Im Schatten Der Wälder: Roman
»Ich habe dich zuerst nicht gewollt, weil ich ganz genau wusste, wie sehr ich dich brauchen würde. Und jetzt ist es eben so. Ich achte auf das, was mir gehört, und kümmere mich darum.«
Sie zog die Augenbrauen hoch. »Wie um Welpen.«
»Ja, wenn du es so sehen willst. Polizisten, FBI, das ist alles gut und schön. Sie tun, was sie tun können. Aber an mir kommt niemand vorbei. Niemand.«
Fiona schwieg, bis sie zu seinem Haus abbogen. »Du weißt, dass ich mich um mich selbst kümmern kann. Und gerade weil du es weißt, fühle ich mich bei dir so aufgehoben wie schon seit Langem nicht mehr.«
Sie holte tief Luft. »Ich bepflanze jetzt meine Blumenkästen, und dann gebe ich meinen Abendkurs. Und ich hoffe inständig, dass sie Kati Starr bald finden – und zwar lebend –, damit wir beide endlich die Schatten hinter uns lassen können. Und dann gibt es nur noch uns zwei.«
»Und die Hunde.«
Sie lächelte. »Ja.«
Eckle trat aus dem Badezimmer, frisch geduscht, in sauberen Boxershorts und T-Shirt. Auf dem Bett wimmerte Kati hinter dem Klebeband über ihrem Mund. Ihr linkes Auge war fast zugeschwollen.
»So ist es besser. Ich war nicht sicher, ob mir Vergewaltigung Spaß macht, da ich Sex nie so besonders wichtig gefunden habe. Aber es hat mir gefallen. Es war eine völlig neue Erfahrung. Es nimmt den ganzen Druck raus.«
Er zog sich den kleinen Schreibtischstuhl ans Bett und
setzte sich. »Ich bereite anderen Menschen gerne Schmerzen. Das wusste ich schon immer, aber da es gesellschaftlich nicht akzeptabel ist, habe ich das Bedürfnis verdrängt. Ich war kein glücklicher Mann, Kati. Bis Perry mich entdeckt hat, habe ich ein Leben im Schatten geführt. Ich schulde ihm etwas dafür. Ich schulde ihm Fiona dafür. Aber das hier, alles andere? Du? Das gehört ganz alleine nur mir.«
Er tippte auf das Aufnahmegerät, das er aus ihrer Tasche genommen und auf den Nachttisch gelegt hatte. »Ich schalte das jetzt ein, und wir unterhalten uns ein bisschen. Du erzählst mir alles, was du weißt, alles, was deine Quelle dir berichtet hat. Wenn du auch nur einmal schreist, schalte ich das Gerät ab und breche dir jeden einzelnen Finger. Es hört dich sowieso keiner, aber du wirst auch nicht schreien, Kati, oder?« Er drückte ihren kleinen Finger nach hinten, bis ihr Gesicht leichenblass wurde. »Oder, Kati?«
Sie schüttelte den Kopf und bäumte sich auf, als wolle sie dem Schmerz entkommen.
»Gut. Das wird jetzt wehtun.« Er riss ihr das Klebeband von den Lippen und nickte zufrieden, als sie einen Schrei unterdrückte. »Sehr gut. Sag danke.«
Sie zitterte am ganzen Körper, und ihr Flüstern war kaum zu hören. Sie leckte sich über die trockenen Lippen. »Bitte. Wasser. Bitte.«
»Das hier?« Er hielt die Flasche hoch. »Ich wette, du bist ausgetrocknet.« Er zog ihren Kopf an den Haaren hoch und schüttete ihr das Wasser brutal in den Mund, so dass sie würgte und sich verschluckte. »Besser? Was sagst du?«
Sie sagte danke.
30
S ie wussten mehr, als er erwartet hatte, aber nicht mehr, als er verkraften konnte.
Tawney und seine Partnerin waren am College Place gewesen, aber Kati konnte ihm nicht sagen, ob sie in seiner Schule oder seiner Wohnung gewesen waren. Selbst als er ihr zwei Finger brach, konnte sie ihm die exakten Orte nicht angeben, weil ihre Quelle das nicht gewusst oder nicht gesagt hatte.
Aber sie waren auf jeden Fall da gewesen. Sie hatten seine Sachen durchwühlt, das tägliche Leben des Mannes, der er einmal gewesen war. Aber das spielte keine Rolle, dachte er. Es waren nicht mehr seine Sachen. Sie gehörten zu einem anderen, grauen Leben.
Wie er es erwartet hatte, beobachteten sie die Fähren. Und Fiona war in das Haus ihres Liebhabers gezogen. Sie war nie allein.
Ersteres hatte er ja schon bewältigt, und für die weitere Komplikation hatte er Pläne. Im Moment lag das Kernstück dieses Plans bewusstlos auf der Plastikplane.
Die E-Mail fiel ihm ein. Das war wahrscheinlich nur eine Falle gewesen. Sie hatten geglaubt, ihn hereinlegen zu können, aber dazu war er viel zu klug.
Kurz überlegte er, die Reporterin wieder in den Kofferraum zu packen und die Morgenfähre zum Festland oder einer der anderen Inseln zu nehmen, aber dann könnte er Fiona nicht erledigen, und Schulden waren nun mal Schulden.
Außerdem würde der Schüler den Lehrer übertreffen, wenn er Fiona tötete. Perrys Fehler zu korrigieren würde Teil seines Vermächtnisses sein.
Schade war nur, dass er sich mit
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