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Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition)

Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition)

Titel: Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Marwood
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gibt. Man weiß nie, wer einen beobachtet, wer auf einen wartet. Nie darf man unachtsam werden, sich niemals sicher fühlen. Es kann ein, zwei, drei Jahre ohne einen Zwischenfall laufen, und dann öffnest du eines Tages deine Mails und stellst fest, dass jemand, den du immer für vernünftig, zivilisiert und bedacht gehalten hast, eine Rundmail weitergeleitet hat, in der zu lesen ist, dass du nur auf Bewährung draußen bist und aus dieser Sache nie im Leben wieder herauskommst. Oder jemand wendet sich an die Presse und behauptet, er hätte in einer Amüsierbar an der Costa del Crime etwas mit dir getrunken oder ein Haus in Wythenshawe vor dir gekauft. Oder jemand behauptet, dass er in irgendeinem beliebigen Gefängnis Ziel deiner lesbischen Lüsternheit geworden sei. Und wieder packt dich das Grauen, und du wartest nur darauf, dass der eigene Ehemann diese alten Fotos noch einmal genauer betrachtet und dich plötzlich erkennt. Du wartest nur darauf, dass du eines Morgens aufwachst und der Mob auf der Türschwelle steht.
    Auf Ambers Schwelle steht er schon, bereit und gerüstet zum Gefecht. Lieber Gott, sie wurde den Löwen bereits zum Fraß vorgeworfen. Diese Aufnahmen von ihrem Haus– offensichtlich standen sie schon tagelang mit ihren brennenden Fackeln und Mistgabeln davor. Es wird ein Blutbad geben.
    Aus dem Wohnzimmer erklingt die Melodie von Question Time. Sie bemüht sich, sich wieder zu fassen, bevor Jim herauskommt, um nach ihr zu sehen.

KAPITEL 38
    Amber erwacht vom Geräusch splitternden Glases. Sie hat gar nicht gemerkt, dass sie eingeschlafen ist, hat sich um acht nur aufs Bett gelegt, um kurz auszuruhen. Sie setzt sich auf, wie schon die letzten paar Tage vollständig angezogen, um jederzeit die Flucht ergreifen zu können. Sie überlegt, ob sie das Licht anmachen soll, entscheidet sich jedoch dagegen. Licht wäre ein Hinweis, dass sie da ist, und zu Hause zu sein ist provozierender, als abwesend zu sein. Sie hatte immer noch die irrationale Hoffnung, dass die Gaffer eines Tages aufgeben und abziehen würden, wenn sie sich unauffällig verhielt und jede Auskunft und Zusammenarbeit verweigerte. Aber eigentlich war ihr immer klar gewesen, dass sie sich damit etwas vormachte. Dies ist das dritte Fenster, das in den letzten vierundzwanzig Stunden zu Bruch gegangen ist.
    Es ist kurz nach dreiundzwanzig Uhr. Drei Stunden hat sie tief und fest geschlafen. Sie tastet nach dem Tischbein, das sie zur Beruhigung mit sich herumträgt– sie wünschte von ganzem Herzen, in einem Land zu leben, in dem Baseball alltäglich ist– und steigt vorsichtig aus dem Bett. Ihre Schuhe– leichte Slipper für schnelle Aufbrüche– stehen auf dem Bettvorleger; sie findet sie in Sekunden in der Dunkelheit.
    Sie schleicht ins Gästezimmer. Schon auf dem Treppenabsatz kann sie im Vorgarten draußen Geräusche hören: Fußscharren und ein heiseres Räuspern. Die Vorhänge flattern in der leichten Brise, mitten auf dem Bett liegt ein Ziegelstein in einem Haufen Scherben. Sie sind wieder da. Die Nachbarn, die Besoffenen, Menschen, die wollen, dass sie ihre Wertvorstellungen kennenlernt: Wenn die Pubs schließen und sobald die Presse abgezogen ist, kommen sie her, um ihren Gefühlen Luft zu machen. Der blutjunge Polizist, der zeitweise draußen steht, ist offenbar fort, mal wieder. Keiner da, der Fotos macht, also auch kein Grund, hier zu sein. Niemand wirft Steine, solange Polizei in der Nähe ist.
    Sie zieht sich wieder in ihr Schlafzimmer zurück, setzt sich, mit dem Rücken an die Tür gelehnt, auf den Boden und schaltet ihr Handy ein. Dreiunddreißig entgangene Anrufe, zwölf Nachrichten. Mein Gott, es ist schlimmer geworden, denkt sie. Mehr als gestern. Ist irgendwas passiert? Etwas Neues? Oder ist es einfach nur so, dass meine Nummer weitergegeben wird, vom einen zum anderen, bis sie spätestens am Donnerstag dann das ganze Land hat? Sie ignoriert alles. Scrollt durch ihr Adressbuch, um die Nummer des Polizeireviers zu finden. Zwecklos, die 999 zu wählen. Sie würde am Ende sowieso bei denselben Leuten landen.
    Sie kauert sich an die Tür und lauscht dem tristen Klingelton. Sie stellt fest, dass die Hunde rätselhafterweise nicht bei ihr sind. Seit Vics Verhaftung sind sie so zuverlässig wie der Sonnenaufgang gewesen. Zur Schlafenszeit folgen sie ihr hoch, um sich, tröstend und bedächtig, am Fußende der Bettdecke niederzulassen, und morgens sind sie da, um sie zu begrüßen: das »

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