Im Schatten Der Wälder: Roman
an die letzten Minuten Schlaf zu klammern – bis sie hinunterging und Kaffee kochte.
Sie mochte diese Routine, dachte sie, während sie sich anzog. Es war alles so unkompliziert. Wenn sie unten war, ließ sie die Hunde hinaus, und kurz darauf, wenn der Kaffee fertig war, kam Simon in die Küche gestolpert. Dann setzten sie sich bei diesem schönen Wetter auf die Veranda und frühstückten.
Wahrscheinlich hatte er heute früh seinen Kaffeedurst nicht mehr unterdrücken können, und sie hatte für seinen Geschmack zu lange unter der Dusche gestanden.
Sie schlüpfte in ihre armeegrünen Chucks, bürstete sich die Haare und schminkte sich, weil sie heute früh Kurse hatte. Heute Nachmittag hatte sie zum Glück eine Pause, die lang genug für einen Ausflug in die Gärtnerei war.
Wenn sie noch nicht alleine dort hinfahren konnte, musste Simon sich eben freinehmen und mit ihr fahren. Sie wollte unbedingt ihre Blumenkästen bepflanzen.
Sie lief nach unten, immer noch summend, dachte an Petunien und Geranien und den Kurs mit dem Hindernistraining.
»Es riecht nach Kaffee!«, rief sie. »Und ich möchte gerne Toaster Strudels. Sollen wir nicht …«
Als sie sein Gesicht sah, schob sich ein Schatten vor die Sonne. »O Gott! Verdammt! Sag es schnell.«
»Er hat die Reporterin entführt. Kati Starr.«
»Aber …«
»Ich habe es schnell gesagt.« Er drückte ihr ihren Kaffeebecher in die Hand. »Trink einen Schluck. Wir setzen uns, und ich erzähle dir den Rest.«
Fiona sank auf einen Stuhl. »Ist sie tot?«
»Ich weiß nicht. Das FBI weiß auch noch nichts. Tawney rief an, während du unter der Dusche gestanden hast. Er hatte gehofft, persönlich hierherkommen zu können, aber er kann da nicht weg.«
»Okay. Das ist okay. Sind sie sicher?« Sie schüttelte den Kopf, bevor Simon antworten konnte. »Blöde Frage. Er hätte nicht angerufen, wenn sie nicht sicher wären. Sie ist nicht der richtige Typ. Sie ist mindestens fünf Jahre älter als die anderen Mädchen. Sie ist weder auf dem College noch hat sie eine besonders sportliche Figur. Sie ist …«
Wieder schüttelte sie den Kopf. »Nein, das ist falsch. Sie ist nicht Perrys Typ. Er hat ja bereits deutlich gemacht, dass er ein eigenes Zeichen setzen will. Er ist es leid, es auf Perrys Art zu machen. Der Junge ist jetzt erwachsen und will etwas Eigenes. Und die Reporterin, sie hat ihn zum Star gemacht, hat ihm Bedeutung verliehen. Sie hat ihm einen Namen gegeben. Musste er nicht denken, dass sie ihn kennt? Das macht
es doch noch viel intimer und aufregender, mehr zu seiner Sache.«
Fiona holte tief Luft. »Entschuldigung. Ich wollte dir ja zuhören, aber die Worte kamen einfach so.«
»Du bist der Verhaltensspezialist. Aber ich sehe es genauso. « Er sah sie an. »Er hat sie gestern Nacht vom Firmenparkplatz verschleppt.«
Er berichtete ihr, was er wusste.
»Sie hatten ihn beinahe«, murmelte sie. »Bei Perry waren sie nie so nah, nicht so schnell nach einer Entführung. Sie lebt bestimmt noch. Glauben sie, er weiß, dass sie hinter ihm her sind?«
»Ihre Theorie ist, dass er nur vorsichtig war oder das Motel sowieso verlassen wollte. Sie haben noch eine E-Mail geschickt, in der sie behauptet haben, sie hätten wild gecampt und ihn dabei beobachtet, wie er das letzte Opfer vergraben hat. Er hat noch nicht geantwortet.«
»Sie lebt noch. Die Hunde stehen an der Tür und wundern sich, warum wir so lange brauchen. Lass uns hinausgehen. Ich könnte etwas frische Luft vertragen.«
Sie stand auf und ließ den Kaffee unberührt zurück.
Die Hunde drückten sich winselnd an ihre Beine. Sie spürten ihre Stimmung.
»Ich habe eine so heftige Abneigung gegen sie«, sagte Fiona. »Ganz intensiv, obwohl ich weiß, was sie jetzt durchmacht. Es ist seltsam ambivalent.«
»Nein, es ist normal. Was sie durchmacht, ändert nichts daran, wie sie ist.«
»Doch.« Sie drückte sich kurz die Finger an die Augen. »Doch, wenn sie es überlebt, wird sie nie wieder dieselbe sein. Er wird ihr mehr Schmerzen zufügen als den anderen, weil er Geschmack daran gefunden hat. Wie ein Hund, dem niemand Einhalt gebietet, wenn er beißt. Wenn er die E-Mail
beantwortet, können sie ihn aufspüren, auch wenn er seinen Standort verändert. Sie haben ja heutzutage viel mehr Möglichkeiten. Deshalb hat sie eine bessere Chance als die anderen. Sie wird sie brauchen.«
»Sie haben sogar noch ein bisschen mehr. Sie haben jeden Gast im Hotel befragt, und ein Typ hat ihn gesehen. Er hat auf die
Weitere Kostenlose Bücher