Im Schatten der Mitternachtssonne
habe, werde ich mit meinen Männern nach Danelagh segeln.«
Sie schwieg. Immer noch auf den Ellbogen gestützt, küßte sie ihn noch einmal. Er kam hoch, um ihren Kuß zu erwidern, doch sie drückte ihn nach unten. »Ich versuche nachzudenken«, sagte sie. »Du darfst mich nicht ablenken.«
»Das hört man gern.«
Sie machte ein besorgtes Gesicht, und er wurde ungeduldig. Sie war auf ihn zugelaufen, hatte sich in seine Arme geworfen und ihn strahlend angelächelt. Doch nun verschloß sie sich wieder hinter ihrer Mauer, die er einreißen wollte; das hatte er sich geschworen. Doch er schwieg. Sie hatte mit ihm gebadet, war gelöst und glücklich, doch sie war eingeschlafen, bevor er ihr zeigen konnte, wie sehr er sie vermißt hatte. Und nun hatte sie ihn geküßt, unaufgefordert, immer wieder, und sie schmiegte sich an ihn. Er sah ihren Blick zu Ingunn, die schlafend in eine Decke gewickelt unter einem Baum lag.
»Ingunn hat mich gerettet, das hat sie wirklich getan.«
»Ich möchte nicht, daß du von meiner Schwester sprichst. Hast du noch Halsschmerzen?«
»Rede ich immer noch wie ein heiserer Frosch?«
»Du klingst wie ein verrostetes Eisenscharnier.«
»Magnus, war deine erste Frau verrückt?«
»Dalla? Verrückt?« Er sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.
»Haben deine Eltern deine Ehe mit ihr geplant? War sie verrückt?«
Er schüttelte den Kopf. »Hat Orm dir das eingeredet?«
»Ja.«
»Die Wahrheit ist, daß Orm sie selbst haben wollte, aber ihre Eltern hielten mich für die bessere Wahl.«
»War sie verrückt?«
Lachend zog er sie an sich. »Ja, sie war verrückt, und sie lachte oft und gern wie ein Kind, und sie liebte es, im
Mondschein zu tanzen, sogar im Winter, wenn der Schnee knietief lag.«
Sie schwieg, versuchte, sich ein solches Geschöpf vorzustellen. Dann sagte sie seufzend: »Ich erinnere mich nicht, wann ich das letzte Mal herzhaft gelacht habe.«
Er erinnerte sich auch nicht.
»Ich habe noch nie im Schnee getanzt.«
»Vielleicht kannst du auch mal verrückt sein und lachen und mich mit dem Finger in die Rippen stoßen.«
»Ja, vielleicht.«
»Entweder du gibst mir noch einen Kuß, oder du läßt mich schlafen, Zarabeth.«
»Wenn ich dich küsse, wirst du mir Gewalt antun?«
Wieder erfaßte ihn Unmut. »Du hast mich so oft geküßt, daß ich es nicht mehr zählen kann. Aber das waren keine wirklichen Küsse. Küß mich richtig, und du wirst es sehen.«
Sie beugte sich über ihn und drückte ihren Mund leicht auf seinen. Ihre Lippen waren trocken und fest. Er lag ganz still, ohne ihren Kuß zu erwidern, ließ sie gewähren. Ihre Zunge spielte an seinen Lippen, zog sich zurück, züngelte wieder nach vorne. Sein Geschlecht schwoll pochend an, aber er lag ganz still. Wann würde sie begreifen, daß sie ihm gehörte? Wann würde sie aufhören, sich gegen ihn zur Wehr zu setzen?
Sie hob den Kopf und blickte ihn nachdenklich an. Dann sagte sie langsam: »Ich hatte vergessen, wie gut du schmeckst.« Er fürchtete, bei ihren Worten seinen Samen zu ergießen, so sehr erregte sie ihn. Sie küßte ihn wieder, dann schmiegte sie sich an ihn und bettete ihre Wange an seine Schulter.
»Wenn du mich das nächste Mal küßt, Zarabeth, werde ich dich wieder küssen und dich liebkosen und in dich eindringen.«
Er spürte ihr Zittern. »Vielleicht wirst du in Zukunft ein bißchen verrückt sein und lachen, wenn wir uns lieben. Es muß nicht immer eine so ernste Angelegenheit sein.«
Doch diese Vorstellung war ihr fremd. Es war doch eigentlich eine sehr ernste Angelegenheit.
Die Männer drehten sich unter ihren Decken um und wurden gähnend wach. Magnus drückte sie noch einmal an sich, bevor er sich aufsetzte. Dann stand er nackt vor ihr, reckte und streckte seinen schlanken, muskulösen Körper im sanften Morgenlicht. Er schaute auf sie hinunter und freute sich über ihr freimütiges Interesse an ihm. Sie sah ihn ohne Scham an. »Ich bring dir eine Tunika von mir, die du anziehen kannst.«
Er lächelte, als sie Orms breiten Ledergürtel um die Mitte band, aber er schwieg. Vermutlich fühlte sie sich mit dem Schwert an der Seite besonders stark, das bei jedem Schritt klirrend gegen ihre wohlgeformten Schenkel schlug. Sie versuchte, ihr Haar mit den Fingern zu entwirren. Er hätte ihr gern gesagt, daß sie aussah wie eine herrliche Kriegsgöttin, behielt es aber für sich. Bevor sie aufbrachen, schlug Zarabeth sich den Bauch tüchtig mit Grütze voll.
Der Tag war heiß, der Himmel
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