Im Schatten Der Wälder: Roman
besser fürs Geschäft. Ein verärgerter Kunde wird bei Freunden oder Kollegen schlecht über einen reden, und das könnte teurer werden.«
»Was tun Sie, wenn ein Kunde sich in Sie verliebt?«, fragte Mantz. »Sie sind eine junge, attraktive Frau. Das ist bestimmt schon mal vorgekommen.«
Fiona hasste es, dass auch der letzte Winkel ihres Privatlebens ausgeleuchtet wurde. Was sie alles von Opfern und Verdächtigen wissen wollten! Aber sie war keins von beidem, sagte sie sich. Sie war nur sie selbst.
»Wenn ein Kunde Single ist und ich an ihm interessiert bin, dann überlege ich schon, ob ich mich mit ihm außerhalb des Unterrichts treffen soll«, erwiderte Fiona beiläufig. »Es passiert nicht oft. Ist er verheiratet oder ich bin nicht interessiert, dann gibt es Mittel und Wege, um ihn abzuweisen, ohne ihn zu kränken.«
Sie ergriff ein Plätzchen und drehte es zwischen den Fingern. »Ehrlich gesagt kann ich mir niemanden denken, den ich so wütend gemacht haben könnte, dass er mir einen roten Schal schickt. Es ist grausam.«
»Vielleicht jemand, von dem Sie sich getrennt haben?«, beharrte Mantz. »Wütende Ex-Männer können grausam sein.«
»Ich habe keine grausamen Ex-Männer. Nachdem ich Greg und kurz darauf meinen Vater verloren hatte, war ich ziemlich lange nicht an Beziehungen interessiert. Erst vor etwa zwei Jahren bin ich das erste Mal wieder mit jemandem ausgegangen, der kein enger Freund war. Und bis vor Kurzem hatte ich keine Beziehung.«
»Sie sind jetzt mit jemandem zusammen?«
»Ja, ich habe jemanden kennengelernt.«
»Wie lange schon?«
Ihr zog sich der Magen zusammen. »Insgesamt etwa zwei Monate. Er lebt auch hier auf der Insel, und ich arbeite mit seinem Hund. Er hat mit der ganzen Sache nichts zu tun.«
»Wir brauchen seinen Namen, Fiona, damit wir ihn überprüfen können.«
Seufzend blickte Fiona Tawney an. »Simon Doyle. Er ist Holz-Künstler. Er hat den Schaukelstuhl auf der Veranda gebaut. «
»Schöner Stuhl.«
»Der Schal wurde in Oregon abgeschickt. Simon hat die Insel nicht verlassen. Agent Tawney, wir wissen alle, dass es zwei Möglichkeiten gibt. Es kann jemand sein, der die Nachrichten von den Morden verfolgt, jemand, der den Artikel gelesen hat und mir jetzt den Schal schickt, weil er einen sehr seltsamen Sinn für Humor hat. Es kann aber auch sein, dass der Täter, der Perrys Muster verfolgt, ihn mir als Warnung oder als Lockmittel geschickt hat. Wenn das der Fall ist, dann kann ich nur hoffen, dass Sie ihn möglichst bald finden und aufhalten. Denn wenn Sie es nicht tun, wird er irgendwann vor mir stehen und versuchen, Perrys Fehler zu korrigieren.«
»Sie haben schon früher alles durchgestanden, und das müssen Sie jetzt wieder tun. Der Schal, der Ihnen geschickt wurde, ist der gleiche wie der, der bei den drei Opfern verwendet wurde. Derselbe Hersteller, derselbe Stil, sogar dasselbe Farbbad.«
Ihre Haut wurde eiskalt und fühlte sich auf einmal taub an. »Das ist wahrscheinlich kein Zufall.«
»Wir haben die entsprechenden Läden überprüft und haben festgestellt, dass diese Schals letztes Jahr im Oktober im Gebiet von Walla Walla verkauft wurden.«
»In der Nähe des Gefängnisses«, murmelte Fiona. »In Perrys Nähe. Warum sollte er sie gerade dort kaufen, wenn er nicht dort wohnen oder arbeiten würde? Ein Gefängniswärter vielleicht?« Sie bemühte sich, ruhig zu bleiben. »Ein Häftling, der entlassen wurde, oder ein Familienmitglied. Oder …«
»Glauben Sie mir, Fiona, wir decken alle Möglichkeiten ab. Agent Mantz und ich haben Perry verhört. Er behauptet, nichts von diesen Morden zu wissen.«
»Er lügt.«
»Ja, aber wir konnten es ihm bisher nicht nachweisen. Noch nicht. Wir haben mehrmals seine Zelle durchsuchen lassen, seine gesamte Korrespondenz wird analysiert. Wir haben Gefängnisangestellte und Häftlinge, mit denen er zu tun hat, befragt. Wir beobachten seine Schwester und sind dabei, jeden ausfindig zu machen, mit dem er seit seiner Einlieferung Kontakt hatte.«
»Das ist ein langer Zeitraum.« Sie legte das Plätzchen weg. Sie würde es jetzt sowieso nicht herunterbekommen. »Glauben Sie, er führt Regie oder hat zumindest den Funken gezündet? «
»Bis jetzt haben wir keinen Beweis …«
»Ich frage nicht nach Beweisen.« Ihre Stimme klang scharf. »Ich frage Sie nach Ihrer Meinung.«
»Wenn er nicht Regie führen würde, wäre er außer sich vor Wut. Natürlich könnte er sich kontrollieren, aber ich habe ihn schon wütend
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