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Im Schatten des Mondlichts - das Erbe

Im Schatten des Mondlichts - das Erbe

Titel: Im Schatten des Mondlichts - das Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Bidell
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Darunter prangte das aufgeklebte Bild eines blonden Pin-up-Girls sowie ein Bild der Muttergottes, an dessen oberen Ende mit einer Reißzwecke ein Rosenkranz befestigt war. Naomi sah zu Leandra und machte sie mit einem Nicken auf die ausgefallene Cockpitdekoration aufmerksam. »Die Wege des Herrn sind unergründlich, oder so ähnlich.«
    Brenda lächelte. »Und hier mehr als woanders, soviel kann ich dir bestätigen.«
    Leandra lachte, während Romina zuerst einen Blick auf die Dekoration warf und anschließend in das Gelächter einstimmte. »Na, so was habe ich noch nie gesehen!«
    Der Taxifahrer lenkte seinen Wagen in wildem Zickzack durch die Straßen. Verkehrsregeln schien es in diesem Land nicht zu geben. Er presste sich in jede noch so kleine Lücke, um nur ein Stückchen weiter voranzukommen. Selbst vor einer roten Ampel machte er nicht halt. Er tastete sich in die Kreuzung vor, hupte und bretterte mit Vollgas darüber, bevor der Gegenverkehr ihm den Weg abschneiden konnte. Automatisch krallte sich Naomi an ihrem Sitz fest und beobachtete fasziniert ihre Umgebung. Die Straßen waren zugestopft, doch das schien den Fahrer nicht davon abzuhalten, sich zwischen den anderen Fahrzeugen hindurchzuschlängeln.
    Die Hochhäuser nahmen zu und bunte Reklametafeln erhellten die Nacht. Ragten die Wolkenkratzer eben noch hoch neben ihnen auf, veränderte sich das Straßenbild komplett, als der Fahrer rechts abbog und ein großer Platz vor ihnen lag. Er kurvte beinahe komplett um ihn herum, bis er den Wagen stoppte.
    Brenda reichte dem Taxifahrer einige Pesoscheine und machte Naomi ein Zeichen auszusteigen. Sie standen direkt vor einem Holiday Inn Hotel. Dieser Hauptplatz maß mehr als zehn Fußballfelder und wurde von alten spanischen Kolonialbauten eingesäumt. Etwas Mystisches ging von dieser kahlen Fläche aus, auch wenn Naomi nicht sagen konnte, aus welchem Grund. Die gepflegten Gebäude waren von gelben Strahlern beleuchtet und inmitten des Geländes prangte ein etwa fünfzig Meter hoher Mast, an dessen Ende die mexikanische Flagge im Wind flatterte. Sonst befand sich nichts auf dem zubetonierten Platz. Kein Baum, kein Strauch, nicht einmal Parkbänke säumten die am Rand entlangführenden Straßen. Trotzdem spürte sie eine Kraft, die von dieser Stelle ausging, als befände sie sich auf ihrer Lichtung im Wald.
    Sie trat einen Schritt zurück, um Leandra, Romina und Brenda aussteigen zu lassen. Zu ihrer Linken befand sich eine monumentale Kathedrale, die den nördlichen Abschluss des Platzes bildete. Auf der gesamten Ostseite lag lang gestreckt der Nationalpalast.
    »Beeindruckend, nicht?«, fragte Brenda. »Die Geschichte dazu wird euch interessieren.«
    »Seid ihr müde? Ich überhaupt nicht.« Naomi sah zu Brenda. »Lasst uns doch, sobald wir das Gepäck los sind, noch eine Runde drehen. Vielleicht gibt es hier auch noch ein geöffnetes Lokal, wo wir etwas trinken können.«
    Leandra nickte begeistert. »Für mich hört sich das nach einem guten Plan an. Brenda?«
    »Von mir aus gerne. Ich bin so lange nicht mehr hier gewesen. Erst jetzt merke ich, wie sehr mir dieses Land ans Herz gewachsen ist.« Brenda bedankte sich beim Taxifahrer, der kurz darauf wieder aufs Gaspedal drückte und in der Dunkelheit zwischen den anderen gelben und grünen VW-Käfern in der Menge untertauchte.
    Nach dem Hotel-Check-in stellten sie nur ihr Gepäck in den Zimmern ab und verließen es gleich danach wieder. Trotz der späten Stunde waren noch viele Menschen auf dem Zócalo, wie ihn Brenda nannte, unterwegs und sie erklärte, der Zócalo in Mexico City stelle den größten Hauptplatz des Landes dar.
    Brendas Augen leuchteten, als sie die Straße überquerte und vor der Kathedrale stehen blieb. »Nachdem ihr vermutlich nichts über die Geschichte der Azteken kennt und wir uns morgen auf die Suche nach Ichtaca, dem Häuptlingssohn, machen, versuche ich, euch deren Geschichte zu erzählen. Zumindest den Anfang.« Brenda sah von einer zur anderen. Ihr Blick blieb auf Naomi heften. »Wie mir Leandra erzählt hat, hast du nicht viel über Martín Cortés herausgefunden. Ich denke, es wird dich interessieren zu erfahren, dass wir in diesem Moment auf dem von Cortés vernichteten Aztekenreich Tenochtitlán stehen. Diese Kathedrale hier ...« Brenda drehte sich zum Hauptportal der Kathedrale. »... wurde auf den Trümmern des wichtigsten Tempels der Azteken erbaut. Dort drüben ...« Sie zeigte nach Osten. »... baute Cortés auf den Trümmern

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