Im Schatten der Giganten: Roman
Schwierigkeiten machen? Sollen wir ihm die Augen verbinden?«
»Keine Schwierigkeiten«, brachte ich hervor.
Ich hätte gern mehr gesagt, aber das Pochen zwischen meinen Ohren, meine alles andere als bequeme Position sowie eine gemeine Trockenheit in der Kehle verschworen sich gegen mich.
Meine Füße wurden auf den Boden hinabgelassen. Schritte näherten sich, offenbar über eine harte Oberfläche, Steinplatten oder Fels.
»Wir wissen alles«, sagte Mounteban. Er stand außerhalb meines Blickfelds. »Mach dies nicht schwerer als unbedingt nötig.«
Ich fragte mich, wie es sein mochte, alles zu wissen. Es klang nach viel Arbeit, und ich beneidete das geheimnisvolle »Wir« nicht. »Ich möchte nicht, dass es schwer wird«, sagte ich. »Aber mir tut der Kopf weh.«
Weitere Schritte, leichter als die ersten. Ein Gesicht erschien über mir, doch unter der Kapuze war nur ein Drittel davon zu sehen, und Schatten verhüllten dieses Drittel.
»Er blutet ein bisschen. Sein Kopf ist auf den Boden geknallt.« Erneut fiel mir auf, wie hoch die Stimme war. Der Mann war so klein und zart, dass er als großes Kind durchgegangen wäre. Andererseits … Unter dem weiten Kapuzenmantel ließ sich seine Statur kaum abschätzen.
»Das ist er«, bestätigte ich. »Mehrmals.«
»Wir könnten ihn drehen, mit dem Kopf nach oben.«
»Gute Idee.«
»Halt die Klappe, Damasco!« Mounteban klang eher genervt, nicht verärgert. »Weißt du, eigentlich kannst du es gar nicht schlimmer machen, als es ist.«
Ich wusste nicht, wie ich das verstehen sollte. Oberflächlich betrachtet klang es vielversprechend – ich bekam es nur selten mit einer Situation zu tun, die ich nicht verschlechtern konnte. Doch eine gewisse Schärfe in der Stimme riet mir, es diesmal nicht darauf ankommen zu lassen.
»Heb seine Beine«, sagte der Fremde im Kapuzenmantel.
Einen Moment später kamen meine Füße nach oben, und ich starrte in Mountebans gerötetes, zyklopenhaftes Gesicht. Er sah mich kurz an – aber lang genug, um Verachtung zum Ausdruck zu bringen –, schickte den Blick seines einen Auges dann zur Decke. Sein Begleiter war damit beschäftigt, einen Strick um meinen Oberkörper zu schlingen und ihn fest zu verknoten, woraufhin ich an beiden Enden gefesselt war.
»Weiter.«
Während dies geschah, bekam ich langsam wieder einen klaren Kopf. Als sich Mounteban bemühte, das eine Ende der Bahre zu senken und das andere zu heben, gewann ich den Eindruck, dass er Befehle befolgte – trotz seines furchterregenden Rufs, trotz seines hohen Ansehens in der Verbrecherwelt und des seltsamen Geredes über »Agenten«. Eine interessante und vielleicht auch nützliche Erkenntnis. Ich hatte nie erlebt, dass Castilio Mounteban Anweisungen befolgte, aus welchen Gründen auch immer. Befand ich mich etwa in der Gesellschaft eines gefürchteten Meisterverbrechers, vielleicht eines neuen Herrn der Unterwelt von Muena Palaiya?
Mein Kopf neigte sich mitsamt den Schultern nach vorn und bewegte sich in einem Halbkreis. Dann setzten wir den Weg fort, und ich sah nur noch Schatten, die mit tieferer Dunkelheit verschmolzen. Das einzige Licht stammte von der Laterne, die in der Hand des geheimnisvollen Anführers hinter mir baumelte.
Nach einer Weile glaubte ich zu wissen, wo wir uns befanden. Aber selbst wenn ich mit meiner Vermutung richtig lag, es nützte mir nicht viel. Damals, während meines ersten Aufenthalts in Muena Palaiya, hatte ich gelegentlich Grund gehabt, das Wirrwarr aus Tunneln hinter der Stadt aufzusuchen. Einige von ihnen waren Überbleibsel alter Bergwerke, andere natürlichen Ursprungs, vom Wasser aus dem Fels gewaschen. Von einigen wenigen hieß es, dass sie das Werk eines alten Volkes waren, das in unterirdischen Höhlen gelebt hatte. Aber eigentlich spielte das alles überhaupt keine Rolle, denn seit vielen Jahren – soweit sich die ältesten Bewohner von Muena Palaiya zurückerinnern konnten – dienten die Tunnel als Zuflucht für Schmuggler, Hehler und andere, die es mit dem Gesetz nicht so genau nahmen und das Labyrinth ihren Bedürfnissen angepasst hatten. Es war ein weiteres Geheimnis der Stadt, über das nur Leute wie wir Bescheid wussten. Ich hatte lediglich einen kleinen Teil davon gesehen, den Rand gewissermaßen. Angeblich führten die Tunnel durch die Berge und erstreckten sich in alle Richtungen, sogar bis hin zur Küste.
Wenn ich also recht hatte … Es bedeutete, dass ich vollkommen verloren war, ohne Hoffnung, daran
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