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Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Bidell
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bist unterlegen, dann wirf dich auf die Seite, so wie du es gemacht hast. Die Krallen musst du allerdings ausfahren, um dich wehren und deinen Bauch schützen zu können. Dein Gegner wird versuchen, dich zu beißen. Bauch, Nacken und Gesicht sind deine empfindlichsten Stellen. Wenn du einen Treffer landen kannst, dann zieh deine Krallen quer über das Gesicht, noch besser über den Hals. Dadurch gewinnst du Zeit, um zu fliehen.«
    Naomi rappelte sich auf. Sie versuchte aus dem Stand hochzuspringen und legte nur wenige Zentimeter zwischen sich und den Boden. »Wie hast du das gemacht?« Naomi sprang erneut hoch; das Ergebnis war dasselbe.
    »Zuerst musst du die Knie und Fußgelenke eng zusammenziehen. Es ist dieselbe Bewegung, wie wenn du dich kleinmachen möchtest. Anschließend musst du deine Beine blitzschnell strecken. Durch den Schub kannst du drei bis vier Meter hoch oder auch zur Seite springen. Das funktioniert nicht nur im Stand, sondern auch aus Sitzposition.« Kai zog sich etwas zusammen und schnellte nach hinten. Kaum stand er wieder, setzte er sich hin, um es Naomi aus dem Sitzen vorzumachen. Er kauerte ein wenig zusammen und schnellte wie ein Tennisball hoch; sprang mal zur Seite, mal nach vorn, oder einfach nur nach oben. Naomi sah ihm fasziniert zu. Sie kannte das von den Katzen zu Hause. Sie erinnerte sich, wie sie leise an die schlafende Nachbarskatze herangetreten war. Die Katze hatte sich erschreckt und war aus liegender Position hochgeschnellt und hatte das Weite gesucht. Kai jedoch sah aus, als spränge er auf einem unsichtbaren Trampolin hin und her.
    Naomi schaffte die ersten höheren Sprünge erst nach mehreren Versuchen. Nach einer Stunde war sie völlig außer Atem. Sie hechelte, wobei ihr die Zunge aus der Schnauze hing. Müde legte sie sich unter die Ulme. Bevor sie die Augen schloss, blickte sie in den purpurnen Himmel. Die aufziehende Dämmerung tauchte die Wolken in ein kräftiges Orange-Rot. Die Nacht war vorüber.

Fünfzehn
     
    Naomi ging in Kais Wohnzimmer auf und ab. Ihr ganzer Körper schmerzte, sie war müde und hatte keine Ahnung, wie es nun weitergehen sollte.
    »Hier.« Kai streckte ihr eine Tasse Kaffee hin. »Soll ich dich danach nach Hause fahren?«
    Naomi ging ans Fenster und sah hinaus. Es versprach, ein schöner Frühlingstag zu werden. Die ersten Sonnenstrahlen erhellten den Himmel, der bereits azurblau schimmerte. »Und dann? Wie erkläre ich mein Verschwinden? Die Kratzer und blauen Flecke?«
    »Du kannst gerne noch hier bleiben. Aber irgendwann musst du mit Roman reden.« Kai setzte sich auf das Sofa.
    »Was würdest du tun?« Naomi drehte sich zu ihm um. »Was würdest du sagen?«
    Kai atmete hörbar aus. Er sah auf den Boden und schien zu überlegen. Naomi nickte. Er wusste es also auch nicht. Sie schob die Ausreden hin und her. Ein wichtiger Hilferuf einer Freundin? Das wäre eine Möglichkeit, wenn sie außer Alice noch eine Freundin hätte. Außerdem lag ihr Handy im Studio. Ein Unfall? Eine akute Blinddarmentzündung? Ein plötzliches Koma? Dann läge sie im Krankenhaus. Eine Panikattake? Amnesie?
    »Hast du einen Internetanschluss? Ich muss etwas nachsehen.« Gab es vielleicht eine zeitlich begrenzte Amnesie, die sich mit Panik ankündigte? Damit könnte sie ihr Verschwinden begründen. Sie könnte erklären, sie sei in verwirrtem Zustand in den Wald gelaufen, bis Kai sie am darauf folgenden Morgen entdeckt hätte. Damit wären die Kratzer und Flecken erklärt. Da sie sich nicht erinnern konnte, wo sie gewesen war und warum sie an einem Waldrand in Stillwater aufgefunden worden war, sei sie bei ihm geblieben, bis die Erinnerung endlich zurückgekommen war.
    Ohne zu fragen, was sie vorhatte, öffnete Kai einen Schrank, zog seinen Laptop heraus und schloss ihn an. Naomi wartete ungeduldig, bis die Internetverbindung stand und der Browser sich öffnete. In die Suchmaske gab sie das Wort Amnesie ein. Naomi klickte von Seite zu Seite, bis sie zufrieden nickte. Hier stand: eine transiente globale Amnesie sei eine vorübergehende Amnesie, die Gedächtnisverlust, Orientierungsstörungen und Verwirrtheit hervorrufe. Selbst die Erinnerung an vorangegangene Ereignisse sei davon betroffen. Das war perfekt!
    Kai beugte sich über sie und sah ihr über die Schulter. »Nach was suchst du denn?«
    Naomi las auf deutschen Internetseiten. Sie übersetzte und erklärte ihm grob ihren Plan. »Das könnte doch funktionieren, oder?«
    Kai legte die Stirn in Falten. »Könnte sein.

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