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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Ihr Fuß knickte um. Ein stechender Schmerz fuhr durch die Seite ihres Unterschenkels bis hinauf zu ihrem Knie. Sie schrie auf und fiel zu Boden.
    Erschrocken wirbelte Pitlit herum. »Carya!«
    Sie versuchte sich aufzurappeln, aber der Schmerz im Gelenk machte es unmöglich. »Lauf weiter«, rief sie Pitlit zu.
    »Nein!«
    »Doch. Ich kann nicht mehr. Mein Fuß.« Ihr Blick huschte zu dem näher kommenden Fahrzeug und dem Fluggerät. Ihnen lief die Zeit davon. Sie zog den Bogen von der Schulter. »Nun los, Pitlit. Verschwinde endlich. Triff Jonan. Du musst ihm sagen, was passiert ist.«
    Der Straßenjunge zögerte eine Sekunde, doch dann gehorchte er und floh.
    Der Pilot des Raketenflugzeugs ließ sein Gefährt hin und her gleiten, offenbar unschlüssig, ob er bei Carya bleiben oder dem Jungen folgen sollte. »Komm her«, fauchte Carya, während sie sich auf die Knie erhob. »Ich bin es, die du haben willst.« Sie zog einen Pfeil aus dem Köcher, legte ihn auf die Sehne und spannte den Bogen.
    Etwas in ihr übernahm. Etwas, das besser über Raketenflugzeuge Bescheid wusste als das Mädchen aus Arcadion. Mit einem gezielten Schuss ließ sie den Suchscheinwerfer zerplatzen. Mit einem Mal wurde es dunkel um sie, wenn auch nicht so dunkel, wie sie es gerne gehabt hätte, denn der Panzerwagen kam rasch näher.
    Sie holte einen weiteren Pfeil hervor und schoss erneut. Und ein drittes Mal. Mit dumpfem Knallen schlugen die Pfeile in dem allem Anschein nach nur aus dünnem Metall bestehenden Rumpf ein und überzeugten den Piloten, dass es sinnvoll wäre, etwas Abstand zwischen sich und diese Verrückte am Boden zu bringen. Er ließ den Antrieb aufheulen und stieg höher in den Nachthimmel hinauf.
    Carya richtete ihre Aufmerksamkeit auf das gepanzerte Fahrzeug. Dröhnend kam der Wagen des beleibten Francianers auf sie zugeschossen. Einen Augenblick lang fürchtete sie, man würde sie einfach über den Haufen fahren. Sie hob den Bogen und zielte, auch wenn es eine Verzweiflungstat war, denn die fünf Pfeile, die noch in ihrem Köcher steckten, würden das Fahrzeug niemals stoppen – mal ganz abgesehen davon, dass sie bestenfalls einen oder zwei würde abschießen können, bevor es heran war.
    Im nächsten Moment allerdings bremste der Wagen ab und kam mit quietschenden Reifen zum Stehen. Der Fahrer blendete die Scheinwerfer auf, und blinzelnd musste Carya den Blick abwenden. Türen wurden geöffnet, und Männer sprangen heraus. Sie ließ Pfeil und Bogen fallen und hob die Hände. Was blieb ihr auch anderes übrig? Wenn sie kämpfte, würde sie auf jeden Fall sterben.
    Die schattenhaften Gestalten der Gardisten eilten auf sie zu und umringten sie, die Waffen im Anschlag. »Wir haben sie«, rief einer auf Francianisch. »Sollen wir sie erschießen?«
    »Ist ja eine Schande«, drang die Stimme des Beleibten aus dem Fond des Wagens. »So ein hübsches, junges Ding. Aber was soll man machen? Tut es! Und dann suchen wir ihre Freunde.«

Kapitel 16
    H alt!«, erschallte eine zweite Stimme. Gehörte sie dem Mann in Rot-Weiß? »Befehl aufgehoben. Nicht schießen.« Er stieg aus dem Wagen.
    »Ich verstehe nicht, Botschafter Cartagena«, sagte der Beleibte. »Was soll das? Sie hat uns gesehen. Wir können sie mit diesem Wissen nicht einfach laufen lassen.«
    »Dessen bin ich mir bewusst, Minister.« Cartagena trat langsam auf Carya zu. Er blieb vor ihr stehen und musterte sie. Seine Miene blieb dabei unbewegt. Sie verriet nicht, was er dachte.
    Ich könnte jetzt einfach meine Waffe greifen , dachte Carya. Pfeil und Bogen lagen günstig vor ihr. Und ihn erschießen. Oder zumindest mit dem Tod bedrohen.
    Würden die Gardisten rasch genug reagieren? Sie wusste es nicht. Wenn sie erst eine Geisel hatte, bestand vielleicht doch noch die Möglichkeit für sie, heil aus dieser Angelegenheit herauszukommen.
    Trotzdem unternahm sie keinen Versuch, sich zur Wehr zu setzen. Sie starrte in die durchdringend grünen Augen des Mannes, und auf einmal überkam sie ein ganz seltsames Gefühl. So als wären sie einander schon einmal begegnet – vor langer Zeit. Reglos wartete sie darauf, dass er sein Urteil über sie fällte.
    »Also, was habt Ihr vor?«, wollte auch der noch namenlose Minister wissen.
    »Wir nehmen sie mit«, entschied Cartagena. Er hob die linke Hand zum Mund und sprach leise und in einer fremden Sprache hinein. Er musste mit dem Piloten des Raketenflugzeugs Kontakt aufgenommen haben, denn im nächsten Moment stieg das Gefährt weiter

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