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Im Schatten der Vergeltung

Im Schatten der Vergeltung

Titel: Im Schatten der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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denn Adam wurde vor Eva erschaffen.’ Sie haben recht. Solchem Unfug pflichte ich nicht bei.«
    »Etwas anderes hätte ich auch nicht erwartet.« Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu.
    Maureen ignorierte es und wechselte das Thema.
    »Darf ich Sie bitten, mich nicht ständig zu duzen? Also, w as wollen Sie hier?«
    McLaud ging über die erste Bemerkung geflissentlich hinweg. »Dir zeigen, dass Schottland auch im Winter durchaus seine Reize hat. Na ja, sagen wir: Edinburgh. Ein Bekannter gibt eine Dinnerparty. Ich möchte, dass du mich dorthin begleitest.«
    Empört schnappte Maureen nach Luft.
    »Wie käme ich dazu?«
    McLaud zog die rechte Augenbraue in die Höhe, eine Geste, die ihn ein wenig verwegen und äußerst attraktiv wirken ließ, wie Maureen insgeheim feststellen musste.
    »Ich dachte, etwas Abwechslung würde dir gut tun«, fuhr er fort. »Deine Mutter kannst du doch sicher für ein paar Stunden allein lassen. Es werden übrigens einige interessante Persönlichkeiten anwesend sein. Jetzt sag bloß nicht, du hättest nichts anzuziehen! Ich weiß genau, du würdest dich durch solche Äußerlichkeiten niemals von etwas abhalten lassen – wenn du es wirklich willst.«
    »Stimmt, genau das ist der Punkt: Wenn ich etwas wirklich will!«, erwidere Maureen unfreundlich. »Wie kommen Sie auf die völlig absurde Idee, ich hätte Lust, ausgerechnet mit Ihnen auszugehen?«
    »Weil du mich magst und gern in meiner Gesellschaft bist.«
    Perplex starrte Maureen ihn an, schließlich stieß sie hervor: »Ich denke ja gar nicht daran, Sie irgendwohin zu begleiten. Zudem habe ich wirklich keine passende Kleidung für eine Dinnerparty.«
    Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, hätte Maureen sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Aber es war zu spät. McLaud reagierte genauso, wie Maureen befürchtet hatte.
    »Gut, wenn das so ist … ich bleibe gern auch den ganzen Abend lang mit dir zu Hause.«
    »Es ist wohl besser, wenn Sie jetzt gehen!«
    Zur Unterstreichung ihrer Worte deutete Maureen auf die Tür. Ihre Stimme bebte, und sie ärgerte sich, Alan McLaud ihre Erregung so deutlich merken zu lassen.
    Alan lächelte, wandte sich dann aber doch zur Tür.
    »Also abgemacht, ich hole dich gegen sieben Uhr ab.« Mit diesen Worten schloss er die Tür hinter sich und ließ eine vor Zorn bebende Maureen zurück.
    H astig stürzte Maureen einen frisch aufgebrühten Tee hinunter, verbrannte sich dabei zwar den Gaumen, der Tee zeigte aber bald seine beruhigende Wirkung. Warum ließ sie sich von diesem ungehobelten, arroganten Flegel immer wieder aus der Fassung bringen? Sie dachte an ihre letzte Begegnung in der Apotheke, bei der er sich freundlich und zuvorkommend verhalten hatte. Wenn sie ehrlich war, hatte sie es genossen, mit McLaud im Kaffeehaus zu sitzen und zu plaudern. Der Gedanke, endlich wieder einmal mit anderen Menschen außer ihrer Mutter und dem Personal zu sprechen, vielleicht sogar zu tanzen, war äußerst verlockend. Maureen seufzte. Sie war jeden Tag ans Haus gefesselt, selbst die Spaziergänge zum Friedhof waren in den letzten Wochen selten geworden, denn Laura konnte das Haus nicht mehr verlassen. Maureen ertappte sich bei der Vorstellung, wie sie an Alans Arm einen festlich geschmückten Saal betrat. Eilig rief sie sich zur Ordnung. Es war natürlich völlig unmöglich, mit ihm auszugehen. Sie kannte ihn ja kaum. Außerdem konnte sie Laura nicht den ganzen Abend allein lassen.
    A m Mittag fühlte Laura sich besser. Sie hatte sogar Appetit und aß mehrere Löffel einer Kartoffelsuppe mit frisch gebackenem Brot. Maureen stützte ihre Schultern. In den letzten Wochen hatte Laura noch mehr an Gewicht verloren, sie war nicht mehr als nur noch Haut und Knochen, und ihre Augen lagen in tiefen, dunkel umschatteten Höhlen. Maureen nahm das Buch vom Nachttisch und begann ihrer Mutter vorzulesen, aber schon nach ein paar Minuten winkte Laura müde ab.
    »Lass mich bitte allein. Ich möchte schlafen.«
    Kaum hatte Maureen das Zimmer verlassen, klopfte es erneut an der Eingangstür.
    »Was ist denn heute los?«, murmelte Maureen.
    Für einen Moment befürchtete sie, es könnte nochmal Alan sein, es war aber nur ein Botenjunge mit einem Brief. Maureen erkannte die Handschrift ihres Mannes, und ihr Herz machte einen Sprung. Endlich, nach all den langen Monaten erhielt sie eine Nachricht aus Cornwall! Schnell suchte sie in ihrer Börse nach einem Penny, den der Junge mit strahlenden Augen in die Hosentasche

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