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Im Schatten der Giganten: Roman

Im Schatten der Giganten: Roman

Titel: Im Schatten der Giganten: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Tallerman , Andreas Brandhorst
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von ihnen hatten nie etwas Gefährlicheres in den Händen gehalten als einen Pflug. Jedem dritten Mann fehlte eine Waffe. Sie wirkten verunsichert und verängstigt.
    Moaradrids Soldaten würden sie in der Luft zerreißen.
    Wenn Alvantes erkannte, wie hoffnungslos die Situation war, so verbarg er es gut. Er trat vor seine bunt zusammengewürfelte Brigade und rief: »Bleibt zusammen. Rückt gegen die Mitte vor und lasst euch von nichts aufhalten!«
    Dann drehte er sich um und lief dem Kampf entgegen, bevor den anderen noch richtig klar wurde, dass sie keine längere Ansprache bekommen würden. Die Wächter aus Altapasaeda folgten ihm sofort. Die castovalanischen Freischärler waren schwerer von Begriff und mussten sich beeilen, um nicht den Anschluss zu verlieren.
    Bestürzt stellte ich fest, dass Estrada ihnen folgen wollte.
    Ich ergriff ihren Arm und rief: »Wohin willst du?« Sie versuchte sich loszureißen, aber ich hielt sie fest. »Was hast du vor? Willst du mit deinem Taschenmesser auf die Soldaten einstechen? Sei nicht dumm.«
    »Lass mich los!«
    »Tot nützt du niemandem etwas.«
    »Moaradrids Truppen werden sie niedermetzeln .« Alle Stärke verschwand plötzlich aus ihrer Stimme und wich einer kalten Entschlossenheit, die mir fast noch schlimmer erschien.
    Offenbar wollte sie lieber sterben, als das Massaker zu beobachten, das sie selbst mit in die Wege geleitet hatte. Ich suchte nach Worten, die etwas in ihr bewegen konnten. »Was ist mit Salzleck? Du hast ihm etwas versprochen.«
    Estradas Blick flog zu Salzleck, der trotz des allgemeinen Durcheinanders still dasaß.
    »Dein Liebster kommt allein zurecht. Ist das auch bei Salzleck der Fall?«, setzte ich nach.
    »Er ist nicht mein Liebster.« Estrada löste sich aus meinem Griff und marschierte zu Salzleck.
    Ich folgte ihr und sah dabei gegen meinen Willen dorthin, wo der Kampf stattfand. Angesichts des Angriffs der Altapasaedaner schien Moaradrid seine Gefangenen vergessen zu haben – der castovalanische Vorstoß schuf ein Chaos an seiner Flanke. Alvantes steckte mitten im Gewühl und hackte sich mit seinem Schwert einen Weg zur Mitte von Moaradrids Streitmacht, wie er es angekündigt hatte. Die Wächter aus Altapasaeda erkannten eine Chance und stießen gegen die Nordländer vor, die sie fast eingeschlossen hatten. Die Bogenschützen wiederum nutzten diese Gelegenheit und fanden leichtere Ziele bei Gegnern, die sich an zwei Fronten verteidigen mussten.
    Vielleicht hofften sie, dass sich der Kampf jetzt zu ihren Gunsten entwickelte. Ich sah das große Ganze und wusste es besser. Die Nordländer würden sich jeden Augenblick neu formieren und dann ihre größere Stärke zur Geltung bringen. Alvantes mochte ein Dorn in ihrem Fleisch sein, aber ein Dorn konnte herausgezogen werden. Er war mir nie waghalsig oder leichtsinnig erschienen. Begriff er denn nicht, worauf er sich einließ?
    Dann erkannte ich sein Ziel.
    Ich eilte zu Estrada, die auf Salzleck einredete.
    »Ich weiß, dass er dir verboten hat, dich zu bewegen, aber willst du hier für immer und ewig sitzen? Bis du verhungerst? Willst du auf diese Weise deinem Volk und deiner Familie helfen? Das ist doch absurd! Moaradrid ist nicht dein Stammesoberhaupt! Er hat den Stein gestohlen. Du bist ihm gegenüber nicht zu Loyalität verpflichtet.«
    »Er wird nicht auf dich hören«, warf ich ein. »Dieser dumme Stein, wenn ich ihn doch nur in den Fluss geworfen hätte, als sich Gelegenheit dazu bot.«
    Bei diesen Worten glaubte ich, ein kurzes Blitzen in Salzlecks Augen zu sehen.
    »Was können wir tun?«
    »Keine Ahnung. Hoffen, dass unsere Seite gewinnt, nehme ich an.«
    Ich wandte mich wieder dem Drama hinter uns zu. Die Überraschung bot, wie ich befürchtet hatte, nur einen kurzfristigen Vorteil. Der castovalanische Vorstoß hatte seinen Schwung verloren; jetzt gewannen die Nordländer an Boden und dezimierten die Reihen der Altapasaedaner. Alvantes’ Bauern erlitten die größten Verluste, aber auch die altapasaedanischen Wächter zahlten einen hohen Blutzoll. Nur Alvantes und seine Gruppe rückten weiter vor. Die castovalanischen Freischärler waren mehr eine Ablenkung als eine echte Hilfe, doch Alvantes versuchte, diese Ablenkung so gut wie möglich zu nutzen.
    Moaradrid hielt zwar seinen Säbel in der Hand, wich aber immer weiter durch den Pulk seiner Soldaten zurück, die danach trachteten, ihm Platz zu machen, ohne sich dem Feind gegenüber eine Blöße zu geben. Die Mitte hatte Moaradrid

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