Im Schatten Der Wälder: Roman
vielleicht, mit den Hunden.« Ihre Zuflucht. Sie musste einfach daran glauben, sonst würde die Panik die Oberhand gewinnen. »Niemand kommt ans Haus heran, ohne dass ich es merke.«
Davey warf Simon einen Blick zu. »Mir ginge es besser, wenn du mehr Unterstützung hättest als die Hunde.«
»Ich habe eine Pistole, und du weißt, dass ich sie benutzen kann. Ich kann nicht mein gesamtes Leben auf den Kopf stellen, nur weil er in einer Woche, in einem Monat oder auch erst in einem halben Jahr möglicherweise hierherkommt.« Sie fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Er ist nicht so geduldig wie Perry«, wiederholte sie, »und er verfolgt das Muster eines anderen. Sie werden ihn fassen. Das muss ich einfach glauben. Aber bis dahin bin ich nicht hilflos.«
»Einer von uns wird jeden Tag nach dir schauen. Wir kümmern uns um dich, auch wenn du nicht hilflos bist.«
»Ja, das ist in Ordnung.«
Simon schwieg, bis Fiona und er wieder alleine waren. »Warum fährst du nicht ein paar Wochen zu deiner Mutter? «
»Weil ich arbeiten muss«, erwiderte sie. »Ich muss die Hypothek bezahlen, mein Auto, Rechnungen. Ich musste ja schon wie ein Zirkusclown jonglieren, um Zeit und Geld für ein langes Wochenende zu erübrigen.« Sie ergriff den Spaten und legte ihn wieder hinten auf den Truck. »Und was passiert, wenn er nun wochenlang kein Mädchen umbringt? Muss ich ständig auf der Hut sein, nur weil es mich treffen könnte? Ich werde mich weder dumm noch sorglos verhalten. « Sie wuchtete den halb leeren Sack Torf auf die Ladefläche. »Aber ich lasse mir davon nicht mein Leben ruinieren. Nicht schon wieder. Und er wird mich nicht in die Finger bekommen. Nie mehr.«
»Du schließt deine Tür nicht ab. Meistens steht deine Haustür offen.«
»Ja, das stimmt. Doch wenn jemand, den wir nicht kennen, versuchen würde, auch nur auf zwanzig Meter dem Haus nahe zu kommen, würden die Hunde und ich ihn aufhalten. Aber du kannst mir glauben – nachts werde ich jetzt absperren, und meine Neun-Millimeter liegt in der Nachttischschublade neben meinem Bett.«
Er blinzelte sie ungläubig an. »Du hast eine Neun-Millimeter? «
»Ja.« Sie warf den halb leeren Sack mit Erde neben den Torfsack. »Greg hat mir beigebracht zu schießen und respektvoll mit einer Waffe umzugehen. Und danach … danach bin ich regelmäßig auf den Schießplatz gegangen, bis ich treffsicher war. Wahrscheinlich bin ich ein bisschen eingerostet, aber das lässt sich ändern.« Die Worte sprudelten viel zu schnell aus ihr heraus, und sie bemühte sich, langsamer
zu reden. »Ich passe schon auf mich auf. Ich brauche mein Leben. Ich brauche mein Zuhause und meine Arbeit, meine Routine.«
Sie drückte sich die Hand auf die Stirn. »Ich brauche das.«
»Okay, okay.« Er musterte die Hunde. Sie wirkten freundlich und zutraulich, aber er erinnerte sich an Newmans leises Knurren, als er mit Fiona in der Küche herumgealbert hatte. »Willst du deine Kurse heute nicht absagen?«
»Nein, nein. Manche sind jetzt schon auf der Fähre und unterwegs hierher. Außerdem beruhigt mich die Arbeit. Aber der Baum ist immer noch hübsch«, fügte sie hinzu. »Es ist immer noch ein schöner Morgen, und ich habe zu tun. Das hilft mir sehr.«
»Dann fahre ich besser mal meinen Truck hier weg.« Er öffnete die Tür. »Bring ihm etwas Neues bei.« Er wies mit dem Kinn auf Jaws. »Zum Beispiel, wie er mir ein Bier aus dem Kühlschrank holt.«
»Ganz unmöglich wäre das nicht. Aber zuerst bringen wir ihm mal die Grundlagen bei.«
Die Routine half tatsächlich, und Teil dieser Routine waren Menschen und ihre Hunde. Wie gewöhnlich hörte sie zu, während die Kunden ihr von Fortschritten oder Stillstand berichteten. Sie merkte sich die Probleme und richtete die Kurse danach aus.
In den ersten Minuten ließ sie Hundehalter und Hunde im Kreis gehen, die Welpen bei Fuß, damit sie sich auf die Kurssituation einstellen konnten.
»Manche von uns haben Probleme mit Anspringen, deshalb werden wir uns heute als Erstes darum kümmern. Welpen springen einen an, aus Lebensfreude und weil sie unsere Aufmerksamkeit wollen, und sie sind so süß, dass wir es zulassen, ja, das falsche Verhalten sogar ermutigen und belohnen.
Annie, wollen Sie uns erzählen, was vor ein paar Tagen passiert ist?«
Annie aus San Juan Island warf ihrem Collie-Mischling einen entschuldigenden Blick zu. »Meine Nichte kam mit ihrem kleinen Sohn zu Besuch. Er ist drei. Casey freute sich so, sie zu sehen, dass sie
Weitere Kostenlose Bücher