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Im Schatten der Giganten: Roman

Im Schatten der Giganten: Roman

Titel: Im Schatten der Giganten: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Tallerman , Andreas Brandhorst
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eine Scheune. Darin erhob sich ein Podium, auf dem ein verzierter, mit Kissen ausgelegter Thron stand. Vor dem Podium sah ich eine kleine, dickliche Gestalt, die so sehr mit Juwelen behängt war, dass es sich nur um den Prinzen handeln konnte.
    Ein Mann stand neben ihm, größer, weniger protzig und weitaus imposanter. Ich erkannte ihn und glaubte zu fühlen, wie mir das Blut in den Adern gefror.
    »Willkommen, willkommen!«, rief der Prinz. »Ich glaube, ihr kennt bereits meinen großen Freund und Bruder Moaradrid, nicht wahr?«

15
    W ie großzügig vom Schicksal, uns alle zusammenzubringen.«
    Die Andeutung eines Lächelns zupfte an Moaradrids dünnen Lippen. Er verbeugte sich und fuhr fort: »Bürgermeisterin Marina Estrada, es ist mir eine Ehre. Ich glaube, in der Ebene bei Aspira Nero wären wir uns fast begegnet. Bei jener Gelegenheit habt Ihr Euch auf den Weg gemacht, bevor ich Gelegenheit erhielt, Euch kennenzulernen.«
    Moaradrid sah mich an, und ich krümmte mich innerlich zusammen. Für einen Moment zeigte sich etwas hinter der Maske der Höflichkeit. Ich hatte das Gefühl, vor einem eleganten Stadthaus zu stehen und plötzlich zu erkennen, dass es hinter den Fenstern lichterloh brannte.
    »Du musst Easie Damasco sein, der …« Moaradrid zögerte und schien nach dem richtigen Wort zu suchen. »Sollen wir ›Abenteurer‹ sagen? Habe ich dich nicht vor dem Tod durch den Strang bewahrt? Ein wenig Dankbarkeit wäre vielleicht angemessen gewesen.«
    Er richtete den Blick auf Salzleck. »Zu guter Letzt mein auf Abwege geratener Krieger. Ich kann mich nur für eventuelle … Missverständnisse während deiner Zeit als Gast bei mir entschuldigen.«
    Nie zuvor hatte ich jemanden gehört, der Folter so überzeugend als Missverständnis beschreiben konnte. Es war seltsam zu sehen, wie Salzleck den Kriegsherrn weit überragte, aber fast aus Furcht vor ihm zitterte.
    »Kein Kampf.«
    Es war mehr eine Bitte als eine Stellungnahme. Würde Salzleck noch immer Befehlen gehorchen, wenn er glaub-te, dass sich Moaradrid nach wie vor im Besitz des Anführer-Steins befand? Estrada konnte natürlich darauf hinweisen, wer ihn wirklich besaß, doch sobald das letzte Geheimnis enthüllt war, wäre unser Leben nichts mehr wert gewesen.
    »Wer redet denn hier von Kampf?«
    Wir alle drehten uns zu Prinz Panchetto um. Bisher hatte er uns fröhlich angelächelt, als hielte er dies für ein Treffen alter Freunde. Mit seinen zwei Worten war es Salzleck gelungen, dieses Lächeln in eine erschrockene Grimasse zu verwandeln.
    »Ich bitte um Entschuldigung, Prinz«, sagte Moaradrid rasch. »Das Geschöpf ist verwirrt.«
    »Das Geschöpf«, warf Estrada ein, »ist unser Freund und Reisegefährte.«
    »Fürwahr.« Moaradrid verbeugte sich erneut und versuchte diesmal nicht, seine Ironie zu verbergen. »Und wir müssen unsere Freunde klug wählen.« An die Adresse des Prinzen gerichtet fügte er hinzu: »Ist es nicht so, Hoheit?«
    »Oh, natürlich. Und wie der Riese klugerweise sagte: Wir sollten nicht gegeneinander kämpfen. Ich fühle Anspannung bei meinen Gästen, und das gefällt mir gar nicht.«
    »Das Problem könnte leicht gelöst werden.«
    »Tatsächlich?«
    »Es ist nur eine Frage von …«
    »Ein Bankett!«, rief der Prinz mit der Begeisterung eines Philosophen, der eine plötzliche Inspiration erfuhr. » O ja, heute Abend versammeln wir uns alle bei einem Bankett. Nichts vertreibt Sorgen besser als mit Honig gesüßter Wein und gutes Essen. Und Musikanten, denke ich, ein paar Akrobaten, vielleicht auch noch ein oder zwei tanzende Bären …«
    »Hoheit, ich wollte vorschlagen …«
    »Ja! Wir speisen zusammen und sprechen dabei über amüsante Dinge. Auf diese Weise lassen wir die Probleme ruhen. Seid ihr einverstanden? Ich wäre gekränkt, wenn ihr es nicht wäret.« In den letzten Worten lag so viel kindliches Flehen, dass ich die Hand heben musste, um mein Grinsen zu verbergen. Moaradrids Gesicht ähnelte mehr einer Gewitterwolke, aus der jeden Moment Blitze zucken konnten. Er sah aus, als hätte er den Prinzen am liebsten einen Kopf kürzer gemacht.
    Estrada antwortete als Erste. »Es wäre uns eine Ehre und ein Vergnügen, Prinz. Ihr habt recht. Wir sollten unsere Meinungsverschiedenheiten auf zivilisierte Art und Weise beilegen.« Sie betonte das Wort »zivilisiert«.
    »Wundervoll! Spricht die Dame für euch alle?«
    »Sie hat meine Stimme«, sagte ich. »Eine Einladung zu kostenlosen Getränken habe ich noch nie

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