Im Schatten Der Wälder: Roman
dich ebenso. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich tun sollte.
»Dann versuch es erst gar nicht. Und denk daran«, sie wackelte mit dem Zeigefinger. »Er ist zwar wütend weggefahren, aber er ist wiedergekommen.«
Sie küsste Fiona auf die Wange und ergriff ihre riesige Strohtasche. Mit Oreo zusammen ging sie auf Simons Truck zu. Fiona konnte zwar nicht hören, was sie zu ihm sagte, sah jedoch, dass er bei den Worten ihrer Stiefmutter zur Veranda blickte.
Dann zuckte er mit den Schultern.
Typisch.
Sie erwartete ihn stehend. »Du brauchst heute nicht hier zu übernachten, wenn du nur aus Verpflichtung gekommen bist. Ich kann James bitten, heute Nacht hier zu schlafen, oder ich quartiere mich bei Mai ein.«
»Verpflichtung zu was?«
»Na ja, weil ich in Schwierigkeiten stecke, was ich gerne zugebe. Ich weiß doch, dass du wütend bist, und ich sage nur, dass du dich nicht verpflichtet fühlen musst. Ich werde hier schon nicht alleine sein.«
Er schwieg einen Moment lang. »Ich will ein Bier«, sagte er dann. Damit ging er die Stufen hinauf ins Haus.
Sie folgte ihm. »Löst du so Probleme? Ist das deine Methode? «
»Das hängt vom Problem ab. Ich will ein Bier«, wiederholte er. Er nahm eins aus dem Kühlschrank und öffnete es. »Jetzt habe ich ein Bier. Problem gelöst.«
»Ich rede nicht von dem verdammten Bier.«
»Okay.« Er ging an ihr vorbei auf die hintere Veranda.
Erneut folgte sie ihm. »Lauf nicht dauernd vor mir weg.«
»Wenn du dich so zickig aufführst, setze ich mich einfach und trinke mein Bier.«
»Wenn ich mich so … Du bist heute Morgen stinksauer abgerauscht. Du hast mich alle fünf Sekunden unterbrochen und mir gesagt, ich solle den Mund halten.«
»Das kann ich gerne noch mal wiederholen.«
»Was gibt dir das Recht, mir vorzuschreiben, was ich tun, denken und sagen soll?«
»Nichts.« Er prostete ihr zu. »Du tust es doch auch, Fiona.«
»Ich sage dir nicht, was du tun sollst. Ich lasse dir die Wahl, und ich sage dir, dass ich dieses Verhalten nicht dulde.«
Er blitzte sie aus seinen goldbraunen Augen an. »Ich bin nicht einer deiner Hunde. Mich kannst du nicht dressieren.«
Vor Erstaunen fiel ihr der Unterkiefer herunter. »Ich versuche gar nicht, dich zu dressieren.«
»Doch, das tust du. Wahrscheinlich ist es dir zur zweiten Natur geworden. Zu schade, dass ich viele meiner Verhaltensweisen ganz bestimmt nicht ablegen werde. Es liegt an dir. Wenn du lieber möchtest, dass James heute Nacht hierbleibt, ruf ihn an. Wenn er kommt, fahre ich.«
»Ich weiß gar nicht, warum wir uns streiten.« Sie fuhr sich mit den Händen durch die Haare und lehnte sich ans Geländer. »Ich weiß es wirklich nicht. Auf einmal bin ich jemand, der nie jemanden um Hilfe bittet oder zu blöd oder zu stur dafür ist. Aber das stimmt nicht.«
Simon trank einen Schluck Bier. »Du hast dich alleine aus dem Kofferraum befreit.«
»Was?«
»Du bist alleine da herausgekommen. Niemand hat dir geholfen. Es war ja niemand da, der dir hätte helfen können. Das muss schrecklich gewesen sein. Ich kann es mir gar nicht vorstellen. Ich habe es versucht, aber es geht nicht. Möchtest du im Kofferraum bleiben?«
Tränen traten ihr in die Augen. »Wovon zum Teufel redest du?«
»Du kannst weiter versuchen, alleine da herauszukommen. Du schaffst es bestimmt. Oder du kannst dir von jemandem helfen lassen. Vielleicht kriegst du es ja in deinen Schädel hinein, dass dich das nicht unfähig macht, und ganz bestimmt macht es dich auch nicht schwach. Du bist die stärkste Frau, die ich kenne, und du kannst mir glauben, ich kenne einige starke Frauen. Also, überleg es dir, und sag mir Bescheid.«
Sie wandte sich ab und drückte eine Hand auf ihre schmerzende Brust. »Ich bin auch alleine in den Kofferraum geklettert. «
»Das ist Quatsch.«
»Woher willst du das wissen? Du warst ja nicht dabei. Ich war dumm und sorglos und ließ zu, dass er mich überwältigte. «
»Himmel! Er hat vor dir zwölf Frauen getötet. Glaubst du, sie waren alle dumm und sorglos? Sie hätten sich von ihm überwältigen lassen ?«
»Ich … nein. Ja.« Sie drehte sich zu ihm um. »Vielleicht. Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass ich an jenem Tag einen Fehler gemacht habe. Es war nur ein winzig kleiner Fehler, nur ein paar Sekunden, aber sie haben alles verändert. Alles.«
»Du hast überlebt. Greg Norwood ist gestorben.«
»Ich weiß, dass das nicht meine Schuld ist. Ich war in der Therapie, und ich weiß, dass Perry dafür
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