Im Schatten Der Wälder: Roman
aus?«
»Sagen wir mal, ich suche nach deiner berühmten Ausgeglichenheit. Ich teile aus, du teilst aus.« Sie tippte sich auf die Brust und zeigte auf ihn. »Es pendelt sich so ungefähr in der Mitte ein. Denk mal darüber nach. Ich muss mich jetzt auf den Kurs vorbereiten«, fügte sie hinzu und ging aus der Küche.
Zwanzig Minuten später beobachtete sie, wie Simon zu seinem Truck ging. Er rief seinen Hund – und warf Fiona, deren erster Kurs gerade begonnen hatte, einen Blick hinter der Sonnenbrille zu.
Dann fuhr er weg – ohne seine Reisetasche.
Sie betrachtete es als kleinen persönlichen Sieg.
Den ganzen Tag über schaute ständig jemand vorbei. Anscheinend war keiner gewillt, sie alleine zu lassen. Und so sehr sie die Besorgnis ihrer Freunde schätzte, so sehr brauchte sie jedoch auch die Einsamkeit, schließlich hatte sie sich dieses abgelegene Haus nicht von ungefähr ausgesucht.
Als Davey auf seinem täglichen Kontrollgang bei ihr war, wehrte sie sich deshalb. »Davey, ich muss Agent Tawney anrufen – wahrscheinlich kommen sie schon wieder hierher. Ich trage mein Handy immer bei mir, wie ich es versprochen habe, und zwischen den einzelnen Kursen habe ich gerade mal eine halbe Stunde Pause. Weniger sogar, wenn einer der Kursteilnehmer auf der Insel wohnt, weil sie sich abwechseln, um mich zu bewachen. Ich kriege meine Büroarbeit nicht erledigt.«
»Dann geh doch, und mach sie.«
»Glaubst du wirklich, der Typ taucht am helllichten Tag hier auf, um mich zwischen Welpenkurs und Fortgeschrittenen-Gruppe zu entführen?«
»Wahrscheinlich nicht.« Davey trank einen Schluck Cola aus der Dose, die sie ihm gegeben hatte. »Aber wenn, wird er dich auf keinen Fall allein antreffen.«
Sie blickte zum Himmel. »Vielleicht sollte ich ein Ausflugslokal eröffnen.«
»Ja, du könntest zum Beispiel Plätzchen anbieten. Damit kannst du nichts falsch machen.«
Sie stieß ihn leicht gegen die Schulter. »Da, da kommt einer
vom nächsten Kurs. Verschwinde und beschütz jemand anderen.«
Davey wartete, bis er erkennen konnte, dass in dem Auto eine Frau saß. »Bis morgen dann«, verabschiedete er sich. »Und vergiss die Plätzchen nicht.«
Er nickte der Fahrerin zu, als er in seinen Streifenwagen stieg und davonfuhr.
Sie stieg aus, eine große, hübsche Brünette mit kinnlangem Bob und Stadtstiefeln, wie Fiona sie insgeheim nannte. Schick und mit bleistiftdünnen Absätzen zu einer engen, grauen Hose.
»Fiona Bristow?«
»Ja.«
»Oh, was für tolle Hunde. Darf ich sie streicheln?«
»Sicher.« Fiona gab den Hunden ein Zeichen, und sie gingen auf die Frau zu und setzten sich höflich.
»Die sind ja süß.« Sie schob ihre riesige Schultertasche nach hinten und hockte sich hin. »Die Bilder auf Ihrer Website sind gut, aber in Wirklichkeit sehen sie sogar noch besser aus.«
Und wo ist dein Hund?, wunderte sich Fiona. Allerdings wäre es nicht das erste Mal, dass ein Kunde sich vorher erst einmal ihre Hundeschule ansehen wollte.
»Möchten Sie einem Kurs zusehen? In etwa zehn Minuten beginnt einer.«
»Ja, schrecklich gerne.« Sie lächelte kokett. »Ich hatte gehofft, dass Sie ein paar Minuten Zeit hätten, um mit mir zu sprechen, deshalb habe ich mir Ihren Terminkalender auf der Website angeschaut und versucht, möglichst am Ende eines Kurses hier zu sein. Aber Sie wissen ja, dass die Fähre nicht immer so ganz pünktlich ist.«
»Ja, ich weiß. Möchten Sie Ihren Hund anmelden?«
»Das täte ich gerne, aber ich habe noch keinen. Ich hätte
gerne einen großen Hund, so einen wie Ihre oder vielleicht einen Golden Retriever. Allerdings wohne ich in einer kleinen Wohnung. Aber sobald ich ein Haus mit einem Garten habe …«
Sie erhob sich und streckte ihr lächelnd die Hand entgegen. »Ich bin Kati Starr. Ich arbeite für den … «
» U.S. Report «, ergänzte Fiona kühl. »Sie verschwenden Ihre Zeit hier.«
»Ich brauche nur ein paar Minuten. Ich schreibe an einem Folgeartikel, eigentlich an einer Serie über den RSK Zwei, und …«
»So nennen Sie ihn?« Fiona fand es widerwärtig. »Roter-Schal-Killer Zwei – wie in einem Film?«
Starr setzte ein entschlossenes Gesicht auf. »Wir nehmen die Sache sehr ernst. Dieser Mann hat bereits vier Frauen in zwei Bundesstaaten getötet. Brutal getötet, Ms Bristow, und bei seinem jüngsten Opfer hat sich die Brutalität noch gesteigert. Ich hoffe, Sie nehmen die Angelegenheit ebenfalls ernst.«
»Was Sie hoffen, interessiert mich nicht. Und meine
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