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Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters

Titel: Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe , luebbe digital
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Sie sind vorläufig festgenommen.«

34

    Der Graf schaute mich von der Seite an und legte die Stirn in Falten. »Sie sehen nicht aus, als sei das eine tolle Story für Sie. Ist doch alles prima gelaufen.«
    »Für wen?«
    Irgend etwas störte mich. Ich konnte nicht sagen, was, aber mein Kobold saß im Glockenturm und läutete Sturm. Das ganze Szenario hatte unwirklich und inszeniert auf mich gewirkt.
    »Kommen Sie«, hakte sich der Graf bei mir unter. »Wir holen Ihre Sachen aus der Pension. Da können Sie nicht mehr bleiben. Seien Sie ein paar Tage mein Gast.«
    Er zog mich gerade aus der Tür, als Oberstaatsanwalt Matthis hinterherrief: »Pater Lutz, halt ...«
    Der Graf verstärkte seinen Druck auf meinen Arm und schob mich die Treppe zum Ausgang hinunter.
    »Graf Este«, tönte es vom Treppenabsatz.
    »Was ist denn noch?«, drehte er sich um. »Ich habe jetzt Hunger und Durst und noch mit meinem Freund hier zu reden.«
    Matthis kam die Stufen herabgesprungen.
    »Ich wollte mich noch für die Zusammenarbeit bedanken. Hätte für Sie nicht besser laufen können ... diesen Simonte kriege ich auch noch irgendwie. Der Banker und Frau Solvay weisen ähnliche Todesmerkmale auf. Es ist die Handschrift eines Mörders, der sich irgendwann verraten wird. Auf jeden Fall kann ich jetzt verhindern, dass dieser Winkeladvokat weiterhin als unbescholtener Bürger durchgeht.«
    Er klopfte dem Grafen auf die Schulter und wünschte uns einen schönen Abend.
    Orchus wartete am Wagen und hielt uns die Tür auf.
    »Schauen Sie nicht so vorwurfsvoll fragend«, knurrte mich der Graf an, »Sie sehen wie ein beleidigter Basset aus, dem man die Futterdose nicht aufgemacht hat. Werd’s Ihnen noch erklären. Los, Orchus, zur Pension Gerster, und dann nichts wie weg hier.«
 
    Wir hatten die Stadtgrenze von Colmar passiert und fuhren nach Norden.
    »Erinnern Sie sich noch, was ich Ihnen mal dringend angeraten habe«, eröffnete der Graf das Gespräch, nachdem er seither keinen Laut mehr von sich gegeben hatte.
    »Nein. Sie haben so viel wirres Zeug von sich gegeben, dass das bei mir durch die Zensur gefallen ist.«
    Er schmunzelte und ließ sich von Orchus das Zigarrenetui reichen.
    »Rauchen wir auf den Frieden?« Er hielt mir eine Zigarre hin. »Den Cognac gibt’s nachher ... und als Belohnung eine Überraschung.«
    »Belohnung? Für was?«
    »Dass Sie so schön brav stillgehalten und mitgespielt haben. So wie ich es Ihnen geraten hatte.«
    »Kunststück, wenn ich laufend entführt und mundtot gemacht werde«, murrte ich ungehalten.
    »Na, na. Dafür haben Sie jetzt zwei exklusive Storys, die Sie in Ihrem Verlag ganz nach oben bringen werden. Aber Scherz beiseite. Sie gehörten zu meinem Plan, und da konnte ich Sie Hitzkopf nicht tun lassen, was Sie wollten.«
    Er öffnete das Fenster einen Spalt, um unseren Qualm aus dem Wagen zu lassen.
    »Mein Name ist Bond. James Bond.«
    Er wartete auf eine Reaktion von mir und versuchte mit aufgeblasenen Backen ein Lachen zu unterdrücken, konnte aber nicht lange widerstehen und prustete los. Auch Orchus sah ich das erste Mal seinen Mund zu einem Grinsen verziehen.
    Nachdem er sich die Tränen aus den Augen gewischt hatte und wieder zu Atem gekommen war, versuchte er wieder sein Brummbärgesicht aufzusetzen.
    »Im Ernst. Ich bin Agent des Heiligen Stuhls und weltweit hinter schwarzen Schafen in den Führungsebenen der Kirche her. Dieses Mal war es der Erzbischof, den wir schon seit Jahren im Verdacht hatten, krumme Geschäfte zu machen. Wir konnten ihm aber nichts beweisen, da er sich geschickt immer hinter jemand versteckte. Und das war Simonte. Da ein Erzbischof so etwas wie diplomatische Immunität genießt, konnten wir nur über Simonte an ihn ran. Den Rest haben Sie heute erlebt.«
    Ich war mir nicht klar, ob ich das glauben konnte. Aber mein Kobold schwieg.
    »Das war also heute eine Inszenierung?«, fragte ich misstrauisch.
    Er nickte. »Genau. Die Staatsanwaltschaft kam mit den Morden nicht weiter und ich nicht mit dem Erzbischof. Also haben wir das Testament meines Bruders etwas verändert. Wie Sie gesehen haben, hat es perfekt funktioniert. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann Matthis Simonte geknackt hat. Für mich ist nur wichtig, dass der über Lisa keinen Zugriff auf mein Vermögen bekommt.«
    »Zugriff auf Ihr Vermögen? Testament verändert? Wie soll ich das verstehen, und wer sind Sie nun wirklich? Ein gräflicher Priester, ein priesterlicher Graf oder ein dubioser

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