Im Schatten der Giganten: Roman
bereits aufgegeben, und jeder Schritt brachte ihn der westlichen Böschung näher, wo die heftigsten Kämpfe stattfanden.
Das war Alvantes’ Plan. Das hatte er von Anfang an beabsichtigt. Die Schlacht konnte er nicht gewinnen, aber vielleicht gelang es ihm, den Krieg zu beenden.
Moaradrid begriff fast im selben Moment wie ich – er verstand plötzlich, dass er in Richtung der Altapasaedaner getrieben wurde. Seine Reaktion war schnell und überraschend. Mit einem wütenden Schrei warf er sich Alvantes entgegen, dem kaum genug Zeit blieb, sein Schwert zu heben. Das Klirren ihre Klingen übertönte den übrigen Lärm. Moaradrid schlug erneut zu, und dann noch einmal, schwang immer wieder seinen Säbel, und jeder Hieb tönte wie ein lauter Gong. Alvantes konnte die Angriffe nur mit Mühe parieren.
Ein Kreis bildete sich um die beiden. Die Nordländer wichen fort, weil sie nicht riskieren wollten, von Moaradrids Säbel verletzt zu werden. Alvantes’ Leute schlugen auf alle ein, die den Eindruck erweckten, sich ihnen in den Weg stellen zu wollen. Die kläglichen Reste der Castovalaner verstärkten ihre Reihen. Auf der anderen Seite nutzten die überlebenden Altapasaedaner die Atempause und zogen sich über den Hang zurück.
Plötzlich reduzierte sich der ganze Kampf auf die beiden Männer in seiner Mitte. Ihr Duell brachte sie fort von der Talöffnung und näher zu uns. Moaradrid hatte noch immer die Initiative. Seine Hiebe kamen nicht mehr ganz so schnell und verloren vielleicht auch ein wenig von ihrer anfänglichen Kraft, aber sie zwangen Alvantes, immer weiter zurückzuweichen.
Schließlich beschränkte sich Alvantes nicht mehr darauf, die Angriffe nur abzuwehren. Alle paar Schritte suchte er nach einer Möglichkeit, seinerseits anzugreifen, doch Moaradrid bot ihm keine. Dem Kriegsherrn mochte es an Stil mangeln, aber er war stark und schnell. Er verwendete den Säbel als Schwert und Schild – er hielt ihn immer gestreckt, um Körper und Kopf zu schützen. Alvantes war der bessere Schwertkämpfer, das kam in all seinen Bewegungen zum Ausdruck. Doch diesen unablässigen Angriffen gegenüber schien ihm sein Geschick nicht viel zu helfen.
Dann schlug er zum ersten Mal zurück. Flink wich er einem Stoß aus, der mitten auf seine Brust zielte, schlug den Säbel beiseite und sprang vor. Seine Klinge traf Moaradrid am Oberschenkel und schuf dort einen schnell größer werdenden roten Fleck. Moaradrid heulte, mehr aus Zorn als aus Schmerz, und schlug dann mindestens ebenso kraftvoll zu wie vorher.
Erneut musste Alvantes zurückweichen. Doch etwas hatte sich verändert – sein Rückzug bestand nun aus kleinen, tänzelnden Schritten und kurzen Sprüngen zur Seite. Es schien ihm leichter zu fallen, die Hiebe seines Gegners zu blockieren, und er bekam öfter Gelegenheit, selbst zuzustoßen. Das Gesicht des Kriegsherrn verwandelte sich immer mehr in eine wütende Fratze. Ein Knurren begleitete jeden Schlag, nützte ihm aber nichts. Alvantes schien seine Bewegungen vorauszuahnen und war nie dort, wo Moaradrids Säbel nach ihm suchte.
Seine Klinge kam nach vorn, traf aber nur die Schärpe an Moaradrids Hüfte. Selbst aus dieser Entfernung konnte ich sehen, dass er diesmal nicht verletzt wurde.
Das Schwert hatte trotzdem mehr als nur die Schärpe getroffen. Etwas fiel auf den Boden, rollte ein Stück und blieb im Dreck liegen.
Der Riesen-Stein.
Ob Absicht dahintersteckte oder nicht – Alvantes nutzte die gute Gelegenheit. Er duckte sich, sprang, ergriff den Stein, rollte sich ab und entging dabei um Haaresbreite einem Hieb, der seinem Kopf galt. Er kam wieder auf die Beine und schwang das Schwert herum, um den unvermeidlichen nächsten Schlag abzufangen.
Fast wäre er schnell genug gewesen.
Moaradrids Säbel beschrieb einen weiten Bogen nach oben, wodurch die ganze linke Seite des Kriegsherrn ungeschützt war. Alvantes sah das, beugte sich vor … und schrie. Der Säbel kehrte zurück, gefolgt von einem scharlachroten Schweif. Etwas flog durch die Luft, und Blut spritzte. Nicht weit von uns entfernt fiel das Objekt in den Schlamm.
Ich weiß nicht, warum ich loslief. Plötzlich war ich auf den Beinen und rannte so schnell ich konnte den Hang hinunter, obwohl mir ein Teil meines Gehirns befahl stehen zu bleiben. Moaradrid drehte sich halb um und sah mich an. Seine Lippen bewegten sich, aber ich hörte kein Wort von ihm. Alvantes taumelte zur Seite, das Gesicht verzerrt. Er hielt den linken Arm in der Ellenbeuge
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