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Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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von Daun. Die beiden traten zum Leichnam und bekreuzigten sich. Mit gefalteten Händen standen sie einen Moment schweigend am Tisch und murmelten leise Gebete vor sich hin. Dann drehten sie sich langsam um.
    »Hier ist die Schlampe!«, rief einer der Soldaten seinem Herrn zu. »Sie hat Euren geliebten Bruder so hinterhältig ermordet!«
    Christina sank auf die Knie und flehte: »Bitte, ehrwürdiger Herr, ich habe nichts damit zu tun.« Die Tränen rannen ihr über die Wangen.
    »Lüg´ nicht, du Ausgeburt der Hölle!«, brüllte Dietrich sie zornig an. »Nur du kannst das gewesen sein!«
    »Ich habe Euren Bruder nicht getötet. Bitte!«
    Doch statt einer Antwort winkte Dietrich einem Soldaten, der der jungen Frau einen Schlag in den Nacken versetzte. Nikolaus hatte schon einen hastigen Schritt nach vorn gemacht. Mit geballten Fäusten und knirschenden Zähnen blieb er stehen. Irgendjemand würde für diese unnötige Gewalt bezahlen müssen, schwor er sich.
    »War der Priester schon da?«, fragte der junge Herr.
    »Ja«, antwortete Wolfgang Hecken. »Der da.« Und zeigte dabei auf Nikolaus.
    Dieser verbeugte sich und nannte seinen Namen. Er wollte gerade anmerken, dass er seinen Bruder Ulrich kannte, doch da hatte sich Dietrich schon wieder weggedreht.
    »Da es keinen Zweifel gibt, dass dieses Weib meinen Bruder getötet hat, werden wir heute Nachmittag über sie Gericht halten. Danach wird sie sogleich hingerichtet, damit das vergossene Blut noch vor der Beisetzung gesühnt ist.«
    Er winkte seiner Frau und schickte sich an, den Saal zu verlassen, als ein älterer, gebeugter Mann hereinkam. Er stützte sich auf einen mit Schnitzereien verzierten Stock. Sein leerer Blick war starr auf den Tisch gerichtet. Bei seinem Anblick verstummten alle Gespräche im Saal, alle Anwesenden hielten den Atem an. Mit einem Seufzen näherte sich der Alte seinem toten Sohn. Die zitternde Hand strich Wilhelm die Haare aus der Stirn.
    »Warum?« Seine Stimme war heiser und voller Trauer.
    Sein Sohn trat vor und zeigte auf Christina: »Dieses elende Miststück da war es! Sie hat ihn auf dem Gewissen!«
    Aber der alte Burgherr reagierte nicht auf den zornigen Einwurf, er hatte nur Augen für seinen toten Sohn. »Warum musst du immer mit dem Kopf durch die Wand? Immer vorweg, nie zurück. Siehst du jetzt, was es dir einbringt?«
    Der junge Dietrich beugte sich über seinen Vater: »Ich bitte Euch! Er hat sich nicht selbst umgebracht!«
    Dietrich I. blickte zu seinem Sohn auf: »Ich hoffe für dich, dass du niemals den Tod eines deiner Kinder erleben musst. Kein Vater sollte seine Söhne überleben. Keiner. Ich habe schon zu viele geliebte Menschen verloren.«
    Sein Sohn rang ärgerlich die Hände. »Immer nur Wilhelm, Wilhelm, Wilhelm. Ihr wisst doch ganz genau, wie viel Ärger er uns gemacht hat! Ein verzogener Bursche, dem Ihr alles erlaubt und jeden Blödsinn verziehen habt. Das hätten Ulrich oder ich uns mal erlauben sollen!«
    »Halt deinen Mund!«, donnerte der Burgherr. »Er ist dein Bruder! Er ist ein Mensch, trotz seiner Fehler! Nicht mehr und nicht weniger als du oder ich! Und solange ich hier noch etwas zu sagen habe, hast du dir deine gehässigen Bemerkungen gefälligst zu verkneifen! Ich weiß genau, wie du über ihn denkst. Du hasst ihn. Du hast doch Angst, dass ich vor Wilhelm ins Grab muss. Sei froh, dass du dein Erbteil nun nicht mehr mit ihm teilen musst.«
    Der Sohn öffnete den Mund zu einer scharfen Entgegnung, doch seine Frau riss ihn am Arm zurück und zischte ihm etwas ins Ohr. Daraufhin drehte er sich auf dem Absatz um und stürmte in Richtung Ausgang. Seine Frau blieb ratlos zurück, eilte dann jedoch ihrem Mann hinterher, erreichte ihn kurz vor dem Ausgang und flüsterte ihm erneut etwas zu. Niemand wusste, was sie gesagt hatte, aber immerhin blieb Dietrich II. im Saal.
    Sein Vater musste sich abstützen – eine Hand auf dem Tisch, die andere am Stock. Er zitterte am ganzen Körper, aber niemand wagte es, sich ihm zu nähern. Angesichts seines Zustands befürchtete Nikolaus beinahe, dass vor lauter Aufregung das Herz des Alten versagen würde und es einen zweiten Toten gäbe. Der Herr von Manderscheid hatte die Augen geschlossen und atmete mehrmals tief durch. Sein Brustkorb hob und senkte sich krampfhaft. Nur langsam beruhigte er sich wieder, dann richtete er sich auf.
    »Jemand sagte, eine Frau hätte Wilhelm getötet. Wer ist es?« Seine Stimme war noch schwächer und leiser als vorhin.
    Die beiden Wachen, die

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