Im Schatten Der Wälder: Roman
verlangte, alles sagen, was er ihnen zu sagen befahl. Ihm zuhören , wie noch niemals jemand ihm zugehört hatte.
Sie würden nur noch ihn sehen. Und dann würde er sie töten.
Er träumte von einem Zimmer mit geschlossenen Fensterläden, in dem das Licht wie durch die dünne Seide eines roten Schals gefiltert wurde. Er träumte von ersticktem Stöhnen und hohen, dünnen Schreien.
Mit einem Ruck fuhr er aus dem Schlaf hoch.
War jemand an der Tür? Seine Hand fuhr zu der .22, die er unter dem Kissen versteckt hatte. Wenn es keinen Ausweg mehr gab, würde er sich lieber eine Kugel in den Kopf jagen.
Ins Gefängnis würde er nie gehen.
Lauschend hielt er den Atem an. Nur der Regen, dachte er. Aber es war nicht nur der Regen gewesen. Ein leises Klicken, als ob jemand den Türknopf drehte, aber …
Erleichtert atmete er auf.
E-Mail. Er hatte den Computer angelassen, während er ihn auflud.
Er holte sich den Laptop aufs Bett und studierte die ungeöffnete E-Mail. Als Betreff war RSK Zwei angegeben. Ein Schauer lief ihm über den Rücken.
Vorsichtig verglich er den Absender mit Katis Adressbuch. Es war eine neue Adresse.
Er überlegte kurz, dann öffnete er die Mail.
Kati Starr,
ich habe Ihre Artikel über RSK Zwei gelesen. Ich halte Sie für eine ziemlich kluge Frau. Ich bin auch klug. Ich habe Informationen für Sie, die Sie sicher für Ihren nächsten Artikel brauchen können. Ich könnte zur Polizei gehen, aber die bezahlt mir nichts. Ich will $ 10 000 und als anonyme Quelle erwähnt werden. Das Mädchen ist schon tot, ihm kann ich sowieso nicht mehr helfen. Ich helfe lieber Ihnen und mir. Wenn Sie Interesse haben, sagen Sie mir bis morgen Mittag 12.00 Uhr Bescheid. Danach schicke ich mein Angebot an jemand anderen.
AZ (Augenzeuge)
»Nein. Nein.« Eckle schüttelte den Kopf und zeigte empört auf den Monitor. »Du lügst. Lügner. Du hast niemanden gesehen. Niemand sieht mich. Niemand.«
Außer ihnen, dachte er. Außer den Frauen, die er tötete. Sie sahen ihn.
Das war nur ein mieser Trick. Er sprang auf und ging im
Zimmer auf und ab. Alles Lügner. Sie wollten ihn hereinlegen.
Dabei sagte er ihnen am Ende doch immer die Wahrheit. Wenn er den Schal um ihren Hals legte und zuzog, dann blickte er ihnen direkt in die Augen und sagte es ihnen. Er verriet ihnen seinen Namen und sagte ihnen, wer sie getötet hatte. Und warum.
Eine einfache Wahrheit. »Mein Name ist Francis Eckle, und ich werde Sie jetzt töten. Weil ich es kann und weil ich es mag.«
Er gab ihnen seine Wahrheit wie ein Geschenk mit in den Tod.
Aber dieser AZ? Er – oder sie – war ein Lügner. Er wollte nur Geld.
Niemand sah ihn.
Aber er dachte an den Mann in der Schlange bei Starbucks. An den pickeligen Angestellten an der Tankstelle, der ihn so gelangweilt gemustert hatte. Oder an den Nachtportier im Motel, der nach Pot stank und so höhnisch gegrinst hatte, als er ihm den Schlüssel reichte.
Vielleicht.
Er setzte sich auf die Bettkante und studierte die E-Mail noch einmal. Er konnte sie beantworten und weitere Informationen fordern, bevor sie über den Preis redeten. Genau. Das würde er tun.
Er schenkte sich ein Glas Whiskey ein und überlegte.
Sorgfältig formulierte er eine Antwort, schickte sie aber noch nicht ab.
Es konnte eine Falle sein. Vielleicht versuchte das FBI Kati hereinzulegen. Oder ihn. Es war ihm nicht so ganz klar, deshalb ging er noch eine Weile im Zimmer auf und ab, trank Whiskey und überlegte.
Er würde lieber hier verschwinden. Nur zur Sicherheit.
Er duschte, putzte sich die Zähne und rasierte den leichten Schatten auf seinem Schädel, in seinem Gesicht. Dann packte er alle seine Sachen in den Rucksack.
Nur wenige Momente, nachdem er die Mail abgeschickt hatte, verließ er das Zimmer. Am Automaten zog er sich eine Cola, damit er wach blieb, stellte allerdings fest, dass er sie gar nicht brauchte.
Die Vorstellung, dass ihn jemand gesehen haben könnte, belebte ihn. Erregte ihn.
Heimlich hoffte er, dass ihn tatsächlich jemand gesehen hatte. Dann würde sich alles noch viel mehr lohnen.
Er klopfte leicht auf den Kofferraum, bevor er in den Wagen stieg. »Wir machen einen kleinen Ausflug, was, Kati?«
»Himmel, er hat geantwortet.« Mantz sprang auf den Techniker zu. »Er hat angebissen. Können Sie die Mail zurückverfolgen? «
»Geben Sie mir eine Minute«, antwortete der Techniker und machte sich an die Arbeit, während Mantz und Tawney die Nachricht lasen.
AZ,
ich bin sehr interessiert
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