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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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immer noch der Alte. Ein guter Mensch, Isana. Du kannst wirklich stolz auf ihn sein.«
    Isana verspürte plötzlich große Dankbarkeit gegenüber Amara.
Obwohl die beiden Frauen nie zuvor so miteinander geredet oder über ihre Gefühle gesprochen hatten, spürte Isana die Aufrichtigkeit, die hinter den Worten und dem Lächeln Amaras lag. Kursorin oder nicht, Isana wusste, was Amara ihr hatte geben wollen: ein ehrliches Lob und Trost. »Danke, Gräfin.«
    Amara neigte den Kopf, eine Geste, durch die sich Isana in dem Respekt bestätigt fühlte, den sie bei der jüngeren Frau spürte. »Bernard?«, sagte Amara. »Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich mich kurz mit der Wehrhöferin unterhalte?«
    »Nicht im Mindesten«, erwiderte Bernard freundlich.
    Isana unterdrückte ein Lachen.
    Amara wartete, zog eine Augenbraue hoch und fügte hinzu: »Unter vier Augen?«
    Bernard blinzelte und erhob sich sofort. »Oh, ja. Sicherlich, gewiss.« Misstrauisch wanderte sein Blick zwischen den beiden hin und her. »Hm. Ich bin in der Scheune. Wir sollten in einer Stunde aufbrechen. Ich werde mich vergewissern, dass Frederic - Verzeihung, Ritter Frederic - nicht vergisst, was ihm aufgetragen wurde.«
    »Danke«, meinte Isana.
    Bernard zwinkerte ihr zu, drückte Amaras Hand und ging hinaus.
    Amara schloss die Tür und legte die Finger darauf. Für einen Moment schloss sie die Augen, und dann spürte Isana wieder diese eigenartige Beengtheit im Zimmer, gefolgt von einem kurzen Schmerz in den Ohren.
    »Entschuldige«, sagte Amara. »Aber ich muss sicherstellen, dass wir nicht belauscht werden.«
    Isana zog unwillkürlich die Augenbrauen hoch. »Erwartest du Spione in meinem Haus?«
    »Nein, nein, Wehrhöferin. Doch was ich dir zu sagen habe, ist sehr persönlich.«
    Isana legte den Kopf leicht zur Seite. »Das musst du mir erklären.«
    Amara nickte. Die Schatten unter ihren Augen waren tiefer als
je zuvor. Isana runzelte die Stirn und betrachtete die jüngere Frau. Amara hatte die Akademie selbst erst vor einigen Jahren abgeschlossen, obwohl Isana sicher war, die schwierigsten Lektionen hatte die Kursorin im Leben gelernt. Sie war schneller gealtert, als es eine Frau sollte, und Isana verspürte plötzlich ein gewisses Mitleid für sie. Bei all den turbulenten Ereignissen vergaß sie manchmal einfach, wie jung die Gräfin war.
    »Wehrhöferin«, sagte Amara. »Ich weiß nicht recht, wie ich die Frage formulieren soll.« Sie zögerte.
    »Nur heraus damit«, ermutigte Isana sie.
    Amara verschränkte die Arme und blickte nicht auf. »Was für ein Unrecht habe ich dir angetan, Isana?«
    Ein Gefühl von Schmerz und Verzweiflung wallte von dem Mädchen herüber und umschloss Isana wie eine Wolke glühender Funken. Sie wandte sich ab und ging zur anderen Seite des Raumes. Es brauchte all ihre Kraft, um ihre Miene zu beherrschen und ruhig zu bleiben. »Was meinst du damit?«
    Amara zuckte mit den Schultern, und zu all den anderen Gefühlen der jungen Frau gesellte sich nun eine gewisse Verlegenheit. »Ich meine, du kannst mich nicht leiden. Gewiss hast du mich nie schlecht behandelt oder etwas Unrechtes gesagt. Aber ich weiß, dass ich in deinem Haus nicht willkommen bin.«
    Isana holte tief Luft. »Ich weiß nicht, worauf du hinauswillst, Amara. Natürlich bist du hier willkommen.«
    Amara schüttelte den Kopf. »Danke, dass du wenigstens versuchst, mich zu überzeugen. Aber es ist doch so: Im Laufe der vergangenen zwei Jahre war ich mehrmals hier, und du hast mir nicht einmal den Rücken zugewandt. Doch du hast dich auch nie an den gleichen Tisch mit mir gesetzt oder mit mir gegessen - stattdessen bedienst du lieber die anderen. Du siehst mir nie in die Augen, wenn du mit mir sprichst. Und bis heute warst du noch nie allein mit mir in einem Raum.«
    Isana spürte, wie sich ihre Stirn in Falten legte, während sie der jungen Frau zuhörte. Sie setzte zu einer Antwort an, schwieg
dann aber. Hatte die Kursorin vielleicht Recht? Sie ging ihre Erinnerungen der letzten zwei Jahre durch. »Bei den Elementaren.« Sie seufzte. »Habe ich mich wirklich so benommen?«
    Amara nickte. »Ich dachte … ich dachte, ich hätte etwas falsch gemacht. Und hoffte, nach einiger Zeit würde es wieder gut werden. Ist es aber nicht.«
    Isana schenkte ihr ein flüchtiges Lächeln. »Zwei Jahre sind keine lange Zeit, um Wunden zu heilen. Das kann länger dauern. Ein ganzes Leben.«
    »Ich wollte dich nie verletzen, Isana. Bitte, glaub mir. Bernard hält so große

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