Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Bidell
Vom Netzwerk:
auf die Briefe gerichtet war.
    »Oh, du hast Post bekommen. Von Karsten?«, fragte Leandra in einem Ton, der Naomi warnte, jetzt nicht die Nerven zu verlieren. »Aber lass uns erst essen. Er hat mit Sicherheit einen halben Roman geschrieben und darüber würde nur die Pizza kalt werden.«
    Naomi nickte. Die Pizza war das Letzte, was sie im Moment interessierte. Trotzdem riss sie sich zusammen, setzte ein Lächeln auf und servierte Luna und Leandra je ein Stück. Ihre Hände zitterten. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Karsten schrieb keine Briefe. Höchstens ab und zu eine E-Mail.
    Der Brief aus Barcelona konnte nur von Romina sein. Nur, von wem stammte der Brief aus Stillwater? Die University of Maine würde ihr eigenes Briefpapier benutzen und nichts in einem neutralen Umschlag schicken. Nachdenklich biss sie in ihr Pizzastück, während ihre Mutter von dem Film erzählte, den sie am Vortag mit ihrer Freundin im Kino angesehen hatte.
    Naomi nickte abwesend, bis ihr Leandra einen Tritt unter dem Tisch verpasste und sie warnend anblickte. Es kostete Naomi große Mühe, ihrer Mutter die notwendige Aufmerksamkeit zu schenken. Das Essen zog sich fürchterlich lange hin, bis Luna endlich aufstand, um den Tisch abzuräumen.
    Sofort sprang Naomi auf, stellte ihren Teller in die Spülmaschine und drückte ihrer Mutter ein Küsschen auf die Wange. »Die Pizza war lecker.«
    »Du hast doch kaum was gegessen«, murrte ihre Mutter, während sie den Tisch abwischte.
    »Das heißt aber nicht, dass sie nicht gut war.« Naomi griff nach den Briefen. »Ich hol mir später einen Nachschlag.« Polternd rannte sie die Stufen zu ihrem Zimmer hoch und riss zuerst den Brief aus Stillwater auf.
     
    *
     
    Roman nahm sich zusammen, um Pilar nicht vor den Kopf zu stoßen. Sie plapperte ohne Unterlass. Als im Flugzeug endlich das Hauptlicht ausging, schloss er die Augen und hoffte, Pilar würde ebenfalls versuchen zu schlafen, wenn er nicht mehr auf ihren Wortschwall reagierte. Nach wenigen Minuten schwieg sie tatsächlich.
    Mit geschlossenen Augen ließ er sich die letzten beiden Tage durch den Kopf gehen. Wie im Zeitraffer waren sie an ihm vorbeigezogen. Irgendwie kam ihm immer noch alles unwirklich vor. Ein kurzer Abschiedsbesuch bei Bertram, das Telefonat mit seinen Eltern, die er vor vollendete Tatsachen gestellt hatte, und das Treffen mit Robert, den er auf ein Bier eingeladen hatte. Worüber er mit Robert gesprochen hatte, konnte er sich kaum noch erinnern. Seine Gedanken waren um Naomi gekreist, als Robert ihm den Zettel mit ihrer Adresse in Deutschland in die Hand gedrückt hatte.
    Naomi. Wie sollte er Pilar erklären, dass er gleich nach ihrer Ankunft in Barcelona alleine durch Europa reisen wollte? Unmöglich ihr zu sagen, warum er diese Reise unternehmen musste.
    Seufzend drehte er sich zum Fenster, weg von Pilar, die den Gangplatz vorgezogen hatte, und zog die Decke enger um sich. In den kommenden Stunden konnte er sich etwas überlegen.
     
    Die Maschine landete in den frühen Morgenstunden. Spätestens in der gemeinsamen Wohnung musste er mit Pilar sprechen. Weil ihm nichts Vernünftiges eingefallen war, wollte er einen ehemaligen Kollegen vorschieben, der nach Holland gezogen war und den er vor Antritt seiner Stelle noch kurz besuchen wollte. Irgendwie widerstrebte es ihm, Deutschland zu erwähnen. Das sollte sein Geheimnis bleiben.
    Er zog Pilars letzten Koffer vom Transportband. »Damit hätten wir alle.«
    »Na, dann los!« Pilar wirkte ausgeschlafen und aufgedreht. »Mein Vater wird schon auf uns warten.«
    Roman wäre es lieber gewesen, wenn er Pilars Vater erst an der Uni getroffen hätte. Da er ihnen aber die Wohnungsschlüssel übergeben wollte, war ein Aufschub unmöglich. Pilar sah sich suchend um, kaum dass sich die automatischen Türen geöffnet hatten. Ihr Lächeln erstarb.
    »Er ist mal wieder nicht gekommen ...« Mit enttäuschtem Gesicht schlurfte sie auf eine kräftig gebaute Frau zu. »Hola, Carla.«
    Die Frau schlang die Arme um Pilar, drückte sie an ihre ausladende Brust und küsste sie rechts und links auf die Wange, bevor sie sich an Roman wandte, um ihn ebenfalls zur Begrüßung zu küssen.
    Pilar kaute auf ihrer Unterlippe. Die Enttäuschung darüber, dass ihr Vater Carla zum Flughafen geschickt hatte, konnte Roman deutlich an ihrem Gesichtsausdruck erkennen.
    Roman drückte ihr aufmunternd die Hand und schämte sich, weil er erleichtert war, nicht jetzt schon Pilars Vater kennenlernen zu

Weitere Kostenlose Bücher