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Im Schatten Der Wälder: Roman

Im Schatten Der Wälder: Roman

Titel: Im Schatten Der Wälder: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts , Margarethe van Pée
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sich darauf ohne Weiteres ein Bier genehmigen.
    Als der Streifenwagen wegfuhr, rechnete er damit, dass Fiona ihn jetzt unter irgendeinem Vorwand nach Hause
schicken würde, aber sie blieb wie angewurzelt stehen und schaute einen Moment lang nachdenklich zur Straße. Dann ging sie zur Veranda und setzte sich auf die Stufen.
    Also würde er jetzt unter einem Vorwand aufbrechen, beschloss Simon. Schließlich hatte er genug zu tun.
    Er ging auf sie zu, wobei er ganz stolz darauf war, dass er nur zweimal leicht an der Leine ziehen musste, um Jaws neben sich zu halten. Als er näher kam, sah er, dass Fiona kreidebleich war. Ihre Hände, die sie um die Knie geschlungen hatte, zitterten leicht.
    Mist.
    Er nahm den Welpen auf den Arm, bevor er ihr in den Schoß springen konnte.
    »Schlechte Nachrichten«, sagte er.
    »Was?«
    »Der Sheriff hat wohl schlechte Nachrichten gebracht. Ist mit Sylvia alles in Ordnung?«
    »Ja. Mit Sylvia hat es nichts zu tun.«
    Ihre Hunde, die spürten, dass es ihr nicht gut ging, scharten sich um sie. Der große gelbe Labrador legte seinen Kopf auf ihr Knie.
    »Äh … wir sollten …«
    Er sah ihr an, wie sehr sie um Fassung rang.
    »Wir sollten noch an Sitz und Bleib arbeiten.«
    »Heute nicht.«
    Sie hob den Kopf und blickte ihn an, aber er konnte den Ausdruck in ihren Augen nicht deuten. Trauer? Angst? Schock?
    »Nein«, stimmte sie zu, »nicht heute. Entschuldigung.«
    »Kein Problem. Bis zum nächsten Mal dann.«
    »Simon.« Sie holte tief Luft. »Würde es Ihnen etwas ausmachen… Könnten Sie noch eine Weile hierbleiben?«
    Er hätte am liebsten nein gesagt, aber das konnte er nicht.
Ihr fiel es offensichtlich schwer, ihn darum zu bitten, also willigte er ein.
    »In Ordnung.«
    »Lassen Sie Jaws einfach ein bisschen herumlaufen. Die großen Hunde passen schon auf ihn auf. Spielt«, sagte sie, als Simon die Leine abknipste. »Bleibt in der Nähe. In der Nähe«, wiederholte sie und streichelte die Tiere. »Passt auf Jaws auf. Geht spielen.«
    Sie winselten leise und schauten sie aufmerksam an, liefen dann aber gehorsam in den Garten.
    »Sie wissen, dass ich durcheinander bin, und sie würden eigentlich lieber bei mir bleiben. Und Sie möchten lieber gehen. «
    Er setzte sich neben sie. »Ja, ich bin nicht besonders gut in solchen Dingen.«
    »Nicht besonders gut ist immer noch besser als nicht gut.«
    »Okay. Ich nehme an, Sie wollen mir die schlechten Nachrichten erzählen?«
    »Ja. Bald weiß sowieso die ganze Insel Bescheid.«
    Sie schwieg einen Moment lang.
    »Vor einigen Jahren gab es eine Mordserie. Junge Frauen, von achtzehn bis dreiundzwanzig. Sie waren alle auf dem College, zwölf von ihnen schon über drei Jahre. Kalifornien, Nevada, Oregon, New Mexico und Washington State waren die Tatorte.«
    Eine schwache Erinnerung stieg in ihm auf, aber er schwieg.
    »Sie waren alle der gleiche Typ – nicht physisch, da er auf Rasse und Hautfarbe nicht achtete, aber alle hatten ungefähr die gleiche Figur und waren sportlich, aufgeschlossen und lebhaft. Wenn er sich ein Opfer ausgesucht hatte, beschattete er es wochenlang. Manchmal sogar länger. Sorgfältig und geduldig notierte er Routinen, Gewohnheiten, Garderobe,
Freunde, Familie, Termine. Er benutzte einen Kassettenrecorder und führte ein Notizbuch. Alle seine Opfer joggten, walkten oder fuhren regelmäßig Fahrrad.«
    Sie holte erneut tief Luft, so wie jemand, der in trübes Wasser springen will.
    »Er bevorzugte Frauen, die frühmorgens oder abends alleine unterwegs waren. Er näherte sich ihnen aus der entgegengesetzten Richtung – ein anderer Jogger, ein anderer Walker. Und wenn er auf ihrer Höhe war, streckte er sie mit einem Elektroschocker nieder. Während sie besinnungslos waren, schleppte er sie zu seinem Auto. Er hatte den Kofferraum mit Plastik ausgeschlagen, so dass es keine Spuren im Kofferraum und an den Opfern gab.«
    »Gründlich«, sagte Simon.
    »Ja. Sehr.« Sachlich fuhr sie fort. »Er fesselte sie mit Nylonschnur, knebelte sie mit Klebeband und verabreichte ihnen ein mildes Schlafmittel, damit sie ruhig blieben. Dann fuhr er zu einem Nationalpark. Den Ort hatte er sich vorher ausgesucht, und während noch dort, wo sie entführt worden war, nach der Frau gesucht wurde, war er schon meilenweit weg und zwang die benommene, ängstliche Frau, durch den Wald zu laufen.«
    Ihre Stimme zitterte ein wenig. Sie faltete die Hände im Schoß und blickte starr geradeaus. »Zuerst grub er das Grab – nicht besonders tief. Er

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