Im Schatten Der Wälder: Roman
verantwortlich ist. Ich weiß es.«
»Wissen heißt nicht unbedingt glauben.«
»Doch, ich glaube es auch. Meistens jedenfalls. Ich breche nicht unter der Last zusammen.«
»Vielleicht nicht, aber sie drückt dich noch.«
Sie hasste es, das er recht hatte. »Ich habe mir hier ein Leben aufgebaut, und ich bin glücklich. Das wäre vorbei, wenn es wieder passieren würde.« Sie holte tief Luft. »Es darf einfach
nicht wieder passieren. Muss ich dir ausdrücklich sagen, dass ich Angst habe? Ich bin außer mir vor Angst. Willst du das hören?«
»Nein. Und wenn ich die Chance dazu bekomme, wird er mir dafür bezahlen, dass du es sagst.«
Er sah, wie sie sich eine Träne von der Wange wischte. Dafür würde er ebenfalls bezahlen, dachte Simon. Für diese eine Träne.
Und diese eine Träne löschte die letzten Funken der Wut, die er den ganzen Tag mit sich herumgeschleppt hatte.
»Ich weiß nicht genau, was ich von dir erwarte, Fee. Aber ich will auf jeden Fall, dass du mir vertraust. Du musst darauf vertrauen, dass ich dir aus diesem verdammten Kofferraum heraushelfe. Und dann sehen wir schon, was als Nächstes passiert.«
»Davor habe ich beinahe genauso viel Angst.«
»Ja, das ist mir klar.«
Sie lachte unsicher. »Seit Greg habe ich keine ernsthafte Beziehung mehr gehabt, höchstens ein paar kurze Affären. Mittlerweile verstehe ich, dass sie für jeden Beteiligten unfair waren. Ich war zwar nicht unaufrichtig, und auch die Männer wollten nur das Übliche, aber es war trotzdem nicht fair. Selbst mit dir wollte ich keine ernsthafte Beziehung. Ich wollte deine Gesellschaft, ein bisschen Unterhaltung, ein bisschen Sex. Die Vorstellung, eine Affäre zu haben, gefiel mir. Vielleicht war das ja ebenso unfair.«
»Ich hatte kein Problem damit.«
Sie lächelte. »Vielleicht nicht, aber jetzt stehen wir hier, Simon, und es ist klar, dass wir beide mehr wollen. Du willst Vertrauen, und ich will vermutlich eine stärkere Bindung. Ich glaube, wir jagen uns gegenseitig im Moment Angst ein.«
Er stand auf. »Ich halte das aus. Du auch?«
»Ich möchte es versuchen.«
Er schob ihr eine Haarsträhne hinter das Ohr. »Dann wollen wir mal sehen, wie uns das gelingt.«
Seufzend schlang sie die Arme um ihn. »Okay. Das ist schon besser.«
»Lass uns einmal etwas anderes probieren.« Er strich ihr über die Haare. »Lass uns essen gehen. Ich lade dich ein. Du könntest ein Kleid anziehen.«
»Das könnte ich.«
»Du hast welche. Ich habe sie in deinem Schrank gesehen. «
Sie warf den Kopf zurück. »Ich würde gerne ein Kleid anziehen und aus essen gehen.«
»Gut. Hoffentlich dauert es nicht zu lange, ich habe Hunger. «
»Fünfzehn Minuten.« Sie gab ihm rasch einen Kuss. »So ist es besser.«
Als sie sich zum Gehen wandte, klingelte das Telefon.
»Das ist geschäftlich. Warte mal. Fiona Bristow.« Sofort griff sie nach Block und Bleistift. »Ja, Sergeant Kasper. Wie lange?« Sie schrieb rasch und nickte, als Fragen, die sie gar nicht erst zu stellen brauchte, beantwortet wurden. »Ich informiere sofort den Rest der Einheit. Ja, fünf Halter, fünf Hunde. Mai Funaki macht wie immer Basis. Ja, wir treffen uns dort. Haben Sie noch meine Handynummer? Ja, genau. Innerhalb einer Stunde sind wir da. Kein Problem.«
Sie legte auf. »Tut mir leid. Im Olympic National Forest werden zwei Wanderer vermisst. Ich muss die anderen anrufen, und dann muss ich los.«
»Okay. Ich komme mit.«
»Du hast doch gar keine Erfahrung«, begann sie, als sie die Kurzwahltaste für Mai drückte. »Mai, wir müssen los.« Rasch gab sie die Informationen weiter. »Ruf drei an«, sagte sie. Zu Simon gewandt fügte sie hinzu: »Mai informiert die anderen.«
»Ich komme mit. Erstens sollst du nicht alleine sein. Wenn die Suche begonnen hat, bist du nur noch mit dem Hund unterwegs, oder?«
»Ja, aber …«
»Und zweitens, wenn du meinen Hund als Suchhund ausbilden willst, möchte ich Bescheid wissen. Ich komme mit.«
»Wir kommen erst im Dunkeln dort an. Wenn sie sie bis dahin nicht gefunden haben, müssen wir in der Nacht suchen. Das ist nicht so gemütlich.«
»Hältst du mich etwa für ein Weichei?«
»Nein, kaum.« Sie öffnete den Mund, um ein weiteres Gegenargument auszusprechen, besann sich jedoch dann eines Besseren. »Okay, ich habe noch einen Rucksack. Es gibt eine Liste von allem, was du mitnehmen musst. Das meiste müsste schon darin sein. Und du musst Sylvia anrufen und ihr sagen, sie soll auf die Hunde aufpassen, wir
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