Im Schatten Der Wälder: Roman
hat nicht nur etwas mit den Quietschtieren, den Leckerlis und den Anziehsachen zu tun. Das kann man durchaus machen. Nein, es hat etwas damit zu tun, dass Sie inakzeptables Verhalten erlaubt und ermuntert haben. Sie greift auch große Hunde an, oder?«
»Ständig. Zuerst war es ja lustig. Man musste einfach lachen. Mittlerweile macht es uns aber ein bisschen Sorgen.«
»Sie tut das, weil Sie sie zum Rudelführer gemacht haben. Jedes Mal, wenn sie in Kontakt mit anderen Hunden oder
Menschen kommt, muss sie diese Position verteidigen. Das bereitet ihr beträchtlichen Stress.«
»Bellt sie deshalb so viel? Weil sie Stress hat?«
»Deshalb und weil sie Ihnen dadurch sagt, was Sie tun sollen. «
Jetzt bellte Chloe allerdings nicht, sondern saß da und beobachtete Fiona aus ihren mandelförmigen Augen. »Jetzt ist sie entspannt. Nehmen Sie sie an die Leine, und gehen Sie hin und her.«
Fiona führte Chloe zu Lissy, und sofort setzte sich der Hund auf die Hinterbeine und kratzte mit den Vorderpfoten an Lissys Hosenbeinen.
»Lissy«, sagte Fiona mit fester Stimme.
»Okay. Chloe, hör auf.«
»Sie müssen es ernst meinen«, befahl Fiona.
»Chloe, hör auf!«
Chloe setzte sich hin und legte den Kopf schräg.
»Und jetzt gehen Sie mit ihr. Lassen Sie sie bei Fuß gehen. Sie ist nicht diejenige, die Sie spazieren führt.«
Fiona trat einen Schritt zurück und beobachtete die beiden. Der Mensch wurde in solchen Einzelstunden genauso trainiert wie der Hund – vielleicht sogar noch ein bisschen mehr. Fortschritt, und damit die Zufriedenheit des Kunden, konnte man nur erzielen, wenn auch zu Hause weiter geübt wurde.
»Sie hört auf mich!«
»Sie machen das sehr gut.« Und ihr seid beide entspannt, dachte Fiona. »Ich komme jetzt auf Sie zu. Wenn sie inakzeptables Verhalten zeigt, korrigieren Sie es. Und verkrampfen Sie sich nicht. Sie gehen mit Ihrem süßen kleinen Hund spazieren. Ihrem süßen, höflichen, glücklichen kleinen Hund.«
Als Fiona näher kam, bellte Chloe und zog an der Leine. Fiona war sich nicht sicher, wer überraschter war, der Pom
oder sein Frauchen, als Lissy unmissverständlich Stopp zischte und Chloe fest an der Leine hielt.
»Ausgezeichnet. Noch einmal.«
Sie wiederholten die Übung so lange, bis Chloe nur noch ruhig neben Lissy herging.
»Gut gemacht. Syl, kommst du mal? Jetzt geht Syl vorbei. Syl, bleib bitte stehen, und unterhalt dich mit Lissy, ja?«
»Klar.« Sylvia kam angeschlendert. »Schön, Sie zu sehen. «
»Okay. O Gott.« Lissy blinzelte, als die hübsche kleine Hündin ebenfalls stehen blieb, ohne zu knurren oder zu kläffen. »Sehen Sie doch.«
»Ja, ist das nicht toll? Was für ein hübscher Hund.« Sylvia beugte sich zu Chloe herunter und streichelte ihr über das Köpfchen. »Was für ein braver Hund. Braves Mädchen, Chloe.«
»Jetzt kommt Newman ins Spiel«, verkündete Fiona.
»Oh, mein Gott.«
»Lissy, verkrampfen Sie sich nicht. Bleiben Sie entspannt. Newman reagiert erst auf sie, wenn ich es ihm erlaube. Sie haben das Sagen. Sie ist abhängig von Ihnen. Korrigieren Sie fest und schnell, wenn es nötig ist.«
Fiona trat mit Newman an der Seite hinzu. Der Pom drehte fast durch.
»Korrigieren Sie!«, befahl Fiona. »Mit fester Stimme. Nein, nehmen Sie sie nicht auf den Arm. Sagen Sie: ›Chloe, stopp!‹ Stopp!« Fionas Stimme war fest, und sie machte die entsprechende Geste.
Chloe zog sich grummelnd zurück.
»Newman ist anscheinend keine Bedrohung«, fügte Fiona hinzu. Der Labrador setzte sich friedlich. »Sie müssen entspannt und fest bleiben, wenn sie sich unsozial verhält.«
»Er ist viel größer als sie. Sie hat Angst.«
»Ja, sie hat Angst und ist gestresst – und Sie auch. Wenn Sie sich entspannen, entspannt sie sich ebenfalls. Dann sieht sie nichts, wovor sie Angst haben muss.« Auf Fionas Handzeichen legte Newman sich hin. Er seufzte ein bisschen.
»Sie haben doch gesagt, dass bei Ihnen in der Nähe ein Park ist, in den die Leute mit ihren Hunden gehen.«
»Ja, aber ich gehe mit Chloe nicht mehr dorthin, weil es sie nur aufgeregt hat.«
»Wenn Sie mit ihr dorthin gingen, könnte sie mit den anderen Hunden spielen. Das täte ihr gut.«
»Niemand mag sie«, flüsterte Lissy. »Und das verletzt sie.«
»Ja, einen kleinen Tyrannen kann niemand leiden. Aber normalerweise wird ein fröhlicher, gut erzogener Hund von allen gemocht. Und vor allem ein so hübscher und kluger Hund wie Chloe. Hätten Sie nicht auch gerne, dass sie Freunde
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