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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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ein dunkler Schmutzstreifen.
    »Nein!«, schrie Jonan, als er erkannte, was Alexandre vorhatte. Der Prinz musste völlig den Verstand verloren haben. Was wollte er erreichen? Dass er von einem ängstlichen, wütenden Jugendlichen erschossen wurde?
    So schnell, dass niemand reagieren konnte, hatte er dem Gardisten Renier das Gewehr entrissen, es angelegt und zielte nun auf den Prinzen, dann auf Kylian und wieder auf den Prinzen. »Jetzt reicht es endgültig. Ihr seid doch alle nicht mehr ganz richtig im Kopf. Ich schwöre es euch, dem Nächsten, der schießt, verpasse ich eine Kugel. Und ich wette, sowohl Bonasse als auch seine Majestät würden es verstehen.«
    Überrascht hielt Alexandre inne. »Das wagt Ihr nicht.«
    »O doch, das wage ich. Und im Gegensatz zu dem Jungen bin ich ein Soldat des Templerordens. Ich treffe Euch also garantiert, Hoheit.« Er richtete das Wort erneut an Kylian. »Und du steckst jetzt endlich den verdammten Revolver ein, und dann nimmst du die Kleine und bringst sie nach Hause, damit eure Wunden versorgt werden. Bonasse hat nicht jahrelang darum gekämpft, euch ein halbwegs ordentliches Leben zu ermöglichen, nur damit ihr es für einen absurden Rachefeldzug wegwerft. Also los.« Er machte eine auffordernde Bewegung mit dem Gewehr.
    »Ich kann nicht mehr zu Bonasse zurück«, sagte Kylian mit einer Schicksalsergebenheit, die Jonan einen Schauer über den Rücken jagte. »Ich habe zu viel Mist gebaut.« Er spannte den Hahn des Revolvers.
    Alexandre zog den Gewehrlauf zurück auf den Jungen.
    »Kylian!«, kreischte das Mädchen.
    »Tut es nicht«, brüllte Jonan.
    In diesem Augenblick schlug der Blitz in den Turm ein.

Kapitel 39
    V erwirrt und nachdenklich verließ Carya Cartagenas Gemächer. Mit seinem Tod war das Kapitel ihrer Selbstfindung eigentlich abgeschlossen. Sie hatte alles erfahren, was sie wissen wollte. Sie kannte nun das Geheimnis ihrer Herkunft, die Art und den Grund ihrer unheimlichen Fähigkeiten. Und trotzdem verspürte sie kein Gefühl von Befriedigung. Etwas fehlte noch. Die Erdenwacht , ging es ihr durch den Kopf. Diese rätselhafte Gruppierung, zu der sowohl Magister Milan als auch Cartagena gehört hatten. Sie wollte wissen, was es damit auf sich hatte.
    Leider waren alle, die ihr mehr darüber hätten verraten können, ums Leben gekommen. Sie besaß keinerlei Anhaltspunkte, außer dem Symbol eines stilisierten Globus und der Tatsache, dass die Erdenwacht über ein Raketenflugzeug verfügte, dessen Pilot womöglich irgendwo in einem Versteck darauf wartete, Cartagena wieder abzuholen, sobald dieser sich bei ihm meldete. Allerdings wusste Carya nicht, wie sie mit diesem Mann Kontakt aufnehmen konnte. Oder mit der Erdenwacht generell.
    Auf einmal kam ihr ein Gedanke. »Der schwarze Apparat …«, murmelte sie. »In der Weltkugel von Magister Milan.« Carya verfiel in Laufschritt. Obwohl sie keine Ahnung hatte, wie man den eigentümlichen Kasten bediente und ob er wirklich dazu gedacht war, mit den Hintermännern von Milan und Cartagena in Verbindung zu treten, versetzte es sie in Aufregung, zu wissen, dass sie wenigstens noch eine Spur hatte.
    Sie eilte zu Milans Zimmer, vor dem sich um diese Uhrzeit niemand aufhielt. Der Magister befand sich aufgebahrt in einem Kellerraum des Schlosses und sollte morgen oder übermorgen beerdigt werden. Und bevor seine Gemächer nicht ausgeräumt waren und sein Erbe verteilt war, wurden sie auch von niemandem beansprucht.
    Umso überraschter war sie, dass sie, als sie prüfend die Klinke hinunterdrückte, die Tür nicht verschlossen vorfand. Sie hatte bereits damit gerechnet, das Schloss knacken zu müssen. Ihr Gefahrensinn schlug an und veranlasste Carya, erneut die Pistole zu ziehen. Vorsichtig trat sie in das Zimmer. Auch hier war jemand eingedrungen. Sie sah es sofort. Der Globus war geöffnet – und der schwarze Apparat fehlte!
    »Keine falsche Bewegung«, raunte ihr eine Männerstimme ins Ohr, und die kalte Mündung einer Waffe legte sich an ihre Schläfe.
    Carya erstarrte, doch dann riskierte sie es, in Zeitlupe den Kopf zu drehen. »Paladin Alecander?«, hauchte sie, als sie den hünenhaften Mann erkannte, der nun auf ihre Stirn zielte. Seine Waffe war von genau der gleichen Bauart wie die, die Cartagena ihr gegeben hatte: zielsicher, tödlich und vor allem so gut wie lautlos. Als sie Alecander musterte, fiel ihr der Seesack auf, den er auf dem Rücken trug. Er beulte sich auffällig, als befände sich ein eckiger Gegenstand

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