Im Schatten Der Wälder: Roman
ich denn damit anfangen?« Simon packte den Hund und schob die Überreste des Vogelkadavers zurück ins Gebüsch. Jaws zappelte und versuchte, frei zu kommen.
»Das ist kein Spiel! Scheiße! Scheiße!« Er hob den Hund hoch. Der Gestank war unbeschreiblich.
»Was hast du gemacht? Hast du dich darin gewälzt? Warum, um Gottes willen?«
Da ihm nichts anderes übrig blieb, steckte Simon sich den stinkenden Hund unter den Arm und machte sich auf den Weg zum Haus. Zuerst überlegte er, ob er den Hund mit
dem Schlauch abspritzen sollte, aber diesen Gedanken verwarf er rasch wieder. Wahrscheinlich bekam er damit den Gestank nicht weg – selbst wenn er den Welpen dazu bringen würde, lange genug stillzuhalten. Dann dachte er an ein Wannenbad, aber er hatte weder eine Blechwanne – noch Handschellen. Und wenn er ihn drinnen baden würde, wäre wahrscheinlich das ganze Badezimmer überschwemmt.
Auf seiner Veranda gelang es ihm, aus seinen Stiefeln zu schlüpfen, während Jaws ihm liebevoll das Gesicht ableckte. Er warf sein Portemonnaie auf den Tisch und ging schnurstracks nach oben in die Dusche.
Als sie beide in der Duschkabine standen und er die Tür hinter sich geschlossen hatte, zog er sich bis auf die Boxershorts aus, ohne auf den Hund zu achten, der sich sofort über sein Hemd und seine Jeans hermachen wollte, die über der Kabinenwand hingen. Doch dann drehte er das Wasser an.
»Damit musst du jetzt fertig werden«, erklärte er Jaws, der verzweifelt versuchte, der Flut auszuweichen.
Mit zusammengebissenen Zähnen ergriff Simon die Seife.
Sie kamen zu spät. Fiona schaute erneut auf die Uhr, dann zuckte sie mit den Schultern und pflanzte weiter Stiefmütterchen und Immergrün ein. Sie würde Simon klarmachen müssen, wie wichtig Pünktlichkeit war, aber im Moment empfand sie es als Luxus, ein bisschen Zeit zur Gartenarbeit zu haben. Ihre Hunde dösten in der Nähe, und sie hatte gute Musik auf ihrem iPod.
Wenn ihre neuen Schüler gar nicht kamen, konnte sie auch noch den zweiten Blumenkasten bepflanzen und dann vielleicht mit ihren Jungs ein bisschen Spurensuche im Wald trainieren.
Der Tag war so sonnig und mild, dass man ihn nur genießen konnte.
Sie betrachtete prüfend ihr Werk, dann begann sie mit dem zweiten Blumenkasten. In diesem Moment sah sie den Truck.
»Das ist Simon«, sagte sie, als ihre Hunde sich erhoben. »Simon mit Jaws.« Dann widmete sie sich erneut ihren Stiefmütterchen.
Sie hielt auch nicht inne, als Mann und Hund aus dem Wagen stiegen und ihre Hunde die beiden begrüßten. Sorgfältig packte sie die nächste Palette Stiefmütterchen aus.
Als Simon ihr auf die Schulter tippte, zog sie ihre Ohrstöpsel heraus. »Entschuldigung, haben Sie etwas gesagt?«
»Wir sind wahrscheinlich zu spät.«
»Hm.« Sie klopfte sich die Erde ab.
»Es gab gewisse Umstände.«
»Die Welt ist voll davon.«
»Wir hatten den größten Teil der Umstände der Welt, und es gehörte ein toter Vogel dazu.«
»Ach ja?« Fiona blickte zu dem Welpen, der eifrig um Bogart herumsprang. »Hat er einen Vogel gefangen?«
»Nein, den Vogel hatte jemand anderer auf dem Gewissen, aber dem Aussehen – und dem Geruch – nach zu urteilen, war das bestimmt schon ein paar Tage her.«
»Ah.« Sie nickte und zog sich die Handschuhe aus. »Hat er ihn Ihnen gebracht?«
»Letztendlich ja. Aber vorher hat er sich eine ganze Weile darin gewälzt.«
»Wie hat er das Bad überstanden?«
»Wir haben geduscht.«
»Wirklich?« Sie musste sich das Lachen verkneifen. »Und wie hat das funktioniert?«
»Es war okay, nachdem er erst einmal aufgehört hat, abhauen zu wollen und die Seife aufzufressen. Eigentlich hat es ihm ganz gut gefallen. Vielleicht haben wir jetzt sogar ein bisschen was gemeinsam.«
»Es ist zumindest ein Anfang. Was haben Sie mit dem toten Vogel gemacht?«
»Mit dem Vogel?« Er warf ihr einen verwunderten Blick zu. »Ich habe ihn mit einem Tritt zurück ins Gebüsch befördert. Ich hatte die Hände voll mit Hund.«
»Sie sollten ihn besser in eine Tüte stecken und ihn entsorgen. Ansonsten holt er ihn sich bei der erstbesten Gelegenheit wieder.«
»Na toll. Perfekt.«
»Gerüche sind wie Drogen für einen Hund. Er hat nur getan, was sein Instinkt ihm gesagt hat.« Und auch der Mensch hatte sich richtig verhalten, dachte sie – wenn man einmal davon absah, dass er sie hätte anrufen und ihr sagen sollen, dass er später kam. »Aufgrund der Umstände bekommen Sie eine volle Sitzung. Haben Sie
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