Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Titel: Im Schatten des Klosters - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
Vom Netzwerk:
auch hier einzuhalten und der Rinaldo aus seinem unruhigen Schlummer geweckt hatte. Das Loch in seinem Herzen … vero, da war ein Loch, und gerissen worden war es von dem Gedanken, dass die Kameradschaft, die ihn so warm aufgenommen hatte, mit dem Erfolg ihrer Mission enden würde … und dass er sich noch einen Plan zurechtlegen musste, wie er Bruder Ulrico, den großherzigsten Menschen, der ihm je begegnet war, um weitere zehn Pfennige betrügen konnte.
    Das Dilemma bestand immer noch, als sie gemeinsam an einem der Tische in der Schänke saßen, Haferbrei aßen, den der Wirt ihnen seit gestern Morgen ohne jede Aufforderung vorsetzte, und Jörg Ulrico damit aufzog, dass er so tat, als würde er Wein in seine Schüssel gießen oder ihm einen Bissen von dem kalten Fleisch aufzunötigen versuchte, während Ulrico ihm eine für seine Verhältnisse erstaunlich drastische Schilderung jenes Höllenkreises entgegenhielt, der den Völlern und Prassern vorbehalten war.
    »Unser Denker und Planer ist heute so still«, sagte Jörg.
    Rinaldo fühlte Ulricos wohlwollende Musterung. Er hob den Blick nicht aus der Schüssel. »Das liegt daran, dass ich gerade denke und plane«, versetzte er.
    »Bereits zu einem Ergebnis gelangt?«
    »Si«, sagte Rinaldo. Er atmete tief ein. Irgendwann musste er Ulrico damit konfrontieren. »Certamente. Ich … die Plan tritt nun in eine neue Phase ein, und dazu brauche ich … möchte ich …«
    »Wenn du so stotterst, kann es nur was Unanständiges sein.« Jörg grinste. »Willst du uns anpumpen, damit du dir ein paar schlechte Weiber kaufen kannst?«
    Rinaldo fühlte, wie ihm das Blut in die Wangen schoss. Er schnappte nach Luft.
    »Hör auf, Jörg«, sagte Ulrich. »Du siehst doch, dass er sich gerade überlegt, wie er uns alle noch schneller aus diesem Sündenpfuhl herausbringen kann.«
    Uns alle? Was sollte das heißen? War mit uns gemeint, einschließlich … Rinaldo? Natürlich war es das; Ulrico trug sein Herz auf der Zunge, doch Rinaldo wagte zu bezweifeln, dass der Mönch auch nur den Hauch einer Idee hatte, was danach aus ihrer Gemeinschaft werden sollte. Wollte er Jörg und ihn überreden, ins Kloster einzutreten? Lächerlich. Doch eine andere Möglichkeit, ihre kleine Gemeinschaft fortzusetzen, gab es nicht. Die Brüder würden keinen Sänger engagieren, und abgesehen davon vertrug die Laute keine kirchlichen Gesänge … und sie würden auch keinen Ritter aushalten, der zu ihrem Schutz Patrouillen um die Klostermauern ritt. Dennoch, dass Ulrico so unbedarft uns alle gesagt hatte, versetzte Rinaldo einen Stich. Die klugen Argumente, mit denen er die Rede hatte einleiten wollen, die die zehn Pfennig aus Ulricos Börse hätte locken sollen, hörten sich auf einmal plump und aufgesetzt an. Rinaldo sah vorsichtig auf stellte fest, dass sowohl Jörg als auch Ulrich ihn erwartungsvoll ansahen.
    »Ich muss noch mal zu die Dom«, hörte Rinaldo sich sagen. »Ich lasse verbreiten, dass wir die Schädel nicht mehr brauchen, weil wir sie bereits erstanden haben.«
    »Was soll das denn für einen Sinn haben?«
    Rinaldo hob den Kopf, ein breites Grinsen auf dem Gesicht.
    »Was wird die Kerl, die die Schädel gestohlen hat, dann wohl denken?«, fragte er.
    »Verdammt, ich bin zu spät gekommen«, brummte Jörg.
    »Certamente no! Er wird denken: Merda, sie haben die falsche Schädel gekauft!«
    »Na und?«
    »Und er wird nicht länger warten und taktieren, um den Preis in die Höhe zu treiben«, rief Ulrich, dem ein Licht aufgegangen zu sein schien. Jörg riss Mund und Augen auf und stieß hervor: »Er wird die Beine in die Hand nehmen und schnellstens hier aufkreuzen, um sicherzustellen, dass er sein Exemplar noch loswird!«
    »Rinaldo, ich glaube, manchmal spricht der Heilige Geist aus dir«, sagte Ulrich.
    »Ah, bah«, wehrte Rinaldo ab und bemühte sich nach Kräften, bescheiden zu tun. »Lag doch nahe.« Er schob die Schüssel mit dem Haferbrei von sich und stand auf. »Dann werde ich mal losgehen. Äh … Bruder Ulrico, es kann sein, dass ich noch ein paar Leute …«
    »Ich gehe mit dir«, sagte Ulrich und stand so entschlossen auf, dass sein Bauch den Tisch verschob. Rinaldo starrte ihn überrascht an. »Jörg bleibt hier und passt auf die Verrückten auf, die heute noch vorsprechen werden.«
    Jörg nickte knapp und spähte in Ulrichs Schüssel, ob dieser einen nennenswerten Rest seines Morgenmahls übrig gelassen hatte. Rinaldos Gedanken rasten.
    »Bist du sicher, dass du mitkommen

Weitere Kostenlose Bücher