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Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition)

Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition)

Titel: Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Marwood
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ist das ja selbstverständlich schon bekannt.«
    Amber legt auf.
    Auf Händen und Knien kriecht sie durch das Gästezimmer und zieht einen Vorhang beiseite. Späht auf die dunkle Straße und den scherbenübersäten Vorgarten hinaus. Weicht zurück und schnappt nach Luft. Da draußen müssen dreißig von ihnen sein: Sie stehen da, die Hände in den Taschen und starren auf das Haus wie Komparsen in einem Zombiefilm. Mein Gott, ich bin so gut wie tot. Bis morgen früh werden es Hunderte sein.
    Sie wird das Angebot des Polizeibeamten annehmen müssen. Sowie der Streifenwagen auftaucht, muss sie hier raus, scheißegal, was danach passiert. Wenn der Mob das Haus stürmt, wird sie es nicht überleben.
    Sie schleicht nach unten, holt sich einen Fleecepulli mit Kapuze und zieht ihn über. Ruft flüsternd nach den Hunden. Sie müssen unbedingt mit, ausgeschlossen, sie hier zurückzulassen. Sobald die Menge sie erst einmal gesehen hat, ist das Haus erledigt, und alles, was sich darin befindet, ebenfalls. Sie weiß, dass man ihr nicht erlauben wird, die Hunde auf dem Revier bei sich zu behalten, aber wenn sie sie erst einmal dorthin gebracht hat, wird sich schon irgendjemand um sie kümmern. Sie können sie schließlich nicht einfach vor die Tür setzen und sich selbst überlassen. Irgendetwas wird sich schon finden, der Tierschutzverein, egal, irgendwas. Alles ist besser, als sie auf Gedeih und Verderb dem Mob zu überlassen.
    Doch sie antworten nicht. Kein Pfotengetrappel, keine klackenden Klauen auf dem Küchenboden. Sie müssen draußen sein. Durch die Katzenklappe hinaus, auf der Suche nach ein bisschen Hundenachtleben. Sie hat Angst, ihnen nachzugehen. Will im Schutz verriegelter Türen und ihres verbarrikadierten Wohnzimmers bleiben, bis die Polizei da ist. Aber sie muss sie finden, und zwar gleich. Später würde dafür keine Zeit sein. Sobald sie die Tür öffnet und die Meute Gewissheit hat, dass sie sie haben, wird für nichts anderes mehr Zeit bleiben als für die Flucht. Sie wird sich die Hunde unter den Arm klemmen, die Tasche schnappen, die bereits fertig gepackt in der Diele steht, und zum Streifenwagen rennen müssen, bevor die Empörung in Taten umschlägt.
    Sie reißt den Schlüssel der Hintertür vom Haken in der Diele und schleicht in die Küche. Dort ist es dunkel und still, vertraute Gegenstände kauern schemenhaft auf den Arbeitsflächen, so bedrohlich, als wollten auch sie sich gleich auf sie stürzen. Auf halbem Weg durch den Raum bleibt sie stehen und sucht mit den Augen den Garten ab. Sie will sicher sein, dass es keine unbemerkten Besucher gibt, bevor sie aufmacht.
    Und dann entdeckt sie sie.
    Sie sind doch so klein. Klein und wehrlos und haben niemandem etwas zuleide getan. Ach, meine Lieblinge.
    Amber tritt in den Garten hinaus und merkt, dass ihr die Tränen übers Gesicht laufen. Das halte ich nicht aus, das ist mehr, als man ertragen kann. Sie sind gekommen und haben sie sich geschnappt, sich ihr vertrauensvolles Wesen zunutze gemacht und sie bestraft, um mich zu bestrafen.
    Hilflos steht sie da und blickt auf die winzigen Körper. Sie wurden erdrosselt, man hat ihnen die Seele aus dem Leib gequetscht, wie Vic es bei diesen Mädchen getan hat. An ihren Halsbändern baumelnd, hat man sie auf der Wäscheleine zurückgelassen, der Wind fängt sich in ihrem zarten Fell und dreht sie um sich selbst wie aufgeknüpftes Lumpenpack. Die dunklen Augen sind aufgerissen und hervorgetreten, als sie verzweifelt nach Luft schnappten.
    Ein animalischer Klagelaut entfährt ihrem geöffneten Mund. Mary-Kate, Ashley, meine Freundinnen. Meine armen Freundinnen. Oh, meine Lieblinge. Das hätten sie euch nicht antun dürfen. Ihr habt nicht das Geringste getan.
    In ihrer Erschütterung lässt sie den Schlüssel fallen, geht in die Knie und tastet im Schatten danach herum. Sieht zu den strangulierten Gesichtern hinauf und weint und weint.
    Das Gartentor klappert. Irgendjemand da draußen hat sie gehört.
    Amber erstarrt. Im Mondlicht unter den Kadavern kauernd, beobachtet sie, wie das Tor in seinen Angeln hin und her springt.
    » Annabel!«, ruft eine Stimme: männlich, hoch, erregt. » Bis’ du das, Annabel?«
    Amber springt auf. Keine Hoffnung mehr auf Hilfe von der Polizei. Die wissen, dass sie da ist. Sie hat sich selbst verraten.
    Das Gartentor klappert noch einmal, und sie hört etwas brechen. Wartet nicht, denkt nicht einmal nach. Sie rennt zum Nachbarzaun auf der anderen Seite und klettert darüber. Kommt hart

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