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Im Schatten der Mitternachtssonne

Im Schatten der Mitternachtssonne

Titel: Im Schatten der Mitternachtssonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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würden Einwände dagegen erheben.«
    »Warum willst du mich heiraten? Du weißt, daß ich dich verachte. Warum?«
    »Hüte deine Zunge, Zarabeth, denn das Kind hört genau, was du sagst. Das Kind kann auch hören, was ich mit ihm zu tun gedenke, wenn du dich meinen Wünschen widersetzt.«
    Zarabeth war alles egal. Es war ganz einfach. Sie ließ alles über sich ergehen, denn ihr blieb keine andere Wahl. Wäre Lotti nicht gewesen, hätte sie sich einfach hingelegt und wäre gestorben. Aber Lotti brauchte sie, und deshalb mußte sie weiterleben. Sie blickte Olav stumm und teilnahmslos an, ihr Herz war leer.
    »Ich nehme dich entweder als mein Eheweib in mein Bett oder als meine Hure.«
    »Sie hob die Schultern. »Warum nicht als deine Hure?«
    Sie dürfte nicht so reden, dachte er und fixierte sie mit wachsendem Unmut. Sie sollte ihm dankbar sein, müßte ihm auf Knien danken, wenn er sie zur Frau nahm, ein Weibsbild ohne Mitgift, nichts als das verfluchte Idiotenkind. »Nein, ich halte dich nicht als meine Hure. Das wäre nicht gut für mein Geschäft. Die Leute würden über mich klatschen, möglicherweise an meiner Ehre zweifeln, denn du bist jung und ich, nun, ich bin nicht mehr so jung, wie ich einst war. Nein, es wäre nicht gut für meinen Ruf, dich zu meiner Hure zu machen. Du wirst meine Gemahlin sein — so kann niemand mich verurteilen. Alle werden mich als Ehrenmann achten. Wir werden bald heiraten. Ich lasse dir ein neues Gewand zur Hochzeit nähen, Zarabeth. Und du wirst glücklich sein und wirst lächeln und sanft mit mir sprechen, und du wirst allen, die dich fragen, lobende Worte über mich sagen.«
    Zarabeth sah ihn an. »Wenn ich mich weigere, dich zu heiraten, wirst du dann Lotti töten?«
    »Ja.«
    Er würde Lotti gegen sie benutzen, so lange sie lebte. Zarabeth wandte den Kopf und schnitt ein Stück von dem frischen Brot ab. Sie strich Butter und Honig darauf und biß hinein. Sie aß schweigend und nachdenklich.
    »Antworte mir, Zarabeth!«
    Sie schluckte den letzten Bissen hinunter und wischte sich den Mund. »Ich erinnere mich nicht, daß du mir eine Frage gestellt hast. Wolltest du etwas von mir, Olav?«
    »Verflucht, du wirst mich heiraten!«
    »Das ist keine Frage.«
    Er sprang vom Stuhl auf, und das bedeutete Gewalt. Diesmal war sie vorbereitet. Sie packte das vor ihr liegende Messer. »Ich warne dich, Olav, komm mir nicht zu nahe, oder ich schlitze dir die Kehle auf.«
    »Das würdest du nicht tun«, sagte er und beäugte das scharfe Messer mißtrauisch.
    »Ich dulde keine Gewalt, Olav. Du schlägst mich nicht wieder. Und du rührst Lotti nie wieder an. Sonst bringe ich dich auf der Stelle um. Glaube mir, ich meine es ernst.«
    Er suchte sein Gesicht zu wahren. Dann nickte er achselzuckend, und sie legte das Messer beiseite. »Eine Frau darf ihrem Ehemann nicht drohen«, sagte er und holte tief Luft.
    »Aber eine Stieftochter darf ihm drohen.«
    Er runzelte die Stirn über die Bitterkeit ihrer Worte. »Du spielst das vernachlässigte Waisenkind, Zarabeth. In Wahrheit führst du ein bequemes Leben, und ich lasse dir viele Freiheiten. Andere Frauen beneiden dich um deine Stellung.«
    »Wirst du deinen Sohn und deine Schwiegertochter zum Hochzeitsmahl einladen?«
    Ein böses Lächeln umspielte Olavs Lippen. Es war ihr gleichgültig, ob er mit Keith Zwistigkeiten hatte. Nichts hatte sie wirklich berührt, seit Magnus fortgefahren war.
    Es kümmerte sie nicht, ob Keith neidisch auf seinen Vater war, ob Toki giftig keifte. »Aber ja«, sagte Olav und rieb sich die Hände. »Ich werde alle einladen und ein großes Fest geben.«
    Und so geschah es. Er scheute keine Kosten. Eine Woche später, an einem strahlenden Maitag, wurden Olav und Zarabeth vermählt, zuerst in einer christlichen Feier. Der Bischof persönlich vollzog die Trauung, um König Guthrum eine Gunst zu erweisen. Danach legte das Paar vor den Göttern der Wikinger und Germanen Odin, Thor und Freya den ehelichen Treueschwur ab. Olav hatte Zarabeth in ein kostbares Gewand aus rosaroter Seide gehüllt, in der Mitte von einem weißen Lederband gegürtet. Darüber trug sie einen Überwurf in tieferem Rosa, an den Schultern von zwei fein gehämmerten Silberbroschen gehalten, die der alte Crinna persönlich gefertigt hatte.
    Auf dem Marktplatz wurden lange Tische aufgestellt, die sich, mit köstlichen Speisen beladen, förmlich bogen. Gebratenes von Rind und Hammel, Schalen mit wilden Äpfeln und Birnen, gedünstete Zwiebeln und gebackene,

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