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Im Schatten Der Wälder: Roman

Im Schatten Der Wälder: Roman

Titel: Im Schatten Der Wälder: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts , Margarethe van Pée
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nicht. Sie fragt nie, wann ich zu ihr komme oder ob ich nicht endlich mal den Müll raustragen kann.«
    Er schüttelte den Kopf. »Vielleicht will sie mich ja auch nur einlullen, bis ich so fest am Haken hänge, dass es keine Fluchtmöglichkeit mehr gibt.«
    Der Hund hörte ihm gar nicht zu, stellte Simon fest, weil er den Kopf aus dem Fenster steckte und den Fahrtwind genoss. Also konnte er sich seinen Atem sparen.
    Er brauchte sich schließlich nicht schuldig zu fühlen, nur weil er mal ein bisschen später kam. Außerdem wäre er nicht später als üblich gewesen, wenn sie angerufen hätte, dachte er, als er in ihre Einfahrt bog.
    Vielleicht hatte sie nicht anrufen können. Sein Magen krampfte sich zusammen. Wenn ihr nun etwas passiert war …
    Er hörte die Schüsse, als er über die Brücke fuhr, an der die Hartriegel schneeweiß blühten.
    Mit quietschenden Bremsen kam er zum Stehen, sprang aus dem Wagen und hetzte auf die Hunde zu, die um das Haus herumgerannt kamen. Das Herz schlug ihm bis zum Hals.
    Er schrie ihren Namen, und dann entdeckte er sie.
    Sie lag keineswegs in ihrem Blut auf dem Boden, sondern stand ganz lässig da und schob eine weitere Patrone in ihre Pistole.

    »Jesus Christus!« Seine Angst wich heißer Wut. Er packte sie am Arm und zog sie herum. »Was machst du da?«
    »Vorsichtig. Sie ist geladen.« Sie senkte die Waffe, so dass sie zu Boden zeigte.
    »Das habe ich gehört. Du hast ja um dich geschossen wie Annie Oakley. Du hast mich zu Tode erschreckt.«
    »Lass mich los. Ich habe Ohrstöpsel in den Ohren«, sagte sie. »Ich kann dich kaum hören.« Er ließ ihren Arm los, und sie zog die Stöpsel heraus. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich eine Pistole habe und damit üben werde. Du brauchst dich gar nicht so aufzuregen.«
    »Ich bin sauer, weil du mich fünf Jahre meines Lebens gekostet hast. Ich hatte einiges damit vor.«
    »Hör mal, es tut mir leid. Ich habe nicht daran gedacht, dir Bescheid zu sagen, dass ich Schießtraining machen will.« Gereizt schob sie die Pistole in das Pistolenhalfter an ihrem Gürtel, dann ging sie zu einer Reihe von Dosen und Plastikbehältern, die sie anscheinend vor seiner Ankunft umgenietet hatte.
    »Darüber kann man streiten. Du weißt, dass ich vorbeikomme und womöglich erschreckt auf die Schüsse reagiere.«
    »Ich weiß gar nichts. Du kommst und gehst, wann du willst.«
    »Wenn du damit ein Problem hast, hättest du es mir sagen sollen.«
    »Nein, habe ich nicht«, erwiderte sie. Sie fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Nimm die Hunde mit nach drinnen, wenn du willst. Ich brauche nicht mehr lange.«
    »Welche Laus ist dir eigentlich über die Leber gelaufen? Ich kenne dich mittlerweile gut genug, also spuck es schon aus.«
    »Es hat nichts mit dir zu tun. Du solltest auf jeden Fall Jaws mit nach drinnen nehmen. Meine Hunde sind an Schüsse gewöhnt, er nicht.«

    »Dann schauen wir doch einfach mal, wie er reagiert.«
    »Na gut.«
    Sie ergriff die Pistole und machte einen Ausfallschritt, wie er es aus Western kannte. Als sie feuerte, drückte Jaws sich an ihn, legte aber den Kopf schräg und beobachtete interessiert, wie die Dosen und Gefäße durch die Gegend flogen.
    »Gut geschossen, Cowboy.«
    Sie lächelte nicht, sondern stellte die Dosen erneut auf. Die blühenden Ahornbäume hinter ihr leuchteten in der Sonne, ein seltsamer Kontrast zwischen Gewalt und Frieden.
    »Möchtest du auch mal schießen?«
    »Wozu?«
    »Hast du schon jemals in deinem Leben geschossen?«
    »Warum sollte ich?«
    »Es gibt viele Gründe. Jagd, Sport, Neugier, Verteidigung.«
    »Ich gehe nicht auf die Jagd. Meine Vorstellung von Sport hat eher etwas mit Baseball oder Boxen zu tun. Ich war noch nie besonders neugierig, und ich würde eher meine Fäuste benutzen. Lass mal sehen.«
    Sie entlud die Waffe und reichte sie ihm.
    »Nicht so schwer, wie ich mir vorgestellt habe.«
    »Es ist eine Beretta, eine Halbautomatik. Sie ist ziemlich leicht und sehr gefährlich. Man kann fünfzehnmal hintereinander mit ihr feuern.«
    »Okay, zeig’s mir.«
    Sie lud sie, entlud sie, zeigte ihm die Sicherung. »Auch wenn du den Abzug nicht drückst, schießt sie. Sie hat kaum Rückschlag, du spürst nur einen kleinen Kick. Du musst deine Füße auf Schulterbreite auseinanderstellen und dein Gewicht gut verteilen. Jetzt streckst du beide Arme aus, legst die linke Hand zur Stabilität unter die Waffe. Beug dich leicht vor.«
    Es war die Stimme eines Lehrers, aber sie klang flach

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