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Im Schatten des Kreml

Im Schatten des Kreml

Titel: Im Schatten des Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
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Vadim’s Café betrete und einen Schwall kalte Luft mit hineinbringe. Kleine Gruppen von Gästen sitzen im vorderen Bereich, ein paar von ihnen an einem langen Tisch in der Mitte des Raumes, aber Matthews sitzt weiter hinten, mit Blick auf die Tür. Er tut so, als würde er sich freuen, mich zu sehen. Als ich auf ihn zukomme, lächelt er mich an und erhebt sich zu seiner vollen Größe von athletischen zwei Metern. Genau wie damals in Washington hat er eine angespannte Körperhaltung, als rechne er jeden Augenblick mit Gefahr. Er trägt einen maßgeschneiderten schwarzen Anzug ohne Krawatte über einem offenen weißen Hemd. Sein Lächeln entblößt große, weiße Zähne in einem kantigen Unterkiefer, was ihm etwas Pferdehaftes verleiht.
    Das Lächeln verschwindet, als ich näher komme.
    »Was zum Teufel ist mit deinem Gesicht passiert?«, fragt er auf Englisch.
    »Der Grill in meiner Datscha hat verrücktgespielt. Was kann ich für dich tun, Matthews?«
    »Deine Gesichtsfarbe hat aber nichts mit dem Tumult am AMERCO-Gebäude zu tun, nehme ich an?«
    Der amerikanische Geheimdienst hat dazugelernt in den Jahren seit 9/11. Trotzdem überrascht es mich, dass sie mich bereits mit der Explosion in Verbindung gebracht haben. Vielleicht hat er nur geraten. Ich ziehe einen Stuhl zurück, und wir setzen uns beide gleichzeitig an den zerkratzten Holztisch, auf dem zwei Papiersets, weiße Servietten und nicht zusammenpassende Messer und Gabeln liegen. Matthews hat sein Gedeck zur Seite geschoben und eine Schüssel mit gefüllten Oliven herangezogen.
    »Eins muss man sagen«, erklärt er und lässt eine Olive im Mund verschwinden. »Ihr fackelt nicht lange rum. Die ganze Abteilung hat davon geredet. Die Delta-Typen sind richtig neidisch. Die würden auch gern mal einfach so irgendwo reinmarschieren und die Bösen abknallen. Seit Haditha müssen wir erst ein Militärgericht benachrichtigen, bevor wir zurückschießen dürfen, wenn jemand seine Kalaschnikov auf uns abfeuert. Wer entscheidet das eigentlich – Putin?«
    Der Laden ist laut, und die anderen Gäste sind weit genug entfernt, sodass ich nicht glaube, dass uns jemand hören kann, selbst wenn er Englisch versteht. Trotzdem gefällt mir das Thema nicht.
    »Diese Dinge entziehen sich meiner Kenntnis, Matthews.«
    »Putin«, wiederholt er nachdenklich, als hätte er mich nicht gehört. »Er geht über Leichen für sein Öl. Das ist offenbar alles, was ihn interessiert, seit er bei Transneft einen Tag lang die Pipelines lahmgelegt und damit Europa in die Knie gezwungen hat. Über kurze Zeit mag das funktionieren, aber wann seht ihr endlich ein, dass ihr pleitegeht, wenn ihr eure nationalen Ressourcen verstaatlicht?«
    »Weißt du eine bessere Methode?«
    »Sicher. Die Antwort liegt direkt vor dir. Amerika, Großbritannien, Japan, jetzt sogar Indien – die Liste ist endlos. Verdammt noch mal, die Chinesen kommen euch zuvor, wenn ihr den Arsch nicht hochkriegt.«
    »Tut mir leid, dass ich gefragt habe.«
    »Weißt du, wie wir euer Land nennen? Putin AG. Kapitalismus, gefiltert durch den Apparat eines Polizeistaats. Ihr dürft euch mit beidem rumschlagen.«
    »Du bist neidisch, wenn wir die Bösen abknallen, ohne nervige Fragen beantworten zu müssen, und regst dich auf, dass wir keine Pressefreiheit haben?«
    Er hält die Hand hoch und lacht kurz, als würden wir im Grunde nichts Wichtiges besprechen. »Wenigstens sind wir beide nicht so schlimm wie der rechte Flügel des Islam. Wenn man denen erzählt, sie seien nicht friedliebend, bringen sie einen um. Was bitte ist das für eine Heuchelei?«
    »Du sagtest, du hättest etwas Wichtiges mit mir zu besprechen.«
    »Ach ja, Putin. Arbeitest du mit ihm zusammen? Du solltest dir nämlich mal unsere Akte über diesen Scheißkerl ansehen.«
    Ich verstehe nicht, warum er die ganze Zeit über Putin reden will. Die Mittagszeit geht zu Ende, aber im Restaurant ist es immer noch laut. Geschirrgeklapper, laute Stimmen, klirrendes Besteck.
    Matthews beugt sich über den Tisch und wird plötzlich ernst. »Ich weiß, dass du mir nicht gern erzählst, was genau du tust, aber beantworte mir nur diese eine Frage.«
    »Ich arbeite nicht für Putin.«
    Er nickt kurz und wirft sich noch eine Olive in den Mund.
    »General Nemstow und Putin«, fährt er kauend fort. »Was läuft zwischen den beiden?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Es heißt, Putin habe es auf den General abgesehen, weil er Schwarzmarktwaffen an den Iran und vielleicht noch andere

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