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Im Schatten der Akazie

Im Schatten der Akazie

Titel: Im Schatten der Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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haben, werden sie schneller vorankommen.«
    »Dann schlafe ich jetzt ein wenig«, erklärte Acha, wiewohl er wußte, daß ihm das nicht gelingen würde.
    Die Karawane zog durch einen Wald aus Steineichen, der einen steilen, mit Geröll übersäten Abhang bedeckte. Auf dem schmalen Pfad konnten sie nur hintereinander gehen, während 124

    ihnen am wechselhaften Himmel Wolken das Geleit gaben.
    Ein sonderbares Gefühl beschlich Acha, ein Gefühl, das er nicht zu benennen wußte. Vergebens mühte er sich, es zu verscheuchen, indem er von den Ufern des Nils träumte, von dem schattigen Garten des Herrenhauses in Pi-Ramses, wo er fortan ein friedliches Leben führen wollte, und er dachte an die Hunde, Affen und Katzen, für die er nun endlich Zeit finden würde.
    Seine rechte Hand tastete nach dem Dolch aus Eisen, den Hattuschili ihm übergeben hatte, damit er bei Ramses Unruhe und Besorgnis erwecke … Da kannte Hattuschili den Pharao schlecht! Von Drohungen unter Druck gesetzt, würde er nie nachgeben. Acha verspürte Lust, die Waffe in den Bach zu werfen, der weiter unten floß, aber es war ja nicht dieser Dolch, der die Feindseligkeiten auslösen würde.
    Irgendwann hatte Acha geglaubt, es wäre gut, die Sitten und Gebräuche der Völker einander anzugleichen und die Unterschiede zwischen ihnen abzuschaffen, doch mittlerweile war er vom Gegenteil überzeugt. Eine solche Gleichförmigkeit würde abscheuliche Ungetüme hervorbringen, Staaten ohne schöpferischen Geist, ausufernder Gewalt ebenso preisgegeben wie Beutelschneidern und Wucherern, die für den Menschen nur eintraten, um ihn besser unterdrücken und klein halten zu können.
    Allein ein Ramses war fähig, die Menschheit vor ihrem sicheren Abstieg zu bewahren, sie von Dummheit und Müßiggang abzukehren und den Göttern näherzubringen. Und sollte dem Menschengeschlecht nicht mehr als ein einziger Ramses beschieden sein, dann würde es im Chaos und im Blut von Bruderkriegen versinken.
    Wie gut es tat, sich bei lebenswichtigen Entscheidungen auf Ramses verlassen zu können! Der Pharao hatte hingegen nur den Unsichtbaren und das Jenseits als Führer und Richtschnur.
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    So allein er angesichts des Gottes im Naos eines Tempels stand, so allein stand er auch seinem Volk gegenüber, dem er dienen mußte, ohne an seinen eigenen Ruhm zu denken. Und seit Tausenden von Jahren überwand das Pharaonentum Hindernisse und schwierige Zeiten, weil es nicht von dieser Welt war.
    Wenn Acha erst einmal sein Gepäck des stets auf Reisen befindlichen Gesandten abgestellt hatte, wollte er die alten Schriften über das zwiefache Wesen des Pharaos, das himmlische wie das irdische, zusammentragen und sie Ramses schenken. An milden Abenden würden sie dann in einer Laube sitzen oder am Ufer eines Teiches voller Lotosblüten und darüber reden.
    Acha hatte Glück gehabt, viel Glück. Der Freund Ramses’
    des Großen zu sein, ihm dabei geholfen zu haben, Verschwörungen aufzudecken, der hethitischen Gefahr zu wehren … Was hätte er sich Erhebenderes wünschen können?
    Hunderte Male hatten ihn Niedertracht, Verrat und Erbärmlichkeit an der Zukunft verzweifeln lassen, und hunderte Male war dank Ramses’ Gegenwart die Sonne von neuem erstrahlt.
    Neben dem Pfad stand ein toter Baum. Sehr groß, mit dickem Stamm und sichtbaren Wurzeln, mutete er dennoch unzerstörbar an.
    Acha lächelte. War dieser tote Baum nicht ein Born des Lebens? Vögel fanden in ihm Zuflucht, Insekten nährten sich von ihm. Schon allein damit symbolisierte er die rätselvollen, unsichtbaren Beziehungen zwischen den Lebewesen. Und was waren die Pharaonen anderes als riesige Bäume, die bis in den Himmel reichten und einem ganzen Volk sowohl Nahrung als auch Schutz boten? Ramses würde nie sterben, weil sein Amt ihm auferlegt hatte, schon zu Lebzeiten die Schwellen zum Jenseits zu übertreten. Nur die Kenntnis des Übernatürlichen versetzte einen Herrscher in die Lage, das Alltägliche richtig zu 126

    lenken.
    Die Tempel hatte Acha kaum besucht, aber durch den engen Umgang mit Ramses waren ihm manche Geheimnisse vertraut, deren Träger und Hüter der Pharao war. Mag sein, daß der Oberste Gesandte seines Ruhestandes bereits überdrüssig wurde, noch ehe er ihn angetreten hatte, denn er überlegte, ob es nicht sehr erregend sein könnte, die Außenwelt zu verlassen und ein zurückgezogenes Dasein zu führen, um ein anderes Abenteuer kennenzulernen, das Abenteuer des Geistes.
    Der Pfad stieg steil an und

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