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Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Titel: Im Schatten des Klosters - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Der Kahlgeschorene lachte. Barbara verzog die Lippen, musste das Lächeln jedoch eher unterdrücken als erzwingen.
    Der Kahlgeschorene trat einen Schritt nach hinten. Jede seiner Bewegungen wirkte, als pflüge ein Schlachtross durch die Menge. Auf einmal hatte Barbara jede Menge Platz. Sie sah sich nach dem Kerl mit der Lederhaube um (am Ende war ihr aufgegangen, was er anzubieten hatte, und dabei war es ihr kalt den Rücken heruntergelaufen), doch die Menge hatte den Mann bereits verschluckt. Ein Arm wie ein Baumstamm deutete auf den plötzlich freien Zugang zum Dom.
    »Nach Euch, werte Dame.«
    Sie zögerte. Mit einem Mal war ihr der Blick in die fröhlichen, arglosen blauen Augen des Mannes zu viel. Was weißt du schon, dachte sie. Dann nickte sie, zog das Tuch enger um ihre Schultern und schritt an ihm vorbei, ohne sich noch einmal umzusehen.
    Sie erblickte Bruder Antonius sofort, nachdem ihre Augen sich an die Düsternis im Dom gewöhnt hatten. Inmitten des Trubels um den Reliquienschrein der Heiligen Drei Könige stand er still da, eine hünenhafte Figur in einer dunklen Kutte, die das Licht der Kerzen und Tranfunzeln aufsaugte und ihn noch schwärzer erscheinen ließ. Die Kapuze des Skapuliers war über seinen Kopf gezogen. Er hatte sich seitlich vom Schrein postiert, wandte ihr den Rücken zu und tat so, als würde er beten. Barbara spürte, wie sie vor Angst und Wut zu zittern begann. Ihre Zähne schlugen aufeinander, bis sie ihren Körper wieder unter Kontrolle hatte.
    Sie sah sich um. Wo waren die beiden Leibwächter des Ungeheuers? Niemand drückte sich in seiner Nähe herum, der nicht Mantel und Stab eines Pilgers trug oder hinreichend harmlos aussah … tatsächlich schienen die Menschen einen Bogen um ihn zu machen und ihm auszuweichen. Auf der anderen Seite des Schreins fiel ihr eine Menschenansammlung auf. Die Leute traten mit fuchtelnden Armen auf der Stelle und unterhielten sich zischend – offenbar kein freundliches Gespräch. In der Mitte des Gedränges stand ein frech grinsender kleiner Kerl, der wie ein Muselmane aussah, wahrscheinlich aber keiner war, denn es hieß, dass Muselmanen augenblicklich von einem Blitzschlag niedergestreckt würden, wenn sie eine christliche Kirche betraten. Barbara wandte sich von der Szene ab; auch Bruder Antonius schien ihr keine Bedeutung beizumessen, wenngleich schwer zu sagen war, wohin im Innern der Kapuze seine Augen blickten. Barbara erinnerte sich an die untere Hälfte eines Gesichts … ein wuchtiges Kinn mit einer Kerbe darin, schmale Lippen, ein Mund, den man schön hätte nennen können, wäre er nicht vor Verachtung und Hohn verzerrt gewesen. Als sie erneut schauderte, atmete sie tief ein und packte das Heft des Messers fester, was ihr für kurze Zeit so etwas wie Beruhigung verschaffte.
    Ihn arglos zu nennen, hätte die Sache wohl nicht getroffen, aber sicherlich war er ahnungslos, dass Barbara ihm so nahe und in seinem Rücken war. Sie schluckte, als sie merkte, dass ihr vor Anspannung der Speichel im Mund zusammenlief … und schluckte nochmals, als ihr dabei bewusst wurde, dass ihr Hals trocken wie ein altes Tuch war. Die Bewegungen der Menschen, die den Schrein aufsuchten, schob sie weiter nach vorn. Sie machte sich frei, um an den Rand der Menge zu gelangen. Bruder Antonius stand immer noch bewegungslos. Sie starrte ihn an, wie die Schlange im Gras den Frosch anstarrt. Ihr war, als könne sie nur ihn wahrnehmen, und als wäre alles um Bruder Antonius herum unscharf, verschwommen, farblos. Sie sah die groben Härchen um den Saum der Kapuze herum im Gegenlicht der Kerzen auf dem Schrein zittern mit jedem Atemzug, den das Ungeheuer tat; sie sah die leisen Bewegungen der Schultern, die sich hoben und senkten. Zwei, drei Schritte trennten sie noch von seinem Rücken. Sie hörte ein zitterndes Brausen: das Klopfen ihres Herzen in ihren Ohren. Der Schnitt in ihrem Finger brannte von der Kraft, mit der sie den Griff des Messers festhielt, und vom Schweiß, der in dicken Tropfen auf jeder Stelle ihrer Haut ausgebrochen war.
    Der Goldüberzug des Schreins schimmerte im Licht der kleinen Flämmchen, als wäre er doppelt so groß. Die Pilger sammelten Staub von seinen Flanken in kleine Kästchen und kippten das Öl aus den Lichtern in kleine Flakons, die von Händlern in der Nähe des Eingangsportals zu einem Preis verkauft wurden, der einem die Schamesröte ins Gesicht trieb. Was mochten sich die drei weisen Männer denken, deren Gebeine in dem Schrein

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