Im Schatten Der Wälder: Roman
Gefühle gehen Sie nichts an.«
»Aber es ist wichtig, was Sie fühlen«, beharrte Starr. »Er wiederholt Perrys Morde, und als einzige Frau, die Perry entkommen ist, müssen Sie doch irgendetwas bei den jetzigen Vorkommnissen empfinden. Sie denken doch sicher über die Opfer nach, über Perry und RSK Zwei. Können Sie bestätigen, dass das FBI mit Ihnen über die letzten Morde gesprochen hat?«
»Ich gebe keinen Kommentar ab, das habe ich bereits deutlich gemacht.«
»Ich glaube, Sie waren anfangs ein wenig zögerlich, Fiona, aber jetzt, nachdem vier weitere Frauen ermordet wurden und der Täter sich weiter nach Norden bewegt, von Kalifornien
nach Oregon, wollen Sie doch sicher gehört werden. Sie haben bestimmt etwas zu sagen – den Familien der Opfer, der Öffentlichkeit, ja sogar dem Mörder. Ich möchte Ihnen doch nur eine Plattform geben.«
»Sie wollen lediglich Schlagzeilen.«
»Schlagzeilen erregen Aufmerksamkeit. Und wir müssen den Fakten Aufmerksamkeit schenken. Die Opfer müssen gehört werden, und Sie sind die Einzige, die noch etwas sagen kann.«
Die Realität sah leider ganz anders aus, dachte Fiona. In der Realität konzentrierte sich alles auf den Mörder.
»Ich habe Ihnen nichts zu sagen. Sie sind widerrechtlich auf Privatbesitz eingedrungen.«
»Fiona.« Starr appellierte an ihre Vernunft. »Wir sind Frauen. Dieser Mann ermordet Frauen. Junge attraktive Frauen, die das Leben noch vor sich haben. Sie wissen, wie es ist, ein Opfer zu sein. Ich versuche doch nur, diese Story zu schreiben, die Informationen zu vermitteln, damit sein nächstes Opfer vielleicht besser aufpasst und ihm entkommt. Sie können eventuell etwas sagen, was ihr das Leben rettet.«
»Vielleicht meinen Sie es ja sogar ernst und versuchen zu helfen. Vielleicht aber wollen Sie nur eine weitere Story, unter der Ihr Name steht. Wahrscheinlich ist es ein bisschen von beidem.«
Fiona wusste es nicht, aber sie wollte es auch gar nicht wissen.
»Eines weiß ich jedoch mit Sicherheit. Sie geben ihm, was er will. Aufmerksamkeit. Sie haben meinen Namen veröffentlicht, meine Adresse, meinen Beruf. Und das nützt niemandem etwas außer dem Mann, der Perry nachahmt. Verschwinden Sie von meinem Grundstück, und kommen Sie nie mehr wieder. Wenn Sie nicht freiwillig gehen, rufe ich den Deputy.«
»Warum war der Deputy gerade eben hier? Stehen Sie unter Polizeischutz? Haben die Ermittler Grund zu der Annahme, Sie könnten erneut zum Opfer werden?«
So viel zu Fakten und dem Recht der Öffentlichkeit auf Information, dachte Fiona. Das Mädchen hier wollte im Grunde nur Klatsch und Tratsch.
»Ms Starr, ich fordere Sie auf, mein Grundstück zu verlassen. Mehr sage ich nicht.«
»Ich werde die Story schreiben, ob Sie nun mitarbeiten oder nicht. Ein Buchverlag hat auch schon Interesse angemeldet. Ich bin bereit, Ihnen für Interviews Geld zu zahlen. Für Exklusivinterviews.«
»Das reicht«, sagte Fiona und zog ihr Handy aus der Tasche. »Sie haben zehn Sekunden Zeit, um in Ihr Auto zu steigen und mein Grundstück zu verlassen. Sonst erstatte ich Anzeige, glauben Sie mir.«
»Ihre Entscheidung.« Starr öffnete ihre Wagentür. Die fröhliche Hundeliebhaberin war verschwunden. »Wenn er dem Muster folgt, hat er sein nächstes Opfer bereits im Visier, oder er bereitet sich zumindest darauf vor. Fragen Sie sich, wie Sie sich fühlen, wenn er Nummer fünf entführt hat. Wenn Sie Ihre Meinung ändern, können Sie mich jederzeit in der Redaktion erreichen.«
Halt den Mund, dachte Fiona. Bitte.
Sie verdrängte es. Ihre Arbeit, ihr Leben waren wichtiger als eine hartnäckige Reporterin, die hoffte, aus einer Tragödie einen Buchvertrag herausholen zu können.
Sie musste sich um ihre Hunde kümmern, ihren kleinen Garten bestellen und eine Beziehung erkunden.
Simons Zahnbürste hatte nun ihren festen Platz in ihrem Badezimmer. Ein paar Socken lagen unordentlich in einer Schublade ihrer Kommode.
Sie lebten nicht zusammen, rief sie sich ins Gedächtnis, aber er war seit Greg der erste Mann, der regelmäßig in ihrem Bett schlief und seine Sachen unter ihrem Dach aufbewahrte.
Er war der erste Mann, den sie bei sich haben wollte, wenn sie in der Nacht von den Gespenstern der Vergangenheit heimgesucht wurde.
Er war auch da, und sie war dankbar dafür, als Tawney und seine Partnerin wiederkamen.
»Du solltest nach Hause fahren, um zu arbeiten«, sagte sie zu Simon, als sie den Wagen erkannte. »Unter den Augen des FBI bin ich ja
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