flügel des Palastes, der wissenschaftlichen Versuchen vorbehalten war.
    Er vermißte sein vertrautes Kleidungsstück, das mit 116

    Gegengiften gegen Schlangenbisse getränkte Gewand aus Antilopenleder, dessen unzählige Taschen mit allerlei Heilmitteln gefüllt waren. Sie mußten umsichtig verwendet werden, sonst konnten sie schlimmer sein als das Leiden, das sie vertreiben sollten. Dank dieser tragbaren Arzneikammer war Setaou überall imstande, zahlreiche Krankheiten zu bekämpfen.
    Ehe er am Abend zuvor Lotos in die Arme genommen hatte, hatte er sein Gewand auf einen niedrigen Stuhl gelegt. Nein, er irrte sich … Das war in einem anderen Zimmer gewesen. Er sah im Vorraum nach, in der kleinen Säulenhalle, im Badehaus, im Abtritt …
    Vergebens.
    Letzte Möglichkeit: das Schlafgemach. Ja, natürlich … Da hatte er sein kostbares Gewand abgelegt.
    Lotos wachte auf. Zärtlich drückte Setaou seine Lippen auf ihre Brüste.
    »Sag mal, Liebling … Wo hast du mein ledernes Gewand hingetan?«
    »Das rühre ich nie an.«
    Unruhig geworden, durchstöberte Setaou den Raum, jedoch ohne Erfolg.
    »Es ist verschwunden«, stellte er schließlich fest.

    Serramanna hoffte, daß Ramses ihn diesmal mitnehmen würde, um den Hethitern zu trotzen. Seit Jahren gelüstete es den ehemaligen Seeräuber, möglichst vielen dieser Barbaren die Kehle durchzuschneiden, den Besiegten eine Hand abzuhacken und sie danach zu zählen. Ehe der König in die Schlacht bei Kadesch gezogen war, hatte der Sarde den Befehl erhalten, in Pi-Ramses zu bleiben und die Sicherheit der königlichen Familie zu gewährleisten. Doch seither hatte er fähige Männer 117

    ausgebildet, die diese Aufgabe übernehmen konnten, und träumte selbst nur noch vom Kämpfen.
    Als Setaou unerwartet in der Kaserne auftauchte, in der Serramanna sich in seinem Können übte, staunte der Sarde nicht wenig. Die beiden Männer hatten sich nicht immer gut vertragen, einander aber dennoch schätzen gelernt und wußten sich in einem Punkt einig: in ihrer Treue zu Ramses.
    Der ehemalige Seeräuber hörte auf, mit Fäusten auf eine hölzerne Figur einzuschlagen.
    »Bereitet dir etwas Verdruß, Setaou?«
    »Man hat mir mein kostbarstes Gut gestohlen: mein

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