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Im Schatten der Akazie

Im Schatten der Akazie

Titel: Im Schatten der Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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entsagende Lebensweise hin.
    »Wenn Deine Majestät es gestattet, habe ich dem Oberpriester Kha einige Fragen zu stellen.«
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    Der König äußerte keinerlei Widerspruch. Kha hatte wohl mit dieser Prüfung gerechnet, aber gehofft, sie würde nicht vor dem versammelten Hof stattfinden.
    »Wo gedenkt der Oberpriester von Memphis das zweite Erneuerungsfest zu begehen?«
    »Im Tempel von Pi-Ramses, der eigens für diesen Zweck errichtet wurde.«
    »Besitzt der König das Vermächtnis der Götter?«
    »Er besitzt es.«
    »Wer wird dem Ritual vorstehen?«
    »Die unsterbliche Seele von Sethos.«
    »Woher kommt das Licht, das dem Pharao himmlische Kraft verleiht?«
    »Dieses Licht gebiert sich selbst und entsteht im Herzen des Pharaos jeden Augenblick aufs neue.«
    Der Vorsteher der Ritualpriester verzichtete auf weitere Fragen; es würde ihm nicht gelingen, Kha einen Fehler nachzuweisen.
    Darauf wandte er sich mit ernster Miene an Ramses.
    »Trotz der Sachkunde des Oberpriesters halte ich es für unmöglich, dieses Fest der Erneuerung zu begehen, Majestät.«
    »Weshalb?« fragte Kha verwundert.
    »Weil die Große Königsgemahlin dabei eine wesentliche Rolle spielt. Der Pharao ist jedoch Witwer und hat diese hethitische Prinzessin noch nicht zur Frau genommen.
    Obendrein wird eine fremdländische Gemahlin nie Zugang zu den Mysterien der Erneuerung erlangen.«
    Ramses erhob sich.
    »Glaubtest du etwa, der Pharao sei sich dieser Erschwernis nicht bewußt?«
    164

    DREIUNDZWANZIG
    EIT SEINER KINDHEIT bearbeitete Teschonk Leder. Als S
    S ohn eines Libyers, den die ägyptischen Ordnungskräfte nach einem Diebstahl von Schafen festgenommen und zu mehreren Jahren Fronarbeit verurteilt hatten, war er seinem Vater nicht gefolgt, als dieser in die Heimat zurückgekehrt war, um dort den bewaffneten Kampf gegen den Pharao zu predigen. Teschonk hatte zunächst in Bubastis, später in Pi-Ramses Arbeit gefunden und sich in seinem Beruf sogar nach und nach einen Namen gemacht. Je näher er auf die Fünfzig zuging, desto mehr überkam ihn das schlechte Gewissen. Hatte er nicht das Land seiner Väter verraten, indem er über seinem wohlgenährten Bauch und blühenden Aussehen die Niederlagen, die sein Volk auf dem Schlachtfeld erleiden mußte, ebenso mühelos vergessen hatte wie die Demütigungen, die Ägypten ihm zufügte? Deshalb öffnete er, der inzwischen wohlhabende Handwerker, bei dem dreißig Arbeiter in Lohn und Brot standen, seine Tür bereitwillig Libyern, die in irgendwelche Nöte geraten waren. Im Laufe der Monate drängte er sich seinen in der Fremde lebenden Landsleuten geradezu als unerwarteter Helfer auf. Manche fügten sich rasch in die ägyptische Gemeinschaft ein, andere behielten ihre Rachegelüste bei. Doch in jüngster Zeit griff eine Bewegung um sich, die Teschonk angst machte, zumal ihm nicht mehr allzuviel daran lag, die Beiden Länder untergehen zu sehen.
    Und falls doch die Libyer letzten Endes den Sieg davontrugen und einer von ihnen den Thron Ägyptens bestieg? Aber vorher müßte Ramses beseitigt werden.
    Um sich dieses Hirngespinst aus dem Kopf zu schlagen, richtete Teschonk sein ganzes Augenmerk darauf, die Beschaffenheit der Häute von Ziegen, Schafen, Antilopen und 165

    anderen Wüstentieren zu prüfen, die ihm gerade geliefert worden waren. Nach dem Trocknen, Einsalzen und Räuchern würden seine sachkundigen Gehilfen sie mit Ocker einreiben und mit Urin, Vogelkot und Eselsmist geschmeidig machen.
    Das war der am übelsten riechende Teil der Arbeit, die in dieser Werkstatt ausgeführt wurde, weshalb ihr der Gesundheitsdienst regelmäßig Besuche abstattete.
    Einer ersten, nur vorläufigen Gerbung mit Öl und Alaun folgte die richtige Gerbung mit einer Lohe aus Fruchtschoten der Nilakazie. Wenn nötig, würde man die Häute abermals in Öl einweichen, sie mit Hämmern weichklopfen und dehnen, bis sie geschmeidig wurden. Teschonk war einer der Besten seines Handwerks, denn er begnügte sich nicht mit einer gewöhnlichen Fettgerbung. Obendrein besaß er besondere Geschicklichkeit beim Falten und Zuschneiden der Häute.
    Deshalb hatte er viele und sehr unterschiedliche Kunden. Seine Werkstatt verfertigte Beutel, Hundeleinen und Halsbänder, Schnüre, Sandalen, Futterale und Scheiden für Dolche und Schwerter, Helme, Köcher, Schilde und sogar Leder für Schriftrollen.
    Mit einem Kneif mit halbrund gebogener Klinge schnitt Teschonk gerade einen Riemen aus einer Antilopenhaut, als ein schnurrbärtiger Riese

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