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Im Schatten der Giganten: Roman

Im Schatten der Giganten: Roman

Titel: Im Schatten der Giganten: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Tallerman , Andreas Brandhorst
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getrampelt zu werden, machte mir mehr Angst als der Lärm der Gewalt, der nun aus allen Richtungen kam. Ich schloss die Augen und hob schützend die Arme vors Gesicht.
    »Halt still!«
    Ich öffnete die Augen wieder und sah eine Klinge, nur eine Handbreit von meiner Nase entfernt. Gerade als ich zu schreien beginnen wollte, wurde mir klar, dass es sich um Estradas Stilett handelte. Wer auch immer sie durchsucht hatte, er war ganz offensichtlich nicht ganz so gründlich gewesen wie der Mann, von dem ich gefilzt worden war.
    »Die Hände nach vorn, Damasco. Das ist die Wache von Altapasaeda.«
    Ich hob die Hände, damit Estrada den Strick durchschneiden konnte. »Au! Sei vorsichtig.«
    Das Stilett eignete sich nicht besonders gut fürs Schneiden und hätte mich fast einen Daumen gekostet. Zum Glück war es ein einfacher, vom Regen durchnässter Strick. Noch ein Schnitt, dann franste er aus und riss.
    Genau in diesem Moment fiel einer der Nordländer in den Stapel unserer Waffen, die daraufhin in alle Richtungen rutschten. Die meisten landeten zu Füßen der anderen Soldaten, aber ein Kurzschwert geriet in meine Reichweite. Ich langte danach, bevor ein Fuß es forttreten konnte, und ein unbeholfener Schnitt befreite mich von den Fußfesseln.
    »Gib mir das.«
    Alvantes hatte die Hände frei, was er vermutlich Estrada verdankte. Er riss mir das Schwert aus der Hand, durchtrennte den Strick an seinen Füßen und sprang auf die Beine, gerade rechtzeitig, um einen Hieb abzublocken, der seinem Hals galt – ein Nordländer hatte unseren Fluchtversuch bemerkt. Alvantes wandte sich ein wenig zur Seite, um uns abzuschirmen. Der angreifende Soldat schlug nach seiner Schulter, und er parierte, diesmal mit etwas mehr Selbstvertrauen, stieß die Klinge dann nach vorn. Es war ein einfacher Vorstoß, leicht abzuwehren, aber wuchtig genug, um den Nordländer zurückzutreiben. Ihm gelangen drei schnelle Schritte, bevor er über die Reste des Waffenstapels stolperte. Alvantes’ zweiter Hieb tötete ihn, bevor er zu Boden sank.
    Der Hauptmann blieb in Bewegung, streifte rasch den Mantel ab, wickelte ihn um etliche Schwerter, kehrte damit zurück und verteilte sie. Wenige Sekunden später fand ich mich von Bewaffneten umringt wieder. Der Hauptkampf hatte sich von uns entfernt und fand beim Schluchteingang statt. Vermutlich hatten die Altapasaedaner von dort angegriffen, um Moaradrids Soldaten von uns wegzulocken. Inzwischen hatten die Soldaten ihre anfängliche Panik überwunden und waren bei der lädierten Kutsche in Stellung gegangen. Die Altapasaedaner verloren ihre Initiative und wichen über den westlichen Hang zurück.
    Ich verstand nicht viel von Kriegsführung, gewann aber den Eindruck, dass sich die Dinge für die Wache von Altapasaeda nicht sehr gut entwickelten. Es wurde klar, wie sehr sie dem Gegner zahlenmäßig unterlegen waren. Ich schätzte die Anzahl der Altapasaedaner auf etwa zweihundert, und sie traten gegen fünfmal so viele Soldaten an. Nur Platzmangel hinderte Moaradrids Männer daran, die wesentlich kleinere Gruppe zu überwältigen. Mit der Kutsche, den Felsformationen und ihren Pferden im Rücken hatten die Nordländer einfach nicht genug Bewegungsspielraum.
    Die Altapasaedaner hatten einige Bogenschützen auf der westlichen Anhöhe zurückgelassen, und von ihnen kamen ständig Pfeile. Doch Moaradrids Männer hatten sich jetzt gesammelt, und die meisten Pfeile prallten von Schilden und Rüstungen ab. Selbst die gute Position auf dem Hang nützte ihnen kaum mehr etwas. Sie wurden von beiden Seiten attackiert, und nur der Umstand, dass Moaradrids Männer den Vorteil ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit nicht nutzen konnten, verhinderte, dass sie einfach überrannt wurden.
    Doch dieses Patt konnte nicht von langer Dauer sein. Ich beobachtete, wie sich eine Gruppe Nordländer vom Gros der Streitmacht löste und durch die Talöffnung zurückwich, wahrscheinlich mit der Absicht, nach einem anderen Weg ins höhere Gelände zu suchen. Sobald sie ihn gefunden hatten, würde es ihnen nicht weiter schwerfallen, die wenigen Bogenschützen zu erledigen, und dann waren die Altapasaedaner umzingelt. Moaradrid musste sie nur bis dahin hier festnageln.
    Was unsere Castovalaner betraf … Jetzt, da sie auf den Beinen und bewaffnet waren, wirkten sie nur ein kleines bisschen bedrohlicher als vorher. Rein zahlenmäßig waren sie mehr als doppelt so stark wie die Altapasaedaner. Aber auf Zahlen allein kam es hier nicht an. Viele

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